Homöopathie bei Fieber: Zwei Fälle aus der Praxis

In vielen Fällen akuter Infekte mit Fieber werden Fiebersenker gegeben, um die Patienten nicht "unnötig" leiden zu lassen. Auch homöopathische Mittel wie z. B. Belladonna können ein Fieber kurzzeitig senken, ohne dass der Heilungsverlauf positiv beeinflusst würde. Dies passiert dann, wenn das Mittel nicht gut gewählt war, sondern eher als Standardverschreibung gegeben wurde.

Bei Fieber das richtige Mittel wählen
Die typischen Fiebermittel wie Aconitum, Ferrum phosphoricum und Belladonna können zur Heilung einer Krankheit führen, wenn sie wirklich angezeigt sind. Dazu muss das Symptombild des Kranken genau mit dem Mittelbild übereinstimmen. Dann wird eine schnelle, sanfte und dauerhafte Heilung erzielt.

Der gesamte Gesundheitszustand des Patienten, also die Anfälligkeit für Infekte wird so gebessert. Denn die körpereigene Abwehr hat die Arbeit selbst erledigt, ohne unnötig behindert worden zu sein. Dies zeigen die folgenden beiden Fälle.

Fall 1: Mandelentzündung mit Fieber
Ich werde zu einem Hausbesuch gerufen. Ein dreijähriges Mädchen hat 40 Grad Fieber, erzählt die Mutter am Telefon. Das Kind begann am Vormittag erste Anzeichen zu zeigen, mit viel Jammern, Wutausbrüchen und Schreien ohne ersichtlichen Grund. Am Nachmittag entwickelte sich das Fieber. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass sie hochrote Mandeln und einen unangenehm riechenden Atem hat.

Sie streckt die Zunge leicht heraus, so dick sind die Mandeln geschwollen. Noch auffälliger ist aber, dass ich das Kind kaum berühren kann, es sich nur von der Mutter anfassen lässt und dass es ständig weint und dazwischen laut aufschreit. Dazu scheint das Mädchen sehr lichtempfindlich zu sein.

Ich verschreibe Belladonna C30, woraufhin das Kind innerhalb von 5 Minuten einschläft und bis zum Morgen ruhig durchschläft. Das Fieber steigt in der nächsten Nacht noch einmal auf 40 Grad und das Mädchen steht im Bett und greift nach etwas "Unsichtbarem". Offensichtlich deliriert es. Eine Wiederholung von Belladonna C30 wirkt wieder umgehend. Innerhalb von drei Tagen ist die Mandelentzündung vorüber und das Kind erholt sich sehr schnell.

Fall 2: Blasenentzündung mit Fieber
Eine Mutter kommt mit ihrem 2 ½ jährigen Mädchen in die Praxis, das lauthals "Aua" schreit. Die Mutter vermutet eine Blasenentzündung wegen des stechenden Uringeruchs. Das Mädchen zeigt Schmerzen im Bereich der Nieren an und lässt sich von mir nicht untersuchen. Bei jeder Berührung schreit es laut auf.

Der Zustand ist sehr heftig, das Kind hat 39,5 Grad Fieber, ich mache mir ernsthafte Sorgen. Die Mutter berichtet, dass sich alles auf dem Weg zur Praxis verschlimmert hat und meint, dass das Rütteln beim Fahren mit dem Buggy über Kopfsteinpflaster besonders schlimm war.

Ich schicke die Mutter ins Krankenhaus und gebe ihr eine Gabe Belladonna C30 mit, die sie dem Kind in Wasser aufgelöst alle halbe Stunde schluckweise verabreichen soll. Auf dem Weg ins Krankenhaus schläft das Mädchen ein. Bei der Urin- Untersuchung nach 4 Stunden (!) stellt sich heraus, dass es sich um eine fieberhafte Blasenentzündung ohne Nierenentzündung handelt.

Das Kind erholt sich in den nächsten zwei Tagen zusehends. Das Fieber steigt aber immer wieder an, Belladonna scheint nicht mehr zu wirken. Nach zwei Tagen verschreibe ich das Mittel Berberis in einer C30, was zu einer schnellen und komplikationslosen Heilung der Blasenentzündung führt.

Fazit:
In beiden Fällen war ein typischer Belladonna-Zustand zu erkennen: Rot, heiß, heftig. Im zweiten Fall war nach einiger Zeit ein Mittelwechsel erforderlich, da die Blasenentzündung sich nicht gänzlich mit Belladonna heilen ließ. Solche Verschreibungen und Entscheidungen sind für Laien nicht einfach. Deshalb lohnt es sich fast immer, auch in akuten Fällen eine(n) HomöopathIn aufzusuchen.