Mit nachhaltigen Aktien und Zertifikaten in erneuerbare Energien investieren

Solar- und Windenergie-Aktien sind seit Beginn der Atomkatastrophe in Japan im Aufwind. Eine saubere Umwelt steht damit nicht nur im Fokus der Gesellschaft, sondern auch der Marktteilnehmer. Welche Geldanlagen bieten sich an?

Der Trend zu sauberem Wasser, gesünderem Getreide und grüneren Wäldern ist nicht neu. Mit dem Kyoto-Protokoll verpflichteten sich seit 1997 über 170 Staaten, ihren CO2-Ausstoß bis 2012 um mindestens 5 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu reduzieren. Reinere Luft gibt es allerdings nur mit sauberer Energieerzeugung.

Die Krux: Energiegewinnung durch Sonne und Wind ist teuer im Vergleich zu Kohle, Gas, Öl oder Atomkraft. Einziger Ausweg, um die Energieerzeugung durch Sonnen- und Windkraft in Schwung zu bringen, sind Förderungen und Subventionen. Deutschland zählt dabei zu den Vorreitern.

Wer Solarzellen auf das Dach montierte, sparte Geld und die Hersteller verdienten prächtig. Solar- und Windenergie-Aktien, allen voran von Unternehmen aus Deutschland, erhielten einen lang anhaltenden Auftrieb. Frisches Wasser auf die Mühlen der Hersteller von erneuerbaren Energien kam wenig später aus Brüssel. Im Jahr 2007 beschloss die Europäische Union (EU), dass Treibhausgase bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden sollen. Der "Ökotrend" und das Bestreben zur Abgasreduktion breiteten sich damit in der gesamten EU aus.

So führte die EU 2009 eine Richtlinie für ihre Mitgliedsstaaten ein. Danach müssen die Länder die Entwicklung erneuerbarer Energien so fördern, dass ihr Anteil bis 2020 rund 20 Prozent zum EU-Gesamtverbrauch an Energie beisteuert. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird somit weiter forciert werden. Zwar stutzten Länder wie Deutschland, Frankreich und Belgien mittlerweile die Subventionen, gefördert wird allerdings auch in Zukunft.

Der deutsche Strommarkt, Quelle onemarkets
Quelle: onemarkets Magazin HypoVereinsbank, Juni 2011.

Der Klimagipfel im mexikanischen Cancun zeigte, dass der Klimawandel längst nicht nur von den Ländern der EU ernst genommen wird. Zwar gab es keine konkreten Zielvereinbarungen wie 1997 in Kyoto. Auf dem nächsten Gipfel in Durban in Südafrika im Dezember 2011 könnte es allerdings zu einem Abschluss kommen, der die Entwicklung erneuerbarer Energien weltweit weiter vorantreibt.

Der Weg in Richtung sauberer Energien ist in weiten Teilen der Welt auch ohne globale Vereinbarung längst eingeschlagen. Der Markt für derartige Technologien hat enorme Dimensionen angenommen. Analysten der amerikanischen Unternehmensberatung Clean Edge zufolge wuchs der Markt für regenerative Energieerzeugung im vergangenen Jahr weltweit um 35 Prozent auf insgesamt 188 Milliarden Euro Umsatz.

Der Markt für Photovoltaik und Wind ist dabei in den vergangenen zehn Jahren um das 20-Fache gewachsen. Der aufstrebende Trend bei Photovoltaik, Wind- und Bioenergie wird der jüngsten Clean-Edge-Studie zufolge für noch mindestens zehn Jahre anhalten.

Als zusätzlicher mittel- bis langfristiger Treiber könnte sich nun die Atomkatastrophe in Japan entwickeln. Der Einstieg in Wertpapiere mit dem Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien dürfte sich demnach mittelfristig lohnen.

Gute Zeiten für Windenergie
Nach der rasanten Aufwärtsentwicklung von Aktien von SolarWorld & Co. von 2003 bis 2007 ging es mit den Titeln aus dem Ökosektor von Anfang 2008 bis März dieses Jahres vor allem abwärts. Hintergrund war insbesondere die schrittweise Kürzung der Subventionen in Deutschland. Außerdem ließen günstige Solarzellen aus Asien die Gewinnmargen hiesiger Hersteller zusammenschmelzen. Darüber hinaus führten Überkapazitäten im Windbereich zu abnehmenden Profiten.

"Für deutsche Solaraktien sehe ich derzeit begrenztes Potenzial", beurteilt Michael Tappeiner, Analyst für erneuerbare Energien bei UniCredit, die Lage. "Viel hängt davon ab, wie das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz novelliert wird. Und die entscheidende Frage ist auch, wie stark erneuerbare Energien auf europäischer Ebene gefördert werden", erklärt der Experte. Darüber hinaus spielen vor allem Anbieter aus China ihren Kostenvorteil auch in Europa aus.

Der Qualitätsvorsprung deutscher Solaranlagen gegenüber chinesischen Anbietern ist inzwischen deutlich geschrumpft. Global werden die Investitionen in Photovoltaikanlagen nach Ansicht von Clean Edge im laufenden Jahrzehnt von 71,2 Milliarden US-Dollar auf 113,6 Milliarden US-Dollar steigen. Der Solactive® Global Solar Energy (TR) Index deckt unter anderem die Unternehmen First Solar aus den USA, SolarWorld aus Deutschland und Suntech Power aus China ab.

onemarkets Junigrafik

 Quelle: onemarkets Magazin HypoVereinsbank, Juni 2011

Bei Windkraft sieht Tappeiner größeres Potenzial. "Onshore – sprich: an Land – sind in Deutschland die besten Stellen schon verbaut und es gibt starken Widerstand in der Bevölkerung vor Ort. Offshore – sprich: vor der Küste – gibt es hingegen noch große Wachstumsmöglichkeiten", meint er. Das gilt nicht nur für Deutschland. Die bereits verkündeten Entwicklungspläne zahlreicher Staaten zeigen, dass der Bereich Windenergie überdurchschnittlich wachsen wird.

Schätzungen zufolge könnten sich die jährlichen Investitionen im Bereich Windenergie bis 2020 auf deutlich über 100 Milliarden US-Dollar verdoppeln.

Regenerative Anlagemöglichkeiten
Davon werden in den kommenden Jahren vor allem Spezialanbieter wie Nordex und Vestas, aber auch Großkonzerne wie Siemens und GeneralElectric profitieren. Sie haben sich in den vergangenen Jahren in diesem Markt durch Akquisitionen gestärkt. Investoren, die das Risiko diversifizieren wollen, bietet der Solactive® Global Wind Energy (TR) Index interessante Zusammenstellung. In dem Aktienbarometer sind unter anderem Aktien der Windkraftfirmen Nordex, Vestas, Suzlon und Gamesa enthalten.

Darüber hinaus bieten Investments in den ÖkoDAX® oder den DAXglobal® Alternative Energy Index eine breite Risikostreuung über mehrere Bereiche der erneuerbaren Energien. Der ÖkoDAX® Index enthält die zehn größten deutschen Titel aus den Bereichen Sonnen und Windenergie sowie Biokraftstoffe.

Dazu zählen unter anderem die Anteilscheine von Nordex, Phoenix Solar, PME Wind und SolarWorld. Für Anleger, die nur auf Schwellenländer setzen wollen, eignet sich der Solactive® EM Renewable Energy(TR) Index. Er enthält die 25 größten Unternehmen aus dem Sonnen und Windenergie- sowie Geothermiebereich.

Mit Indexpapieren auf diese Aktienbarometer können Investoren ohne Laufzeitbeschränkung vom Aufwärtstrend der jeweiligen Indizes profitieren. Anleger sollten jedoch bedenken, dass fallende Aktienkurse zu einem Kursrückgang des Indexpapiers und damit zu Verlusten führen können. Zudem sind Index-Zertifikate ebenso wie andere strukturierte Produkte Inhaberschuldverschreibungen, bei Insolvenz der Emittentin drohen daher Verluste.