Aktienanlage auch als Altersvorsorge geeignet?

Wer im Alter alleine von der staatlichen Rente leben muss, muss den Gürtel meist enger schnallen. Auch die – staatlich geförderte – Privatvorsorge lohnt selten, weil es z. B. nur geringe Renditen gibt oder vor allem Besserverdiener von gesparten Steuern profitieren. Und Geld in Anleihen zu stecken, lohnt sich schon lange nicht mehr. Ist eine Aktienanlage eine Alternative als Altersvorsorge?

Die Frage kann nicht pauschal mit "Ja" oder "Nein" beantwortet werden, weil verschiedene Aspekte zu berücksichtigen sind. Richtig ist, dass in Ländern, die keine oder eine schlechtere staatliche Altersabsicherung haben, der Anteil der Aktionäre an der Bevölkerung erheblich größer ist, als in Deutschland, weil man sich so relativ gut gegen Altersarmut absichern kann.

Beispielsweise besitzen in den USA rund 56 % der Menschen Aktien. In Spanien sind es über 30 % und sogar in Griechenland hat mehr als 20 % der Bevölkerung Aktien. In Deutschland sind es gerade einmal "schlappe" 7 %! Und das, obwohl Aktien langfristig das größte Ertragspotenzial haben.

Im Schnitt ist der Deutsche Aktienindex DAX seit der Gründung um über 8 % und der amerikanische Dow-Jones um mehr als 11 % pro Jahr gewachsen – und das, obwohl es immer wieder teils heftige Rückschläge und Kurseinbrüche gab.

Voraussetzungen und Wünsche genau prüfen

Grundsätzlich kommt die Aktienanlage als Altersvorsorge bei Personen nicht in Betracht, die in den nächsten 5-10 Jahren in Rente gehen. Dann ist das Risiko zu groß, dass es genau dann einen Kurseinbruch gibt, wenn man auf das Geld angewiesen ist. Allenfalls kann überlegt werden, einen kleinen Teil des aktuell verfügbaren Geldes in Aktien oder Fonds anzulegen.

Faustregel: maximal 10 – 20 % des aktuell freien Kapitals. In diesem Fall ist es auch besser, in Fonds oder Indexscheine zu investieren, die ihr Geld in vielen Papieren anlegen. Damit ist das Verlustrisiko im Falle eines Kurseinbruchs geringer und es besteht die Möglichkeit, diesen "auszusitzen", wenn man den Rest des Geldes z. B. in Anleihen investiert hat.

Sind es bis zur Rente noch mehr als 10 Jahre, spricht im Kern nichts gegen die Aktienanlage als Altersvorsorge, wenn man einige Aspekte beachtet. Zum einen sollte man aus den genannten Gründen nie sein ganzes Geld in Aktien anlegen. Als (sehr grobe) Faustregel kann gesagt werden, dass der Aktienanteil etwas höher sein sollte als das voraussichtliche Renteneintrittsalter, z. B. 65 Jahre, und das aktuelle Alter, z. B. 30 Jahre.

Damit ergäbe sich ein Aktienanteil am gesamten vorhandenen Kapitel von etwa 35-40 %. Der Rest des Geldes sollte anders angelegt werden, etwa in Anleihen oder je nach Geschmack in (selbst genutzte) Immobilien oder sogar Gold.

Wer sein Geld in Einzelaktien für die Rente anlegen möchte, muss sich gezielt mit der Auswahl der Papiere befassen.

Bei der Auswahl sollte auf folgenden Kriterien geachtet werden: positive langfristige Kurs- und Gewinnentwicklung, regelmäßige Dividendenzahlungen (mehr als 15 – 20 Jahre im Mittel steigende Werte), Zugehörigkeit der Papiere zu einem großen Index wie DAX/ Dow-Jones/ Euro-Stoxx, verständliches und sicheres Geschäftsmodell (verstehe ich, womit das Unternehmen sein Geld verdient und ist das Verdienstmodell zukunftssicher?), einen guten Branchenmix (4 – 5 zukunftssichere Branchen, etwa Gesundheit, Nahrungsmittel, Energie, Markenartikelhersteller).

Es sollten etwa 8 – 10 unterschiedliche Aktien (je 2 aus einer Branche) erworben werden, um das Verlustrisiko bei einem Kurseinbruch zu reduzieren und es sollte im Laufe der Zeit immer wieder versucht werden, bei Kursrückgängen einzelne Positionen aufzustocken. Dabei sollte darauf geachtet werden, einen möglichst gleichgroßen Anteil an allen Papieren zu besitzen.

Wer Aktien als Altersvorsorge zur Altersabsicherung nutzen möchte und sich die Auswahl nicht selbst zutraut, sollte auf Fonds oder Indexzertifikate ausweichen, die in Qualitätspapiere investieren. Die Vorteile: Fonds oder Zertifikate können meist in relativ kleinen Stückelungen oder zu festen (monatlichen) Beträgen erworben werden.

Dadurch ist immer nur ein geringer Geldeinsatz notwendig und dadurch, dass man für einen festen Betrag Anteile kauft, erwirbt man z. B. in Phasen sinkender Kurse mehr Anteile und umgekehrt, reduziert also auf längere Sicht das Verlustrisiko.

Bei Einzelinvestments muss man, damit sich der Kauf wegen der Mindestspesen rechnet, jeweils mindestens rund 4.000 – 6.000 Euro investieren.

Fazit: Je früher man sich mit der Aktienanlage als Altersvorsorge befasst, desto größer ist die Chance, von den im Schnitt hohen Zuwachsraten zu profitieren – wenn man sich an die Auswahlregeln hält. Und nicht zuletzt erzielt man auch vor dem Rentenalter durch die Dividendenzahlungen regelmäßig Einkünfte aus Kapitalvermögen.

Mit näher rückendem Rentenalter sollte dann der Aktienanteil reduziert und der Anteil sicherer Anlageformen, etwa Anleihen, aufgestockt werden.