Bandscheibenvorfall ohne Operation – diese 6 Maßnahmen helfen

Ein operativer Eingriff bei einem Bandscheibenvorfall ist heutzutage relativ selten. Diese Erkrankung heilt dank einer Vielzahl konservativer Behandlungsmethoden in den meisten Fällen innerhalb von sechs bis sieben Wochen von selbst. Erfahren Sie hier, welche 6 Maßnahmen helfen können.

Folgende Behandlungsarten und Strategien haben sich bei der Therapie bewährt und bieten oftmals gute Alternativen zu einer Operation:

  1. eine gute Schmerztherapie
  2. Injektionen
  3. in Bewegung bleiben
  4. Physiotherapie
  5. Reiztherapie
  6. Fernöstliche Therapien

Bandscheibenvorfall – was ist das überhaupt?

Die Bandscheiben sind flexible Knorpelverbindungen zwischen den einzelnen Wirbeln der Wirbelsäule. Durch Verschleiß oder Überlastung kann es passieren, dass diese Scheiben verrutschen und in den Wirbelkanal eindringen. Dort drückt die Bandscheibe auf das Nervengewebe und kann starke, stechende Schmerzen auslösen, die je nach dem betroffenen Bereich in Arme, Beine oder den Nacken ausstrahlen.

1. Beim Bandscheibenvorfall gezielt den Schmerz bekämpfen

Eine erfolgreiche Schmerztherapie ist das A und O bei einem Bandscheibenvorfall. Denn nur, wenn Sie sich schmerzfrei bewegen können, können Sie erfolgreich an weiteren Therapiemaßnahmen teilnehmen. Ein Schmerzmittel in Kombination mit Entzündungshemmern sorgt zudem dafür, dass das gereizte Gewebe im Bereich des Bandscheibenvorfalls abschwillt und sich die Bandscheibe schneller in ihre ursprüngliche Lage zurückbilden kann.

Ihr Hausarzt oder Internist greift bei einem Bandscheibenvorfall in der Regel zuerst auf Antiphlogistika zurück. Das sind Medikamente, deren Wirkstoffe den Schmerz lindern, abschwellend wirken und die Muskulatur entspannen. Dazu gehören Diclofenac, Ibuprofen und Indometacin. In schwereren Fällen kann Ihnen Ihr Arzt bei einem Bandscheibenvorfall zusätzlich Kortikosteroide (Kortison) mit besonders stark abschwellender Wirkung verschreiben.

2. Minimalinvasive Therapie und Spritzenprogramm bei Bandscheibenvorfall

Sind bei Ihrem Bandscheibenvorfall Nerven eingeklemmt, kann das zu heftigen Nervenschmerzen im Rückenbereich und den Extremitäten führen. Ein bekanntes Beispiel ist das Ischiassyndrom, eine Reizung des Ischiasnervs. Bei diesen starken Schmerzen hat sich eine minimalinvasive Therapie mit gezielten Injektionen im Wirbelsäulenbereich bewährt.

Je nach Art der Schmerzen und Schwere des Bandscheibenvorfalls verwendet der Facharzt dabei verschiedene Injektionstechniken wie die Spinalnervenanalgesie, die epidurale Injektion oder die epidural-perineurale Injektion. Diese Spritzen enthalten wirksame Schmerzmittel oder Kombipräparate mit Schmerzmittel und Kortison zum Abschwellen und zur Hemmung der Entzündung.

Ziel dieser Spritzentherapie ist es, das Schmerzmittel möglichst nah an den erkrankten Teil der Wirbelsäule heranzubringen. Dadurch wirkt es genau an der Stelle, wo der Schmerz sitzt und betäubt die entsprechenden Nervenenden. Diese werden unempfindlich und Sie können sich wieder relativ uneingeschränkt und schmerzfrei bewegen.

3. Bleiben Sie bei einem Bandscheibenvorfall in Bewegung

Früher galt mehrwöchige Bettruhe als wirksame Therapie bei einem Bandscheibenvorfall. Inzwischen haben Forschungen ergeben, dass es viel gesünder ist, sich während dieser Erkrankung zu bewegen sowie die Rückenmuskulatur zu lockern und zu kräftigen. Am besten eignen sich dazu natürliche Bewegungsabläufe wie Gehen oder Laufen.

Die Vorteile auf einen Blick:

  • Gehen und vorsichtige Gymnastik bewegen die Wirbelsäule schonend. Diese Bewegung fördert die Durchblutung und massiert die Bandscheiben. Dadurch gelangen wichtige, heilungsfördernde Nährstoffe an die verletzten Stellen des Bandscheibenvorfalls.
  • Bewegung kräftigt die Muskulatur von Bauch und Rücken. Das wiederum führt zu einer gezielten Entlastung der Wirbelsäule und der Bandscheiben.
  • Beweglichkeit beim Bandscheibenvorfall tut der Seele gut und vermindert das Krankheitsgefühl

Auch spezielle Entspannungsübungen lockern verspannte Muskelpartien und entlasten die Wirbelsäule. Gerade bei starken Schmerzen ist die Stufenlagerung äußerst angenehm. Legen Sie dazu Ihre Unterschenkel auf einen Stuhl, einen Karton oder einen Sitzhocker, sodass Ober- und Unterschenkel in etwa einen 90°-Winkel bilden.

4. Physiotherapie – Massagen und Gymnastik beim Bandscheibenvorfall

Mit gezielter Physiotherapie können Sie in vielen Fällen eine OP beim Bandscheibenvorfall verhindern. In der Regel erhalten Sie dabei eine kombinierte Behandlung aus manueller Therapie, Krankengymnastik und Übungseinheiten an Geräten.

Manuelle Therapie umfasst spezielle Lockerungsübungen, Griffe und Massagen, mit denen der Krankengymnast gezielt gegen Verspannungen vorgeht und die Muskelpartien lockert.

Darauf folgen spezielle gymnastische Übungen, die Sie auch regelmäßig zu Hause ausführen sollten. Sie kräftigen die Muskulatur, fördern die Durchblutung des Rückens und können unter Umständen Schmerzen lindern.

Dazu kommen zum Abschluss gezielte Maßnahmen, um die Bauch- und Rückenmuskulatur aufzubauen. Denn eine kräftige Muskulatur stützt die Wirbelsäule bei Belastung und kann weiteren Bandscheibenvorfällen vorbeugen.

Auch nach einem abgeheilten Bandscheibenvorfall ist der Gang zum Physiotherapeuten von Vorteil. Im Rahmen einer Rückenschule lernen Sie, wie Sie sich im Alltag richtig bewegen und schwere Lasten rückenschonend heben.

5. Wärme, Kälte, Strom – Reiztherapie für Ihren Bandscheibenvorfall

Wie viele der oben genannten Maßnahmen ist auch die Wärmetherapie zur Entspannung ein bewährtes Mittel bei einem Bandscheibenvorfall. Dabei können Sie verschiedene Methoden wählen: Vom einfachen Wärmepflaster über ein heißes Bad sowie den Gang in die Sauna oder eine Infrarotkabine.

Eine besondere Form der Wärmeanwendung ist die Ultraschalltherapie, bei der Ultraschallwellen das Muskelgewebe zum Schwingen bringen und dadurch eine Wärmewirkung in der Rückenmuskulatur bewirken.

Sind bei Ihrem Bandscheibenvorfall in der Anfangszeit die Nerven stark gereizt, ist dagegen unter Umständen eine Behandlung mit Kältepackungen oder Gelkissen empfehlenswert.

Auch Strom gehört zu den schmerzlindernden Maßnahmen der Reiztherapie. Bei einem Bandscheibenvorfall hat sich vor allem der Einsatz eines TENS-Gerätes zur Schmerztherapie oder im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung bewährt. TENS steht für „transdermale elektrische Nervenstimulation“ und besteht aus einem batteriebetriebenen Gerät, das mittels Elektroden schwache Stromreize auf die Haut über den schmerzenden Bereichen abgibt. Das blockiert die Schmerzweiterleitung und sorgt dadurch für mehr Beweglichkeit und Wohlbefinden.

6. Fernöstliche Therapie – sanfte Hilfe beim Bandscheibenvorfall

Neben medizinischen und therapeutischen Maßnahmen bieten auch Anwendungen aus der fernöstlichen Medizin schonende Wege zu Schmerzfreiheit und erhöhter Lebensqualität bei einem Bandscheibenvorfall. Die Wichtigsten dabei sind Akkupunktur und Reiki.

Bei der Akkupunktur sticht der Therapeut feine Nadeln in bestimmte Stellen am Körper. Sie reizen die Gefäß-Nervenbündel, die an diesen Punkten zusammenlaufen. Dieser Reiz löst die Freisetzung von Endorphinen aus, die eine ähnlich schmerzlindernde Wirkung aufweisen wie einige Opiate. Da es sich um einen körpereigenen Stoff handelt, ist er gut verträglich und frei von Nebenwirkungen.

Reiki ist eine alte japanische Heilkunst und beruht darauf, Energie durch die Hände des Therapeuten in den Körper des Patienten fließen zu lassen. Dabei sollen dessen Selbstheilungskräfte aktiviert und Schmerzen gelindert werden.

Gut zu wissen: Die Kosten für die Akkupunktur bei akuten und chronischen Rückenschmerzen übernimmt in vielen Fällen die Krankenkasse. Denn die Wirksamkeit dieser Methode ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen. Reiki als Teilgebiet der Esoterik ist dagegen nicht anerkannt. Die Behandlungen müssen Sie selbst bezahlen.

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