Aktienanlage – Lohnt sich eine Investition in Schweizer Aktien noch

Anfang Januar hat die Schweizer Nationalbank den Wechselkurs des Franken vom Euro entkoppelt. Der Kurs gegenüber dem Euro hat sich seitdem von rund 1,2 Euro auf aktuell etwa 1,05 Euro verändert. Was bedeutet das für Aktionäre? Sollen Sie noch Schweizer Aktien kaufen oder, wenn sie bereits investiert sind, ihre Papiere behalten?

Zunächst einmal muss unabhängig von der Aufwertung des Franken gesagt werden, dass es in der Schweiz zahlreiche sehr gute Unternehmen, teilweise Weltkonzerne, gibt, die man sich als Aktionär trotz der Währungseinflüsse durchaus ansehen sollte, etwa Nestlé, Novartis, Roche oder Lindt & Sprüngli (Wichtig: die Nennungen sind beispielhaft zu verstehen und stellen keine Kaufempfehlung dar). Hinzu kommt, dass es der Schweiz als Land insgesamt gut geht.

Die Verschuldung ist niedriger als es in den meisten Ländern Europas und der Welt. Die Schweiz erzielt Haushaltsüberschüsse und kann die Schulden sogar reduzieren. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig und die Konsumausgaben sind stabil.

Die Aufwertung des Schweizer Franken führt allerdings u. a. dazu, dass vor allem Unternehmen, die in die Eurozone exportieren, vermehrt Probleme bekommen. Denn durch die Aufwertung des Franken verteuern sich für Schweizer Unternehmen die Exporte bzw. die Umsatzerlöse fallen durch die Umrechnung geringer aus. Damit wird die Konkurrenzfähigkeit vieler Schweizer Firmen im (EU-)Ausland grundsätzlich erschwert. Denn für die Schweiz sind Deutschland, Frankreich und Italien mit die wichtigsten Handelspartner.

Allein nach Deutschland gehen fast 40 % der Schweizer Waren. Auch die Inlandswirtschaft wird in Mitleidenschaft gezogen, vor allem der Teil, der von Touristen abhängig ist. Denn für diese verteuert sich der ohnehin schon kostspielige Aufenthalt in der Schweiz noch einmal; die Zahl der Übernachtungen in der Schweiz sinkt seit Jahren stetig. Für die Schweiz als Land kann das sinkende Steuereinnahmen auf Grund fallender Gewinne bedeuten.

In der Folge drohen mehr Arbeitslose und somit höhere Sozialausgaben. Umgekehrt verbilligen sich Importe aus dem EU-Raum in die Schweiz. Davon profitieren Unternehmer und Verbraucher, die geringere Preise für z. B. Vorprodukte, Autos oder Benzin bezahlen müssen. Welche Konsequenzen die Aufwertung des Franken per Saldo hat, ob in der Summe eher die Nach- oder Vorteile überwiegen, bleibt abzuwarten. Seriöse Aussagen können wohl erst in ein oder zwei Jahren getroffen werden.

Was bedeutet das für Aktionäre? In jedem Fall hat die Aufwertung des Franken auch zum Teil gravierende Auswirkungen. Denn umgerechnet in Euro sind die Kurse Schweizer Unternehmen innerhalb kürzester Zeit teilweise um 20 % und mehr gestiegen. Das ist gut für Anleger, die bereits investiert sind und zumindest kurzfristig schlecht für Aktionäre, die noch kaufen möchten. Aktionäre, die bereits investiert haben, profitieren zusätzlich bei der Dividendenzahlung.

Auf Euro-Basis fallen wegen der Aufwertung die Zahlungen um rund 20 % höher aus, auch ohne Dividendenanhebung. Kleiner Wermutstropfen: es werden deutlich mehr Steuern abgezogen als in Deutschland. Allerdings kann man sich den Differenzbetrag auf Antrag relativ einfach und schnell zurückholen. Anleger mit guten Schweizer Aktien sollten also nach Möglichkeit investiert bleiben.

Anleger, die erst jetzt Schweizer Aktien kaufen wollen, weil sie von den Möglichkeiten des Landes und seiner Unternehmen überzeugt sind, sollte konsequent auf Papiere von sehr guten Firmen achten (Es gelten die gleichen schon mehrfach aufgeführten Auswahlkriterien). Bevorzugt sollte man nach Betrieben sehen, die zumindest einen Teil ihrer Produkte im Ausland fertigen und verkaufen. Damit umgeht man einen Teil der Währungsrisiken. Hier kommen vor allem Großunternehmen in Betracht, da sich diese i. d. R. schon vor langem so aufgestellt haben, dass die Risiken durch Währungsschwankungen minimiert sind.