Lohnt es sich, Nachranganleihen zu kaufen?

Nach wie vor sind viele Anleger in der andauernden Niedrigzinsphase auf der Suche nach lukrativen und einigermaßen sicheren Anlagemöglichkeiten. Hohe Zinsen in Form von Dividenden gibt es aktuell vor allem von guten Aktiengesellschaften. Eine mögliche Alternative zu Aktien können Nachranganleihen sein. Doch was verbirgt sich dahinter und lohnt sich die Anlage überhaupt?

Nachranganleihen sind eine spezielle Form von Unternehmensanleihen und stellten bis vor kurzem eine Mischform von Eigen- und Fremdkapital dar. Doch die Regelungen von Basel III sehen vor, dass Nachrangdarlehen nicht mehr dem Eigenkapitel zugerechnet werden dürfen, sondern zum Fremdkapital zählen sollen. Die Anpassung erfolgt schrittweise, und für Privatanleger ist es oft von weniger großem Interesse, wie die Anleihen in der Bilanz zugerechnet werden.

Nachranganleihen werden vor allem von Banken und Versicherungen als Emittenten herausgegeben. Die Laufzeiten von Nachranganleihen liegen meist zwischen 5 und bis zu 100 Jahren. Nachrangig bedeutet, das heißt, dass Anleger im Fall einer Insolvenz ihre Ansprüche, also Rückzahlung des eingesetzten Betrags sowie ggf. noch nicht gezahlte Zinsen, nur ganz zum Schluss geltend machen können. Vorher werden aus der Insolvenzmasse alle anderen Gläubiger bezahlt, z.B. Staat, Mitarbeiter, Geschäftspartner. Aber auch diese meist nur anteilig, da ein insolventes Unternehmen i.d.R. nicht über so viel Geld verfügt, um alle Ansprüche vollständig begleichen zu können.

Vorteil von Nachranganleihen

Ein Pluspunkt für die Besitzer von Nachranganleihen ist, dass diese aber vor den Aktionären, also den Eigentümern, bedacht werden, soweit die Insolvenzmasse trotz allem ausreicht, um die zuvor genannten Gläubiger zu befriedigen. Für dieses zusätzliche Risiko werden Käufern von Nachranganleihen meist etwas höhere Zinsen als bei regulären Anleihen bezahlt. Aktuell lassen sich mit Nachranganleihen guter Emittenten etwa 3% Zinsen erzielen.

Allerdings müssen Interessenten bei der Auswahl der Anleihe auf die Einzel- und Besonderheiten achten.

Nachteil von Nachranganleihen

Die Zinszahlungen können ausgesetzt bzw. verschoben werden, etwa, wenn der Emittent vorübergehend in Schwierigkeiten kommt. Zwar haben Anleihekäufer einen Anspruch auf Nachzahlung; diese kann sich aber u.U. um mehrere Jahre verschieben. Das ist besonders schlecht für Anleger, die auf die Zinszahlungen angewiesen sind. Und noch etwas sollten Anleger bedenken: Meist können nur die Emittenten die Anleihen kündigen, nicht aber der Anleger.

Der Termin für eine mögliche Kündigung wird in der Regel vom Emittenten festgelegt. Macht er von der Kündigung keinen Gebrauch, wird der Zinssatz variabel und nach unten angepasst. Bezugsgröße ist z.B. der Euribor (Zinssatz für kurzfristige Termineinlagen zwischen Banken in der Eurozone) plus einem individuell festzulegenden Aufschlag.

Schlussfolgerung

Nachranganleihen bieten Chancen und Risiken für Anleger. Auf der Positivseite sind in der Regel die vergleichsweise hohen Zinsen zu nennen. Andererseits besteht das Risiko, dass im Falle einer Insolvenz des Anleiheemittenten das ganze eingesetzte Kapital verloren geht. Und ein Kündigungsrecht besitzt in der Regel nur der Emittent.

Allerdings können Nachranganleihen fast immer an der Börse gehandelt werden, somit besteht zumindest die Option, kurzfristig einen (großen) Teil des eingesetzten Geldes zurückzuerhalten. Wer in Nachranganleihen investieren möchte, sollte strikt darauf achten, dass er nur Anleihen von Emittenten kauft, die eine sehr gute Bonität haben. Und andererseits sollte die Laufzeit so gewählt werden, dass man zu einem gewünschten Zeitpunkt X auch an sein Geld kommt.

Wer z.B. in zehn Jahren in Rente gehen und das Kapitel dann zurückhaben
möchte, sollte auch nur Anleihen mit entsprechenden Laufzeiten wählen.
Wem dieser Aufwand bei der Auswahl von Anleihen zu groß ist, kann auch
in Fonds investieren, die überwiegend Nachranganleihen kaufen. Ähnlich
wie bei Aktien- oder Rentenfonds kann das Risiko so erheblich reduziert
werden.