Aktienanlage – Mit Fundamentalanalyse zu mehr Erfolg?

Die meisten Aktienanleger und solche, die es werden wollen, versuchen vor einem Kauf so viele Informationen über ein Unternehmen zu bekommen wie möglich, um die Chancen auf Kurssteigerungen und Gewinne besser einschätzen zu können. Dabei wird zwischen zwei grundlegenden Möglichkeiten unterschieden: der Fundamental- und der Chartanalyse. Im Folgenden wird die Fundamentalanalyse behandelt.

Anders als bei der Chartanalyse , bei der Anleger überwiegend mithilfe von Kursverläufen der Vergangenheit versuchen, die weitere Entwicklung von Aktienkursen zu prognostizieren, wollen Anleger mit der Fundamentalanalyse herausfinden, ob ein Unternehmen fair bewertet ist, also ob der derzeitige Aktienkurs "angemessen" ist, oder ob es Potenzial für Kurssteigerungen bzw. das Risiko von Rückschlägen gibt.

Mit der Fundamentalanalyse wird also versucht, einen fairen Preis, einen "inneren" Wert, für eine Aktie zu ermitteln. Im Rahmen der Fundamentalanalyse werden betriebswirtschaftliche Kennzahlen des Unternehmens untersucht und bewertet. Und meist wird zusätzlich noch das ökonomische Umfeld, z. B. Marktwachstum oder Wettbewerberverhalten, mit analysiert.

Zentrale Kennzahlen der Fundamentalanalyse sind:

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Beim KGV wird der Kurs einer Aktie durch den erwarteten Gewinn je Aktie dividiert. Ein KGV von z. B. 10 bedeutet, dass das Unternehmen einen Gewinn von 10 %, bezogen auf alle Aktien des Unternehmens, erwirtschaftet. Anders ausgedrückt: bleiben Gewinn und Aktienkurs unverändert, dauert es 10 Jahre, bis der Aktionär seinen Geldeinsatz über den Gewinn zurückverdient hat (wenn der Gewinn vollständig ausgezahlt würde, was in der Praxis i.d.R. nicht vorkommt).

Je höher das KGV, desto länger dauert es, bis der Aktionär sein Geld über den Gewinn zurück verdient. Grundsätzlich gilt: Aktien, deren KGV unterhalb des langjährigen branchentypischen Mittelwerts liegen, gelten als günstig. Aktien, deren KGV deutlich über 20-25 liegt, sind relativ teuer und das Risiko von Kursrückschlägen ist groß.

Allerdings gibt es beim KGV starke branchenspezifische Unterschiede, sodass man keine allgemein gültigen Aussagen treffen kann.

Eine weitere Bewertungskennzahl ist das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV). Das KCV erhält man, indem man den Kurs einer Aktie durch den Cashflow dividiert. Im Kern entspricht die Aussage des KCV der des KGV. Im Unterschied zum Gewinn sind im Cashflow allerdings nur Positionen enthalten, die Auswirkungen auf die Zahlungsfähigkeit (Liquidität) des Unternehmens haben, etwa Abschreibungen und Rückstellungen. Abschreibungen beispielsweise stellen zwar Kosten dar, reduzieren also den Gewinn, führen aber nicht zu Geldabflüssen.

Hinzu kommt, dass die Höhe der Abschreibungen oft von bilanzpolitischen Maßnahmen beeinflusst wird. Mit dem KCV kann die Ertragskraft eines Unternehmens also besser beurteilt werden. Auch die Höhe des KCV hängt stark von der Branche ab. Als Faustregel kann aber gesagt werden, dass es nicht höher als 7-10 liegen sollte.

Eine Dritte Kennzahl der Fundamentalanalyse ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV). Es wird ermittelt, indem die Marktkapitalisierung (Anzahl Aktien * Kurs) eines Unternehmens ins Verhältnis zum Jahresumsatz gesetzt wird. Das KUV wird insbesondere genutzt, um Firmen zu bewerten, die Verluste erwirtschaften, da weder KGV noch KCV anwendbar sind. Faustregel: Ein Unternehmen gilt als günstig bewertet, wenn das KUV niedriger ist als die Branche.

Zur Fundamentalanalyse gehört auch die Analyse der Kennzahl Gesamtkapital-Rendite (GKR). Die GKR wird gebildet, indem man die Gewinnsumme des Unternehmens zu den Zinsaufwendungen addiert, mit 100 % multipliziert und die Summe ins Verhältnis zur Bilanzsumme setzt. Heraus kommt eine Prozentzahl. Faustregel: Gute Werte liegen möglichst bei mehr als 8-10 %, wobei es auch hier starke Unterschiede je nach Branche gibt.

Die Kennzahlenanalyse ist besonders hilfreich, wenn man die Entwicklung der Kennziffern über mehrere Jahre verfolgt: KGV und KCV sollten sich möglichst gleichmäßig bzw. fallend entwickeln, dann steigen Gewinn und Cashflow schneller als die Kurse, was günstig ist. Bei der Gesamtkapitalrendite gilt: diese sollte im Verlauf mehrerer Jahre möglichst steigen.

Wie bei der Chartanalyse gilt: alleine mit Kennzahlen sollte man die Qualität eines Unternehmens nicht bewerten. Erst die Kombination beider Analysen sowie die Bewertung weiterer Daten, etwa Stabilität des Geschäfts, Branchenzugehörigkeit, Verständlichkeit des Geschäftsmodells führen dazu, dass man ein verlässliches Bild über die Qualität eines Unternehmens erhält.