Was ist eigentlich ein Spin-Off?

Bei einem Spin-Off, oder auf Deutsch einer Abspaltung, gliedert ein bestehendes Unternehmen ein oder mehrere Teile des Betriebes als selbstständige Firmen aus. Handelt es sich beim ausgliedernden Unternehmen um eine Aktiengesellschaft, erhalten die Altaktionäre einen Ausgleich.

Dieser Ausgleich kann entweder darin bestehen, dass man Gratisaktien des Spin-Off-Unternehmens erhält oder zumindest das Recht bekommt, die neuen Anteile bevorzugt zu erwerben. Der Altaktionär erhält dann sogenannte Bezugsrechte. Kann oder will er keine neuen Anteile erwerben, besteht die Möglichkeit, die Bezugsrechte an der Börse zu verkaufen. Hintergrund dieser Vorgehensweise ist, dass Alt-Aktionären durch eine Abspaltung keine finanziellen Nachteile entstehen sollen.

Einen Nachteil haben Spin-Offs für Aktionäre meistens dennoch, vor allem, wenn es sich um ein Spin-Off eines ausländischen Unternehmens handelt. Denn das Finanzamt sieht je nach rechtlicher Grundlage in einer Abspaltung meist eine steuerliche Gewinnverteilung, sprich einen Kapitalertrag, der dem Aktionär zufließt und den er dann versteuern muss. Dass die Aktien des Alt-Unternehmens durch die Abspaltung an Wert verlieren, ist für die Finanzbehörde dabei egal.

Da Spin-Offs fast immer frühzeitig angekündigt werden, sollten betroffene Aktionäre prüfen, ob es Sinn macht, die Aktien eines Unternehmens vor der Abspaltung zu verkaufen und sie – wenn man von der Firma überzeugt ist – nach der Abspaltung wieder zurückzukaufen. Auch Aktien vom abgespalteten Teil können dann nach dem Börsengang gekauft werden.

Dabei sind aus Sicht des potenziellen Verkäufers allerdings verschiedene Punkte zu bedenken: Zum einen fallen sowohl für den Verkauf als auch den Kauf der Aktien Gebühren an. Zum anderen verliert man u. U. die Steuerfreiheit auf Kursgewinne, wenn man die betroffenen Aktien vor der Einführung der Abgeltungssteuer 2009 erworben hat.

Ob es besser ist, die Aktien zu behalten oder zu verkaufen, sollte man möglichst zusammen mit einem Fachmann entscheiden, z. B. dem Steuerberater. Dieser ist in der Lage, genau auszurechnen, mit welcher Variante man sich besser stellt.

Gründe, warum sich Unternehmen von Teilen des Betriebes trennen, sind u. a., dass diese Teile künftig nicht mehr zum Kerngeschäft gehören oder einfach zu wenig profitabel sind. Meist behalten die Mutterunternehmen zunächst einige Anteile selbst und verkaufen sie dann sukzessive an der Börse, wodurch sie ihre Liquidität verbessern.

Zudem kommt es vor, dass Unternehmen, die sehr breit aufgestellt sind, also über viele Sparten verfügen (Mischkonzerne), an der Börse schlechter bewertet sind, als Unternehmen mit einer weniger breiten Streuung. Trennt man sich von einzelnen Sparten und Geschäftsfeldern, steigt der Börsenwert des Mutterunternehmens und auch das Spin-Off wird häufig höher bewertet als zu dem Zeitpunkt, als es noch Bestandteil des Mutterunternehmens war.

Bekannte Spin-Offs in der Vergangenheit waren z. B. die Trennung von Osram bei Siemens oder Lanxess bei Bayer. Derzeit plant Bayer, in den kommenden zwei Jahren seine Kunststoffsparte abzuspalten. Auch Konzerne wie Hewlett-Packard oder Procter & Gambles wollen einen Teil ihrer Aktivitäten verkaufen: der eine möchte sich vom PC-Geschäft trennen, der andere von der Batteriesparte Duracell.