Bewerbungsschreiben: Auf die Stellenanzeige konkret eingehen

Viele Bewerber verfassen eher austauschbare Anschreiben, die zwar im Allgemeinen auf ein bestimmtes Berufsbild passen, die jedoch keinerlei Bezug konkreten Bezug zur Stellenanzeige und zum Unternehmen selbst nehmen. Eine Vielzahl von Bewerbungsschreiben ist somit beliebig austauschbar.

Dass standardisierte, beliebig gegeneinander austauschbare Anschreiben bei Personalern nicht besonders gut ankommen und zu seiner Absage führen, liegt auf der Hand. Es entsteht vielmehr der Eindruck, dass sich der Kandidat nach dem Gießkannenprinzip bewirbt in der Hoffnung, dass ein Unternehmen schon Interesse bekunden wird und dass es dem Bewerber relativ egal ist, in welcher Branche und welchem Unternehmen er tätig ist – Hauptsache, eine Bewerbung ist versendet worden.

Bewerbungsschreiben: Muss- und Kann-Kriterien in Stellenanzeigen
Je ausführlicher eine Tätigkeit in der Anzeige beschrieben wird und je weiter oben sie in der Auflistung der gewünschten Fähigkeiten sie steht, desto mehr kann dieser Unterpunkt als obligatorisch geforderte Kompetenz des Bewerbers angesehen werden. Oft werden solche Muss-Kriterien durch Worte wie "unabdingbar", "(Grund-)Voraussetzung" oder "zwingend erforderlich" untermauert.  

Gewünschte Fähigkeiten, also die so genannten Kann-Kriterien stehen meist weiter unten in der Auflistung. In diesem Zusammenhang werden oft Worte wie "wünschenswert (aber nicht Bedingung)" oder "von Vorteil" verwendet.  

Der Bewerber sollte, bevor er mit der Erstellung der Unterlagen beginnt, kritisch prüfen, ob er alle in der Annonce geforderten Muss-Kriterien tatsächlich erfüllt. Es wirkt beispielsweise ignorant, wenn sehr gute englische Sprachkenntnisse als Einstellungsvoraussetzung genannt werden, da die Unternehmenssprache Englisch ist, der Bewerber aber lediglich über Schulkenntnisse oder erweiterte Grundkenntnisse der englischen Sprache verfügt.  

Wenn ein Kann-Kriterium nicht oder nicht vollumfänglich erfüllt ist, kann jedoch trotzdem eine Bewerbung an das Unternehmen gesendet werden. Stattdessen könnte der Kandidat vergleichbare adäquate Kenntnisse und Fähigkeiten im Anschreiben erwähnen.    

Bewerbungsschreiben: Vermeidung von Allgemeinplätzen
Um eine Austauschbarkeit der eigenen Anschreiben an jedes x-beliebige Unternehmen zu vermeiden, sollten einige Allgemeinplätze, die über die persönlichen und sozialen Kompetenzen des Bewerbers aber nichts aussagen, nicht aufgenommen werden.   Hierzu zählen unter anderem Phrasen wie:  

  • flexibel und belastbar
  • neuen Herausforderungen gegenüber aufgeschlossen
  • analytisches Denkvermögen
  • kommunikationsstark und initiativ.

Sehr negativ wird der Ausdruck "kommunikativ" gewertet, da hiermit nicht positive Attribute wie Argumentationsstärke, Kontaktfreude und Sachlichkeit assoziiert werden, sondern eher die "Klatschbase vom Dienst", die stundenlang Privatgespräche führt und im ungünstigsten Fall noch per Flurfunk Gerüchte streut.  

Weitere Leitfragen, die das Verfassen des Bewerbungsschreiben erleichtern können
Neben den bereits genannten Aspekten können die im Folgenden aufgeführten Leitfragen hilfreich sein:  

  • Welche meiner Kompetenzen ist in genau diesem Unternehmen für exakt diese Position gefragt? Welche Aspekte sollten in Bezug auf Ausschreibung und Unternehmen besonders betont werden, welche können im konkreten Fall vernachlässigt werden?

 

  • Wichtig ist hierbei, sich auf das Wesentliche zu beschränken und nicht alle Fähigkeiten aufzuzählen, die der Kandidat jemals in seinem Berufsleben erworben hat. Sicherlich ist es positiv, wenn eine Sekretärin auch mit DATEV umgehen kann – wenn für die ausgeschriebene Position aber keine DATEV-Kenntnisse verlangt werden, muss dies auch nicht im Anschreiben erwähnt werden. Es genügt eine kurze Nennung im Lebenslau

 

  • Lohnt es sich, ein ehrenamtliches Engagement, ein Praktikum oder eine studienbegleitende Tätigkeit zu erwähnen, die die eigene Kompetenz als der/die Richtige für die Besetzung der Stelle untermauert?

 

  • Möchte ich genau bei dem Unternehmen, das die Anzeige geschaltet hat, arbeiten? Wieso möchte ich dort arbeiten? Sagt mir der Wirtschaftszweig zu, die in der Branche vorherrschende Unternehmenskultur? Was weiß ich über das Unternehmen? Zur Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch ist das Einholen näherer Informationen über die Firma ohnehin unerlässlich, da sich der Kandidat trotz guter Unterlagen schnell ins Abseits bugsieren kann, wenn der Interviewer im Gespräch merkt, dass der Bewerber so gut wie nichts über das Unternehmen weiß bzw. nur über sehr globale Informationen verfügt. "Sie machen irgendwas mit IT…" – dies ist nicht gerade die Antwort, die den Bewerber in die engere Auswahl kommen lässt.  

Prüfen Sie kritisch: Sind die Formulierungen zeit- und situationsgemäß? Eine übertrieben "hippe" Sprache ist genauso unangebracht wie gestelzte, unnatürlich wirkende Sätze oder ein sehr konservativer Stil. Lassen Sie Ihre Unterlagen in jedem Fall noch einmal von einer anderen Person gegenlesen, denn einem Außenstehenden fallen neben möglichen Tipp-, Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern auch sprachliche Holprigkeiten (Widersprüche, zu lange Schachtelsätze, Unklarheiten, doppeldeutige Formulierungen etc.) auf.