Beachten Sie Vor- und Nachteile börsennotierter Familienunternehmen

Anleger, die an der Börse aktiv sind, suchen vor allem nach Firmen, die einen hohen Bekanntheitsgrad haben und damit zumindest eine relative Sicherheit bei einer Investition versprechen. Dabei bleiben zahlreiche börsennotierte Unternehmen, die sich aber überwiegend in Familienbesitz befinden, bei der Analyse außen vor. Erfahren Sie hier, was Sie bei Aktien von Familienunternehmen beachten sollten.

Oft bleiben börsennotierte Familienunternehmen zu Unrecht außen vor, wenn man eine sorgfältige Auswahl betreibt.

Die Vorteile von Aktien von Familienunternehmen

Familienunternehmen werden von zahlreichen Experten und Börsenkennern oft als heimliche Börsenstars bezeichnet. Ein Grund ist sicher, dass die Inhaber und deren Familien ein besonderes Interesse am langfristigen Erfolg eines Unternehmens haben. Für die Inhaber zählt nicht so sehr der nächste Quartalsbericht, der von den Analysten genau "unter die Lupe" genommen wird und dessen Urteil der starken Einfluss auf die Kursentwicklung der nächsten Tage und Wochen hat. Vielmehr zählt für die Inhaber der langfristige Erfolg des Betriebes.

Entscheidungen werden oft sorgfältiger vorbereitet und mit Blick auf die notwendige Entwicklung des Unternehmens in den nächsten 3 bis 5 Jahre getroffen. Die Firmen spezialisieren sich auf ihre Stärken, besetzen oft Nischen und sind oder werden dort zur Nummer 1 oder 2 weltweit. Beständigkeit in Entscheidungen und Entwicklungen sind für die meisten Familienbetriebe besonders wichtig.

Ein gutes Beispiel für ein erfolgreiches Unternehmen ist Fuchs Petrolub. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Herstellung und den Verkauf von Spezialschmierstoffen und ist damit extrem erfolgreich. Analysten erwarten z. B. in 2015 das siebte Rekordjahr in Folge (Hinweis: Die Ausführungen stellen wie immer ausdrücklich keine Verkaufsempfehlung dar, sondern sollen die Zusammenhänge verdeutlichen).

Trotz aller Erfolge führen viele gute Unternehmen an der Börse nach wie vor eher ein Schattendasein. Das liegt zum einen sicher daran, dass viele Inhaber nicht so gerne im Rampenlicht stehen und ihre Ergebnisse regelmäßig präsentieren. Damit stehen die Unternehmen i. d. R. auch nicht im Fokus der Medien.

Die Nachteile börsennotierter Familienunternehmen

Die meisten Unternehmen sind auch nicht in den ganz großen Indizes, wie DAX oder STOXX, vertreten und werden daher von Fernsehen und Analysten weniger wahrgenommen. Anleger, die sich für eine Investition in Familienunternehmen interessieren, sollten auch Nachteile beachten.

Zum einen werden die Aktien vieler Familienunternehmen nicht so häufig gehandelt als Konzerne, da es schlicht nur wenige frei gehandelte Aktien gibt. Daher sind die Kurse tendenziell leichter zu beeinflussen und man sollte immer nur mit strikten Limits kaufen oder verkaufen, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Zum anderen können häufig nur Vorzugsaktien ohne Stimmrecht erworben werden, sodass Aktionäre keinen Einfluss auf die Firmengeschicke haben.

Um die Nachteile der geringen Präsenz zu reduzieren und auch, um für Anleger Hinweise auf die grundsätzliche Qualität von Familienunternehmen zu bieten, hat die Deutsche Börse zwei Indizes angelegt, in denen die Entwicklungen börsennotierter deutscher und internationaler Familienbetriebe abgebildet werden, etwa den DAXplus Family 30 Index und den GEX (German Entrepreneurial Index).

Beide Indizes sind eingetragene Warenzeichen und entsprechend geschützt. Wesentliche Voraussetzung für die Listung im DAXplus ist, dass die Unternehmen im sogenannten Prime Standard (Segment mit den höchsten Transparenzstandards) der Frankfurter Börse gelistet sind, die Gründerfamilie einen Stimmrechtsanteil von mindestens 25 % hat bzw. in Vorstand oder Aufsichtsrat mit mindestens einem Stimmrechtsanteil von 5 % vertreten ist.

Bekannte, aktuell gelistete Unternehmen sind z. B. Axel Springer SE, Fielmann, Gerry Weber, Fuchs Petrolub oder Krones AG.

Im GEX sind alle Eigentümer geführten Unternehmen enthalten, die im Prime Standard gelistet sind und deren Börsengang nicht länger als 10 Jahre zurückliegt. Die Familie, Vorstände oder Aufsichtsratsmitglieder müssen zwischen 25 und 75 % der Stimmrechte halten. Durch die zeitliche Begrenzung fallen einige, durchaus erfolgreiche Unternehmen, leider aus dem Index, etwa die Firma Beiersdorf oder Continental.

Fazit: Interessierte Anleger sollten sich vor einer Entscheidung die genannten Indizes ansehen und auch genau über die Entwicklung der Betriebe in den letzten 10 bis 15 Jahren informieren, bevor sie aktiv werden. In jedem Fall kann die Investition in Aktien von Familienunternehmen eine gute Beimischung im Portfolio darstellen, auch wenn, wie bei jedem anderen Investment, immer das Risiko von Rückschlägen vorhanden ist.