Staatsanleihen – Risiko oder nicht?

Staatsanleihen galten lange Zeit als sichere Bank für Leute, die auf einige Jahre sicher ihr Geld anlegen wollten. Dieses Image ist seit der Krise in Griechenland, Irland und Portugal in Gefahr. Auch amerikanische Staatsanleihen stehen in Frage, seitdem Rating-Agenturen im April und Mai pessimistische Prognosen abgaben und Fonds auf eine negative Entwicklung wetten. Wie sicher sind Staatsanleihen noch?

Ihre Rendite: Die Verzinsung der Staatsanleihen
Zunächst einmal sind Staatsanleihen Geldanlagen, in denen private Anleger ihr Geld meist für einen bestimmten, von vornherein festgesetzten Zeitraum zu festgesetzten Zinsen anlegen. Deshalb sind für viele Anleger Staatsanleihen eine grundlegende Säule ihrer langfristigen Vorsorge oder gar ihrer Altersvorsorge. Wie aber ergeben sich diese Zinsen?

Rating-Agenturen: Kreditwürdigkeit einschätzen
An dieser Stelle ist es nun wichtig, auf die Rolle der Rating-Agenturen zu verweisen. Diese stufen die Kreditwürdigkeit des Landes ein, welches die Staatsanleihen herausgibt. Kreditwürdig ist derjenige, von dem zu erwarten ist, dass er seine Schulden zurückzahlt. Hat er zu viele nicht zurückgezahlte Schulden, oder ist die Summe neuer Schulden zu hoch, so muss er damit rechnen, dass ihm nur zu verschärften Bedingungen oder im schlimmsten Falle gar kein Geld mehr geliehen wird.

Die Rating-Agenturen sind es nun, die den Schulden die Einnahmen des Staates gegenüberstellen, dieses Verhältnis mit dem Zustand der Volkswirtschaft und dem Wachstum des Schuldenberges vergleichen und daraus ermitteln, inwiefern zu erwarten ist, dass sich der Staat an seine Verpflichtungen hält. Wird seine Kreditwürdigkeit schlechter eingeschätzt als zuvor, so erhält das Land ein entsprechend schlechteres Rating.

Das Rating und seine Folgen für Ihre Staatsanleihe
Das schlechtere Rating hat beispielsweise höhere Zinsen für Kredite zur Folge. Höhere Zinsen locken Anleger, die sich eine Anlage sonst noch einmal überlegen könnten. Die Kreditwürdigkeit verhält sich umgekehrt korrelativ zum Ausfallrisiko. Je höher das Ausfallrisiko, desto niedriger die Kreditwürdigkeit, desto höher der Zinssatz. Dementsprechend bedeutet ein besonders gutes Rating ein minimales Risiko eines Totalverlustes des Kredites. Niedrige Ratings bedeuten hingegen zwar höhere Renditen, aber auch ein beachtliches Ausfallrisiko.

Das gute Rating deutscher Staatsanleihen kommt trotz des hohen Schuldenstandes der Bundesrepublik zu Stande, weil Deutschland pünktlich zahlt. Daher gelten deutsche Staatsanleihen als sehr sicher.

Allerdings ist ein schlechtes Rating nicht gleichbedeutend mit einem bevorstehenden Totalverlust. Mussten Anleger bei den schlecht bewerteten argentinischen Staatsanleihen vor einigen Jahren einen solchen verbuchen, als das Land in die Zahlungsunfähigkeit geriet, so stand Brasilien 2008 vor einer ähnlichen Situation, zahlte hohe Zinsen auf seine Anleihen und gilt heute als eine der Wirtschaftsmächte der Zukunft. Da auch den Rating-Agenturen nicht immer alle Daten zur Verfügung stehen, bedeutet auch ein sehr schlechtes Rating nicht die Wertlosigkeit der Staatsanleihe.

Markus Köhler, Experte für Versicherungen und Finanzen meint:
Deutsche Staatsanleihen könnten als Grundlage einer gut gemischten Anlage in verschiedenen Staatsanleihen dienen. Unter diesen können sich auch durchaus Anleihen mit schlechter Bewertung aber hoher Renditechance befinden. Ob und wie Sie mischen, ist Ihnen und Ihrer Risikobereitschaft überlassen, denn je höher die Rendite, desto höher das Risiko. Jedoch sollten Sie sich nicht nur auf renditeträchtige aber riskante Staatsanleihen konzentrieren.