K.o.-Tropfen – was tun im Fall des Falles?

Die Zahl der Sexualdelikte nach Verabreichung von K.o.-Tropfen steigt ständig. Wie wirken sie? Was sind die Symptome? Wie sollen sich Betroffene und ihre Begleitpersonen beim Verdacht auf unbemerkte Verabreichung verhalten?

Ein Szenario wie im Krimi. Eine Frau erwacht in einer ihr unbekannten Gegend. Verletzungen im Genitalbereich weisen auf eine Vergewaltigung hin. Leider ist diese Situation keine fiktive Handlung, sondern bittere Realität. Und das in zunehmendem Maße. Innerhalb von zwei Jahren haben sich die Verdachtsfälle verdoppelt, in denen zumeist jüngeren Frauen – Männer sind seltener Opfer – unbemerkt K.o.-Tropfen (Knockout-Tropfen, auch Date-Rape-Drogen) ins Getränk gemischt wurden.

Was sind K.o.-Tropfen?

Zwei chemische Substanzen werden K.o.-Tropfen genannt. Gamma-Hydroxy-Buttersäure (GHB, „Liquid Ecstasy“) wird als Medikament und Narkotikum eingesetzt und unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz. Gamma-Butyrolacton (GBL) ist eine Industriechemikalie, welche sich mit einigen chemischen Kenntnissen leicht in GHB umwandeln lässt. GHB ist geruch- sowie geschmacklos und deshalb nicht aus einem Getränk herauszuschmecken. Der Vertrieb erfolgt problemlos über das Internet. In Deutschland ist die Droge verboten. Weil Anbieter die Ware jedoch aus dem Ausland offerieren, sind deutsche Behörden zumeist machtlos.

Wie wirken K.o.-Tropfen?

Nicht bei jedem Konsument treten die gleichen Symptome auf. Wirkt das eine Opfer müde, verwirrt, benommen und klagt über Schwindelgefühle kann ein anderer überaus munter, aufgekratzt bis enthemmt erscheinen. Bei beiden Arten der Betroffenheit setzt der Stimmungsumschwung scheinbar grundlos ein. Die Reaktion setzt ca. eine halbe Stunde nach der Verabreichung ein. Im Zusammenwirken mit Alkohol kann es durch Atemstillstand zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.

Verhaltensweise im Verdachtsfall

Bemerkt eine Begleitperson eine derartige Stimmungslage, sollte man den Freund/die Freundin auf keinen Fall allein lassen. Besteht der Verdacht, dass K.o.-Tropfen appliziert wurden, sollte das Trinkglas zur Beweissicherung mitgenommen werden. Wichtig ist es, so schnell wie möglich eine Urinprobe zu sichern.

Ist jemand Opfer eines Sexualdeliktes geworden, sollte sofort die Polizei gerufen und ein Arzt konsultiert werden. K.o.-Tropfen sind nur für acht bis zwölf Stunden im Körper nachweisbar. Ein kleines Zeitfenster, in welchem der Beweis für den Einsatz des Betäubungsmittels gesichert werden kann. Zudem sind viele Opfer zu verwirrt oder scheuen aus falsch verstandenem Schamgefühl den Weg zur Polizei. Überdies können sich Betroffene oft kaum oder gar nicht an das Geschehen erinnern.

Prävention

Um auf die bislang unterschätzte Gefahr durch K.o.-Tropfen hinzuweisen, sollte dieses Thema insbesondere in Schulen erörtert werden. Informationen und Beratung erhalten junge Menschen etwa beim „Notruf für vergewaltigte Frauen“. Diese Einrichtung ist in fast allen Großstädten angesiedelt.

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