Unterwasserfotografie – faszinierende Bilder aus einer anderen Welt

Sommer, Sonne, Strand und Meer – das sind beliebte Fotomotive. Aber auch unter Wasser lohnt es sich, auf den Auslöser zu drücken. Unterwasserfotografie stellt jedoch an Fotograf und Ausrüstung einige zusätzliche Anforderungen. Lesen Sie hierzu ein Interview mit dem Autor Jörg Lucinski des im August frisch erschienen Buches Digitale Unterwasserfotografie.

Was ist der Unterschied zwischen Unterwasserfotografie und "normaler
Fotografie"?
Jörg Lucinski: Normalerweise versucht man beim Fotografieren günstige Gelegenheiten zu  arrangieren, man wird sich für Naturaufnahmen bevorzugt Tage mit den richtigen Lichtsituationen aussuchen oder schafft sich gezielt das  passende Licht durch entsprechende Hilfsmittel wie Reflektoren und  Beleuchtung.

Dokumentarfotografie ist in dieser Hinsicht immer schwieriger, da der Fotograf mit der gegebenen Situation zurecht kommen  muss. Unter Wasser wird die Fotografie immer zu einer Balance in den Extrembereichen des Lichts. Hinzu kommt, dass bereits in geringer Tiefe Rot- und Gelbtöne verschwinden, die blauen und grünen Farben also dominieren. In der Makrofotografie kann das auch unter Wasser durch Blitzlicht recht gut ausgeglichen werden. Die Reichweite auch großer Blitzgeräte ist jedoch unter Wasser sehr begrenzt und in Entfernungen von mehr als einem Meter kann auch mit den besten Blitzgeräten kaum noch ein positiver Effekt erreicht werden.

Im Gegenteil – das starke Licht des Blitzlichtes reflektiert die im Wasser immer vorhandenen Schwebstoffe so stark, dass diese Reflexionen den Bildeindruck oft mehr stören als das zusätzliche Licht wieder ausgleichen kann. Viele Automatik-Funktionen moderner Kameras funktionieren dazu unter Wasser nicht zuverlässig.

Was sind die Grundregeln für einen Neuling im Bereich der Unterwasserfotografie?
Jörg Lucinski: Als erstes würde ich jedem empfehlen erst mit der Fotografie beim Tauchen mit Gerät zu beginnen, wenn der Umgang mit der Tauchausrüstung absolut routiniert und automatisiert abläuft. Um gute Bilder unter Wasser machen zu können, ohne sich selbst und andere in Gefahr zu bringen, muss man schon ein erfahrener Taucher sein.

Die Unterwasserfotografie beim Schnorcheln ist ausgesprochen schwierig. Die Zeit unter Wasser, um die notwendige Position einzunehmen und die Einstellungen an der Kamera vorzunehmen, ist kaum vorhanden. Aber es gibt schon einige Grundregeln bei der Fotografie unter Wasser die sich klar definieren lassen.

  • Gehen Sie so nahe an das Motiv heran wie möglich und es Ihre taucherischen Fertigkeiten erlauben.
  • Versuchen Sie unter das Motiv zu gelangen und fotografieren sie schräg nach oben.
  • Wenn das Motiv außerhalb der Blitzreichweite liegt, fotografieren Sie steiler nach oben gegen die Wasseroberfläche, sie erhalten dann schöne Konturenbilder.
  • Nehmen Sie sich Zeit, beobachten Sie genau. Fische schwimmen häufig sich wiederholende Bahnen, beobachten Sie diese und drücken Sie im richtigen Moment ab.

Welche Ausrüstung benötigt ein Einsteiger?
Jörg Lucinski: Das hängt sehr stark von den Ambitionen des Einsteigers ab. Wer nur ein paar Erinnerungsfotos unter Wasser knipsen möchte, für den ist eigentlich jede digitale Kompaktkamera, für die es ein Gehäuse gibt, geeignet. Kunststoff-Gehäuse aus Polycarbonat für kleine Kompaktkameras gibt es bereits ab 100,- EUR.

Aufpassen muss man allerdings bei der zugelassenen Tauchtiefe. Die einfachen Gehäuse sind nur bedingt für Gerätetaucher geeignet. Die Tiefenangabe des Gehäuses sollte 30m übersteigen, um dieses wirklich beim Sporttauchen verwenden zu können.

Wer etwas mehr und auch lange Spaß an seiner Ausrüstung haben möchte, dem empfehle ich mit einem modular ausbaubaren System einzusteigen. Gehäuse für hochwertigere Kompaktkameras oder für die einfachen digitalen Spiegelreflexkameras lassen sich mit Vorsatz- oder Wechselobjektiven für Makro und Weitwinkelaufnahmen ausrüsten.

Auch haben derartige Gehäuse in der Regel eine Buchse für den Anschluss externer Blitzgeräte. Der Wunsch nach derartigen Erweiterungen wird bei demjenigen, der Spaß an der Unterwasserfotografie gefunden hat, schnell aufkommen.

Haben Sie ein paar Tipps, wie Unterwasserfotografien gut gelingen?
Jörg Lucinski: Einfache Tipps sind wirklich schwierig zu geben. Vieles hängt von den Möglichkeiten der Ausrüstung ab. Wer nur eine kleine Digitalkamera mit eingebautem Blitz sein eigen nennt, für den sind die Einsatzmöglichkeiten sehr begrenzt. Bei klarem Wasser können hier aber im Nahbereich bis ca. 50cm Entfernung auch tolle Aufnahmen gelingen.

Bei weiter entfernten Motiven sollten diese Fotografen dann allerdings ihren Blitz lieber abschalten und entweder in geringer Tiefe unter Verwendung des natürlichen Lichts fotografieren oder – wie ich bereits bei den Grundregeln erwähnt habe – Konturenaufnahmen gegen die Wasseroberfläche machen. Bei sehr klarem Wasser kann man sicher auch hier versuchen den Vordergrund mit dem Blitz noch etwas aufzuhellen. Bei Frontalblitzen werden dann aber fast immer die Schwebteile im Wasser das Bild zu stark beeinträchtigen.

Wer einen externen Blitz besitzt macht oft den Fehler, das Blitzgerät zu sehr auf das Motiv zu richten. Unter Wasser muss immer hinter das Motiv geblitzt werden, um möglichst wenig Schwebteile zwischen Objektiv und Motiv anzustrahlen. Im Idealfall schneidet sich der Lichtkegel des Blitzes erst kurz vor dem Motiv mit dem Aufnahmebereich der Kamera.

Was fasziniert Sie an der Unterwasserfotografie?
Jörg Lucinski: Für mich ist die Unterwasserfotografie eine Möglichkeit die Natur und das Leben unter Wasser zu dokumentieren und das Erlebnis des Tauchens in gewisser Weise zu konservieren. Jeder Tauchgang ist ein einmaliges Naturerlebnis, das nur für einen sehr kurzen Zeitraum wahrgenommen werden kann. Ein Tauchgang dauert normalerweise etwa eine Stunde und wesentlich mehr als 15 Tauchgänge sind in einer ganzen Urlaubswoche kaum möglich.

Ich tauche zwar auch in heimischen Gewässern, aber das wirklich Faszinierende ist die Taucherei in tropischen Meeren. Mit dem Fotoapparat in der Hand schärfe ich meinen Blick für das manchmal Unscheinbare und es gelingt Details zu sehen und festzuhalten, die einem ohne Kamera verborgen geblieben wären. Ich beobachte die Unterwasserwelt aus einem anderen Blickwinkel und finde immer wieder überraschende Perspektiven und Farbspiele.

Dazu kommt bei mir ein gewisses biologisches Interesse. Die Fotografie ermöglicht mir die Bestimmung von Fischen und anderen Lebensformen unter Wasser. Die Unterwasserfotografie lässt auch einen großen künstlerischen Spielraum. Durch die unterschiedlichen Farben, Formen und Strukturen lassen sich Unterwasserfotos wie Kunstwerke inszenieren und dies auch im Nachhinein am Computer, was ebenfalls Thema meines aktuellen Buches ist.

Digitale Unterwasserfotografie von Jörg Lucinski
240 Seiten, 19,80 Euro