Die Anleihenrendite und deren Berechnung

Anleihen sind für Privatanleger neben Aktien und Fonds die beliebteste Anlageklasse. Wer aber nicht richtig hinschaut, wundert sich am Ende der Laufzeit, warum die auf dem Kupon angegebene Zinszahlung nicht der tatsächlich erhaltenen Anleihenrendite entspricht. Zins-Kupon und Rendite (also der „Jahresgewinn“ des Anleihe-Käufers) sind oft nicht identisch.

Anleihenrendite sind nicht immer zu 100% sicher

Spätestens seit der Griechenland-Krise Anfang 2010 wissen auch Privatinvestoren, dass eine Investition in Staatsanleihen nicht zu einhundert Prozent sicher ist. Wer eine Griechenland-Anleihe im Depot hat, ist sich vor einigen Monaten vielleicht gar nicht dessen bewusst gewesen, dass seine sicher geglaubte Geldanlage zwischendurch an der Börse nur die Hälfte Wert war.

Genau wie bei Aktien gibt es auch bei Anleihen einen täglich festgestellten Börsenkurs. Dieser war bei einigen Griechenland-Anleihen um 50% gefallen. Wenn Sie also Ihre Anleihe in dieser Phase verkauft hätten, wäre die Hälfte des eingesetzten Kapitals verloren gewesen. Geht der Anleihenschuldner – wie in unserem Beispiel Griechenland – nicht bankrott, wird dagegen am Laufzeitende die Anleihe zum Nennwert (= 100%) zurückgezahlt.

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Das bedeutet: Während der Laufzeit kann der Kurs einer Anleihe mit Nennwert „1.000 Euro“ genau wie ein Aktienkurs schwanken. Am Laufzeitende bekommen Sie aber, wenn der Schuldner zahlungsfähig bleibt, 1.000 Euro zurück – unabhängig davon, wie stark der Kurs der Anleihe während der Laufzeit schwankte.

Der Börsenkurs während der Anleihenlaufzeit  spiegelt – bei unverändertem Marktzins – das Risiko der im Depot liegenden Anleihe wider. Also die Gefahr, dass beispielsweise Griechenland pleite geht. Wird eine Anleihe als sehr sicher eingeschätzt, wird der Börsenkurs der Anleihe so hoch sein, dass die tatsächliche Anleihenrendite genau so hoch ist wie das durchschnittliche Zinsniveau sicherer Anleihen. Ist die Anleihe weniger sicher, wird sie mit einem Sicherheitsabschlag gehandelt.

Der Sicherheitsabschlag erhöht die Anleihenrendite, da für höheres Risiko mehr Geld verlangt wird.

Praxisbeispiel zur Anleihenrendite-Berechnung

Beispiel:

Zwei Staatsanleihen aus Griechenland und Deutschland besitzen jeweils einen Zins-Kupon von 5% und weisen eine Restlaufzeit von exakt 12 Monaten auf. Pro Jahr erhalten die Besitzer einer Anleihe mit einem Nennwert von 1.000 Euro jeweils 50 Euro Zinsen. Die Zinszahlung ist identisch, die Anleihenrendite für Neu-Einsteiger jedoch nicht.

Aufgrund der höheren Risiken kostet die Griechenland-Anleihe in unserem Beispiel nur 900 Euro, obwohl der Nennwert bei 1.000 Euro liegt (der Verkäufer an der Börse hat Angst, dass Griechenland zahlungsunfähig wird und bietet die Anleihe daher unter Nennwert an). Am Laufzeitende zahlt Griechenland dann jedoch die Zinsen und auch den Nennwert zurück.

Die Rechnung lautet dann: Der Käufer hat beim Kauf 900 Euro bezahlt, aber 1.000 Euro für den Nennwert und 50 Euro Zinsen (= 1.050 Euro) erhalten. Die Anleihenrendite liegt dann bei 16,67% (1.050/900).

Die Bundesanleihe hat dagegen beim Kauf 1.000 Euro gekostet. Es gibt am Laufzeitende keinen Kursgewinn, sondern nur die 50 Euro Zinsen. Die Anleihenrendite liegt dann bei glatt 5,00% (1.050/1.000).

Wie Sie sehen: Der Zins-Kupon war in beiden Fällen identisch, die Rendite fällt jedoch – je nach Einstiegskurs – sehr unterschiedlich aus.

Bildnachweis: Marco2811 / Adobe Stock