Vorstellungsgespräch: Das Zusammenspiel von Mimik, Gestik und Körpersprache

Die meisten Bewerber meinen, für den erfolgreichen Verlauf eines Vorstellungsgesprächs sei die richtige Kleidung neben fachlicher Qualifikation das entscheidende Kriterium. Aspekte wie Mimik, Gestik und Körpersprache werden in diesem Zusammenhang jedoch vollkommen unterschätzt. Deren Bedeutung und wie bestimmte Dinge von ihren Gesprächspartnern gedeutet werden können, lesen Sie hier.

Der Kleidung eines Bewerbers kommt in jedem Fall eine hohe Bedeutung im Vorstellungsgespräch zu, aber selbst das angemessenste, bestsitzende Outfit bleibt wirkungslos, wenn der Bewerber seinen ersten äußerlich guten Eindruck nicht auch noch effektiv durch Mimik, Gestik und Körpersprache unterstreicht.

Vorstellungsgespräch: Die Mimik
Der Gesichtsausdruck ist von entscheidender Bedeutung. Offenheit und Freundlichkeit ist zwar wesentlich besser als ein mürrischer Gesichtsausdruck mit herabgezogenen Mundwinkeln, der chronisch schlechte Laune und Unzufriedenheit ausdrückt, aber ein permanentes Dauergrinsen wirkt schnell unnatürlich und gekünstelt.

Aus diesem Grunde ist ein Lächeln zwischendurch erlaubt, wenn es zur Situation passt, aber ein ständiges Lächeln, auch wenn es unangemessen ist (z. B. weil gerade Lücken im Lebenslauf des Bewerbers angesprochen werden), wirkt in solchen Zusammenhängen kontraproduktiv.

Grundsätzlich gilt: Natürlich bleiben! Wenn Sie von Natur aus etwas ernster auf andere wirken, ist das vollkommen in Ordnung, Sie sollten also nicht versuchen, sich ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, auch wenn Ihnen gar nicht danach zumute ist und es auch nicht Ihrem Typ entspricht.

Ein K. O.-Kriterium ist jedoch neben einem mürrischen oder gar arroganten Ausdruck auch das ständige Fixieren des Gesprächspartners mit den Augen oder im umgekehrten Fall das ständige Umherschweifen der Blicke im Zimmer bzw. permanent fehlender Blickkontakt. Dies deutet auf Unsicherheit und ggf. auf Unstetigkeit hin.

Die Bedeutung der Gestik
Manche Kandidaten unterstreichen das Gesagte oft mit den Händen, sodass sie besonders temperamentvoll und lebhaft wirken. In einem gewissen Rahmen ist hiergegen nichts zu einzuwenden, aber ständiges Herumfuchteln mit den Armen oder   theatralische Gesten wie auf einer Bühne lassen den Bewerber in einem nervösen, unruhigen, unnatürlichen, mitunter auch selbstverliebten Licht erscheinen.

Eine angemessene Selbstdarstellung ist vollkommen in Ordnung, aber wenn es eher wirkt wie in einem Theaterstück, könnte beim Personaler der Verdacht entstehen, dass der Kandidat viel zu sehr mit sich selbst und weniger mit seiner Arbeit bzw. dem Kontakt zu seinen Teammitgliedern beschäftigt ist. Ggf. wird einem Bewerber dann die Team- und Kooperationsfähigkeit abgesprochen.

Ebenso negativ wirken verschränkte Arme vor der Brust (Abwehrhaltung), geballte Fäuste (Angriff, Verärgerung), Hände unterm Tisch (der Kandidat hat möglicherweise etwas zu verbergen) oder ständiges Abwischen der Handflächen an den Oberschenkeln der Hose bzw. des Rocks (zu große Nervosität und Unsicherheit). Am günstigsten ist es, wenn sie die Hände ggf. übereinander vor sich auf dem Tisch liegen haben.

Die Körpersprache und ihre Bedeutung im Vorstellungsgespräch
Die Unterlagen eines Bewerbers können noch so gut sein, das Outfit noch so gepflegt und der jeweiligen Branche angemessen: Kandidaten, die sich lässig im Stuhl herumlümmeln, werden ebenso wenig gerne gesehen wie Bewerber, die stocksteif mit geradem Rücken in unnatürlicher Haltung auf ihrem Stuhl sitzen.

Zuviel Lässigkeit lässt auf mangelnde Ernsthaftigkeit hinsichtlich der beruflichen Ziele schließen, stocksteife Körperhaltungen wiederum wirken gekünstelt, unnatürlich und können den Eindruck erwecken, dass der Bewerber nicht in der Lage ist, mit Kunden, Vorgesetzten und Kollegen angemessen sozial zu interagieren.

Eine zusammengekauerte Körperhaltung, also wie das berühmte Huhn, wenn’s donnert, deutet auf große Angst und Unsicherheit hin. Im ungünstigsten Fall denkt der Personalchef, dass diese Angst möglicherweise aus (partiell) gefälschten Bewerbungsunterlagen resultiert.

Auch steif zusammengekniffene Beine, die unterhalb der Knie möglicherweise noch wie ein X auseinander laufen, deuten auf Verkrampfung hin. Breitbeiniges Sitzen wird als zu lässig und bisweilen provokativ empfunden und könnte den Eindruck entstehen lassen, dass es mit der sozialen Kompetenz des Kandidaten nicht allzu weit her ist. Auch nervöses Herumzappeln (Schulterkreisen, auf dem Stuhl herumrutschen u. ä.) hinterlässt keinen guten Eindruck.

Bleiben Sie natürlich!
Abgesehen von den Komponenten Qualifikation, Berufserfahrung, äußeres Erscheinungsbild, Mimik, Gestik und Körpersprache ist auch die Sprache an sich entscheidend. Jemand, der ständig im Stil von Dieter Bohlen oder Mario Barth kalauert und an praktisch allem etwas auszusetzen hat, wird ebenso abgelehnt wie jemand, der alle Antworten auf alle möglichen Fragen, die im Vorstellungsgespräch kommen können, anhand unterschiedlicher Bewerbungsratgeber auswendig gelernt zu haben scheint.

Sprechen Sie so, wie Sie normalerweise auch sprechen und vergleichen Sie die Situation mit der eines Schauspielers: Er muss zwar seinen Text beherrschen, aber die Szene wird erst authentisch, wenn er den Text mit den richtigen Zusätzen unterstreicht (also Mimik, Gestik usw.) und dabei natürlich wirkt.

Filme, bei denen der Schauspieler hölzern agiert oder sich so verhält, wie sich kein normaler Mensch, der im realen Leben in dieser Situation ist, kommen nicht gut beim Publikum an und analog verhält es sich auch so mit Bewerbern, die alles krampfhaft richtig machen wollen und sich selbst dabei aber zu vergessen scheinen.