Wie recherchiere ich im Alltag für einen Roman?

Sie möchten einen Roman schreiben? Möglichst schnell soll er fertig sein, am besten in einem Jahr. Geht das überhaupt? Dabei spielen folgende Punkte eine Rolle: Ihr persönliches Arbeitstempo, Ihre Erfahrung, die Herangehensweise und die Struktur des Romans. Und Ideen müssen Sie haben. Aber woher sollen die kommen? Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie für einen Roman recherchieren.

Recherchieren Sie im Alltag

Ob 365 Tage genügen, hängt vor allem auch davon ab, wie lange und gründlich Sie Stoff sammeln wollen und müssen. Ein Roman, der nicht oberflächlich sein soll, kommt kaum ohne gründliche Recherche aus. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten.

Der einfachste Weg: Betrachten Sie Ihre eigene Biografie, Ihre Familie und den Freundes- und Bekanntenkreis. Suchen Sie nach Vorbildern. Klopfen Sie sie daraufhin ab, inwieweit sie tauglich sind für Ihre Romanidee. Die Vorbilder im Buch eins zu eins zu übernehmen, empfiehlt sich nicht. Zu leicht könnte es zu Ärger bis hin zum Rechtsstreit kommen.

Machen Sie einen Versuch: Setzen Sie sich an einem freien Sonntag – oder wann immer Sie Zeit und Lust haben – hin und schreiben Sie alles auf, was Ihnen spontan einfällt, wenn Sie an Ihr Leben zurückdenken. Beschreiben Sie Menschen,  über die Sie sich geärgert oder in die Sie sich verliebt haben.

Beschreiben Sie Orte, an denen Sie gewesen sind und die Sie fasziniert haben, weil Sie besonders schön, aufregend, gefährlich oder auch extrem hässlich waren. Notieren Sie auch Fantasien und Träume, die Sie so leicht niemandem verraten würden. Später können Sie dieses Rohmaterial abändern und verfremden, um es für Ihren Roman zu gebrauchen.

Was bringt die Erfahrung?

Natürlich hängt das Gelingen in einem Jahr auch davon ab, wie schnell Sie arbeiten, wie viel Erfahrung im Schreiben Sie haben. Erfolgsautoren bringen oft jedes Jahr einen neuen Roman auf den Markt. Oft bleibt ihnen vertragsbedingt keine andere Wahl – sie müssen es können. Ob die Folgeromane unter Zeitdruck immer so gut geraten, wie die Leser es gern hätten, ist allerdings eine andere Frage.

Vorbilder

Kleben Sie zu sehr am Vorbild, schränken Sie Ihre persönliche Kreativität unnötig ein. Besser ist es, mehrere Vorbilder zu vermischen und dadurch zu fiktiven Personen, Situationen oder Schauplätzen zusammenzufügen.

Wie extrem es ausfallen kann, wenn man eigene Lebenserfahrungen oder Traumata in seine Bücher einbringt, beschreibt die Autorin Louise Doughty in Ihrem Buch "Ein Roman in einem Jahr", erschienen im Autorenhaus-Verlag, an einem Beispiel. Als sie nach einem Unfall blutend im Krankenwagen lag, wollte sie sich unbedingt merken, wie sich echter(!) Schmerz anfühlt. Das wollte sie später in einem Buch verwerten. – Sie hat es getan.

Legen Sie sich einen Fundus an

Gewöhnen Sie sich daran, für weniger dramatische Fälle ständig ein Notizbuch mit sich herum zu tragen. Wie auch immer Sie Ihre Erfahrungen sammeln, notieren Sie die eindrücklichsten. So schreiben Sie sich mit der Zeit einen großen Fundus zusammen, aus dem Sie schöpfen können. Vergessen Sie nicht, die einzelnen Impressionen thematisch zu ordnen. Das kann durch die Baumstruktur in Ihrem PC geschehen oder mit einem herkömmlichen Karteikasten und Karteikarten.

So vorbereitet, sollte es gelingen, das Material zu Szenenplänen und Kapiteln zusammenzustellen und mit Hilfe einer Struktur, wie dem klassischen Drei-Akt-Modell, in einem Jahr einen vollständigen ersten Entwurf oder First Draft für Ihren Roman zu verfassen.