Warum kaufen Sie eigentlich immer so viel ein?

Ob der kleine Einkauf zwischendurch oder der Großeinkauf am Wochenende – wenn wir fertig sind, haben wir fast immer mehr im Wagen, als wir eigentlich kaufen wollten. Passiert Ihnen dies auch immer wieder, obwohl Sie den festen Willen hatten nur die wichtigsten Produkte zu kaufen? Dann sind Sie höchstwahrscheinlich auf die vielen kleinen und gemeinen Tricks des Supermarktes hereingefallen.

Einkaufszettel? Vergessen Sie es!

Der eine oder andere von Ihnen wird jetzt sicher argumentieren, dass man mit einem Einkaufszettel gegen dieses ungewollte Kaufen ganz sicher angehen kann. Sollte man durchaus meinen, es ist aber nicht so. Das Problem beim Einkaufszettel ist, dass Sie meist keinen ausreichenden Überblick über all das haben, was Sie wirklich benötigen.

Anders gesagt: Auch auf einem langen Einkaufszettel fehlt in der Regel etwas. Und das fällt Ihnen erst dann auf, wenn Sie das betreffende Produkt im Laden vor sich sehen. Es fällt Ihnen sozusagen wie Schuppen von den Augen und Sie kaufen das Produkt.

Ähnlich verhält es sich bei den Produkten, die Sie eigentlich brauchen. Sie sehen dieses Produkt, stellen fest, dass Sie es eventuell brauchen könnten und nehmen es einfach mit. Abstreiten lohnt sich leider nicht, denn rund 70 Prozent aller Kaufentscheidungen fallen nicht zu Hause bei der Planung, sondern vor dem Regal im Supermarkt. Rein statistisch dürften auch Sie schon davon betroffen gewesen sein. Und warum ist das nun so? Weil der Supermarkt es so will.

Böser Supermarkt?

Nun soll natürlich nicht der Supermarkt personifiziert werden, er ist nur indirekt schuld. Die echte Schuld tragen jene Personen, die für die Gestaltung und Anordnung der Produkte verantwortlich sind. Hinter diesen Konzepten steckt jede Menge Psychologie, die uns tiefer beeinflusst, als uns lieb ist. Wussten Sie beispielsweise, dass ein durchschnittlicher Supermarkt gleich für drei Käufertypen optimiert ist? Unterschieden wird zwischen dem Vorratskauf, dem Impulskauf und dem suggerierten Impulskauf.

Der erste Typ ist klassisch und erklärt sich letztlich schon von allein. Man kauft dieses oder jenes Produkt, auch wenn man eigentlich noch etwas davon zu Hause hat. Man weiß aber, dass man es brauchen wird und wenn man gerade ein Angebot wahrnehmen kann, spart man sogar noch. Das trifft dann so ziemlich auf alle Produkte zu, die sich eine Weile lang lagern lassen.

Beim Impulskauf geht es recht unüberlegt zu. Man sieht ein Produkt und greift direkt zu. Das funktioniert bei Lebensmitteln, wenn man hungrig oder durstig ist. Das kühle Erfrischungsgetränk ist schnell eingepackt. Hat man Hunger, kauft man schnell dieses oder jene Lebensmittel zusätzlich, auch wenn es gar nicht auf der Liste steht oder benötigt wird. Psychologisch anspruchsvoll wird es beim suggerierten Impulskauf.

Hier geht es darum, zunächst noch ein unterbewusstes Bedürfnis (wie voran gegangen Durst oder Hunger) zu schaffen, um dann den Kaufreiz auszulösen. Zur Anregung des Appetits haben daher die meisten Supermärkte gleich im Eingangsbereich einen Bäcker angesiedelt. Mit Anregung durch frisches Gebäck entstehen Appetit und Hunger und der Einkaufswagen füllt sich.

Schlagen Sie dem psychologischen Parcours ein Schnippchen

Im Supermarkt ist nichts per Zufall angeordnet. Die Regale sind nach strengen Gesichtspunkten gefüllt und sollen dafür sorgen, dass Sie möglichst durch das gesamte Geschäft laufen müssen. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass die Grundnahrungsmittel sich meist am anderen Ende des Geschäftes befinden? Ziehen viele Regale auf Ihrem Einkaufs-Parcours an Ihnen vorbei, desto mehr Gelegenheiten ergeben sich für den Spontankauf, den man Ihnen gerne so einfach wie möglich machen möchte.

Egal, in welches Regal wir greifen, nichts liegt zufällig drt. Wir überprüfen den Inhalt der Regale immer von links nach rechts und kaufen bevorzugt die Produkte, die in Augenhöhe liegen. Sie können getrost davon ausgehen, dass es sich bei diesen Produkten um die teuren Artikel handelt. Preiswertere Waren liegen höher oder tiefer. Und genau dahin sollten Sie bewusst schauen.

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie groß der Einkaufswagen ist? Klar, es soll ja auch etwas reinpassen beim Großeinkauf. Wenn Sie aber nur ein paar Kleinigkeiten benötigen, dann ist der Wagen Ihr Verhängnis. Ein kaum befüllter Wagen wirkt beschämend und animiert dazu, noch dies und jenes extra zu kaufen. Das böse Erwachen kommt dann meist erst an der Kasse, denn ständig mitrechnen ist nicht ganz einfach.

Achtung bei tollen Sparangeboten! Extragroße Packungen oder Sonderpreise sind immer mit Vorsicht zu genießen. Denn wenn Sie scheinbar sparen können, dann ist dennoch alles so kalkuliert, dass der Händler ausreichend Umsatz macht. Kontrollieren Sie genau und rechnen Sie nach, ob Sie wirklich sparen. Vergleichen Sie dazu beispielsweise die Grundpreise pro Menge in Kilogramm oder Liter.

Nun haben Sie also schon so einiges an Einkaufsstress hinter sich und werden allmählich müde. Nicht unbedingt schläfrig-müde, aber Ihr Gehirn reduziert durchaus die Leistung. Und dann kommt die letzte Falle im Kassenbereich. Hier ist noch einmal alles vertreten, was man eigentlich „immer brauchen kann“. Ob Süßigkeiten, Batterien oder Elektrokleinartikel – sind Sie nicht auch immer wieder mal in Versuchung, hier zuzugreifen?

Die schlechte Nachricht zum Schluss: Sie kommen sicher gelegentlich aus dem Supermarkt heraus und freuen sich, dass Sie jeden Kauf allein entschieden haben – das stimmt nur leider nicht. Dieses Gefühl ist ebenfalls Teil des ganzen psychologischen Spiels. Mit den Erkenntnissen, die Sie nun gewinnen konnten, haben Sie allerdings die Chance, etwas seltener den Tricks zu erliegen und damit auch etwas weniger von den Produkten zu kaufen, die Sie wirklich nicht benötigen.

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