Lebensversicherung: Taugt diese noch als Anlage?

Einst zählte die klassische Kapitallebensversicherung zu den beliebtesten Altersvorsorgemöglichkeiten der Deutschen. Ein Garantiezins über 4 Prozent, traumhafte Überschussbeteiligungen sowie die staatliche Förderung – etwa in Form von Steuerfreiheit auf die durch eine Lebensversicherung erzielten Erträge – ließen das Produkt äußerst attraktiv erscheinen. Diese Zeiten sind jedoch unwiderruflich vorbei.

Der extrem niedrige Leitzins sorgt dafür, dass auch der Garantiezins des einst liebsten Sparprodukts der Deutschen auf tönernen Füßen steht. Heute müssen sich Anleger fragen: Lohnt sich der Abschluss einer Lebensversicherung überhaupt noch?

Unattraktive Rendite, lange Laufzeiten

Diese Frage muss eindeutig mit einem Nein beantwortet werden. Neue Lebensversicherungspolicen bieten wesentlich mehr Nachteile, als sie Vorteile haben. Dazu zählen, neben dem historisch niedrigen Garantiezins, auch die extrem langen Laufzeiten, die Tatsache, dass Anleger nur mit großen Verlusten vorzeitig wieder aus dem Vertrag herauskommen, sowie fehlende staatliche Zuschüsse.

Derzeit befindet sich der Garantiezins mit 1,75 Prozent auf einem Tiefststand, wobei weitere Absenkungen durchaus nicht ausgeschlossen werden können. Manche Versicherer, beispielsweise die Allianz, bieten mittlerweile sogar Policen ohne Garantiezins an.

Die Unternehmen argumentieren, dass sie so flexibler auf Markterfordernisse eingehen könnten und gegebenenfalls den Zins auch deutlich heraufsetzen. Da die derzeitige Niedrigzinsphase jedoch vermutlich noch einige Jahre anhalten wird, ist wohl eher das Gegenteil der Fall: Die Verzinsung des eingezahlten Kapitals wird so gering wie möglich gehalten. Damit fällt der Zins deutlich unter die Inflationsrate, sodass er – statt das Geld zu vermehren – eher als Geldvernichtungsmaschinerie fungiert.

Zu dieser überaus unattraktiven Verzinsung kommt noch die fehlende staatliche Unterstützung hinzu, die anderen Altersvorsorgeversicherungen – z. B. Riester- und Rürup-Renten – jedoch üppig zuteilwird. Auch die extrem langen Laufzeiten von bis zu 30 Jahren, ohne eine Möglichkeit ohne erhebliche Verluste vorzeitig aus dem Vertrag auszusteigen, machen herkömmliche Policen zur Kapitallebensversicherung uninteressant.

Derzeit erhalten Neuanleger beim Abschluss einer Lebensversicherung keinerlei Garantien mehr, außer dass sie lediglich ihr eingezahltes Kapital in etlichen Jahrzehnten wieder ausbezahlt bekommen. Zwar bieten auch andere Spar- und Anlageprodukte in den heutigen Zinslage nur geringe Erträge, doch gut geplante Aktiendepots sowie die bereits erwähnten, staatlich geförderten Riester- und Rürup-Verträge lassen doch eine deutlich höhere Rendite erwarten.

Altverträge nicht kündigen

Wer nun schon einige Jahre in eine Lebensversicherung einzahlt, sollte diese Police keinesfalls kündigen – das eingezahlte Kapital wäre, bis auf einen Bruchteil, verloren. Außerdem brauchen sich Kunden mit einer Altpolice – besonders, wenn diese vor 2005 abgeschlossen wurde – keine Sorgen zu machen. Die in ihrem Vertrag ausgehandelten Zinsen und Bedingungen bleiben bestehen.

Wer dennoch sein Geld anderweitig investieren möchte, sollte seine Police beitragsfrei stellen lassen.