Mistel als Weihnachtsschmuck und Heilpflanze nutzen

Die Mistel, ein beliebter Weihnachtsschmuck, hat eine sagenumwobene Vergangenheit. Wer sich unter einem Zweig in England oder Amerika trifft, darf sich gerne küssen. Neben ihrer schmückenden Funktion kann sie aber auch als Heilpflanze eingesetzt werden.

Kisses under the mistletoe

In der Weihnachtszeit werden nicht nur in England die Zimmer mit Mistelzweigen geschmückt. Längst hat die dekorative Pflanze auch bei uns Einzug gehalten, nicht jedoch der Brauch, sich unter den aufgehängten Zweigen zu küssen, wie in England oder den USA üblich. Dort dürfen indes die Küsse je nach Anzahl der perlengleichen Früchte, welche an den Zweigen hängen, verteilt werden.

Mystische Pflanze

Die Mistel (Viscum album) umgibt, bedingt durch ihr Wachstum in luftiger Höhe als Halbschmarotzer, schon seit der Antike eine Aura des Geheimnisvollen. Gilt sie zum einen als heilkräftige, Geister abwehrende Pflanze und als Fruchtbarkeits-Symbol, so spielt sie andererseits in der altgermanischen Mythologie eine unrühmliche Rolle. Ein Zweig des Donner- oder Hexenbesens tötet den Göttersohn Balder. Mit ihm verschwanden die Schönheit, das Glück und die Unschuld aus der Welt.

Die Mistel als Heilpflanze

Die Mistel galt in der Antike als Heilmittel. Sowohl der griechische Arzt Hippokrates als auch der römische Gelehrte Plinius der Ältere empfahlen die Mistel als Arznei gegen Schwindel und Epilepsie. Keltische Druiden ernteten die für sie heiligen Pflanzen mit goldenen Sicheln, wobei die Misteln nicht zu Boden fallen durften. Auch heute noch werden Misteln in der Medizin eingesetzt. Gleichwohl sollte sich nicht jeder als Druide versuchen, denn Misteln sind giftig.

Ein Tee aus Mistelkraut kann gegen Arteriosklerose, zur Blutdrucksenkung, Krampflösung, gegen leichtes Schwindelgefühl und zur Nervenberuhigung verabreicht werden. Ob die Inhaltsstoffe Viscotoxine, Lektine und Flavonoide das Immunsystem bei Krebserkrankungen unterstützen, ist immer wieder umstritten. Eine Selbstmedikation sollte wegen der Giftigkeit der Pflanze, insbesondere der Beeren, unterbleiben.

Misteln im Garten

Wer sich einen Mistelhorst im Garten in erreichbarer Höhe ziehen will, wappne sich mit Geduld. Bis der Epiphyt einen Durchmesser von ca. 50 cm erreicht hat, vergehen etwa zehn Jahre. Auch kommt es sehr genau darauf an, auf welcher Baumart man die zerquetschten Beeren in die Rinde an Astgabelungen reibt. Nicht jede Mistel nistet auf jeglichem Baum.

In Europa sind drei Mistelarten heimisch. Die Laubholz-Mistel bevorzugt Bäume mit weicherem Holz, wie Apfelbäume, Pflaumen, Weiden, Linden und Ahorn. Auf Walnuss-, Birnen- und Kirschbäumen, Eschen, Ulmen, Rot- und Hainbuchen findet man sie eher selten. Auf Eichen gedeiht nur die Eichenmistel (Loranthus europaeus). Diese Art hat gelbe Beeren und ist im Winter kahl. Tannen- und Kiefern-Misteln tragen ihren Wohnort im Namen.

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