Grundlagen – die kleine Fotoschule für Einsteiger

„Ich gebe dem Moment Dauer“, diese Aussage zum Thema Fotografie wird dem mexikanischen Fotografen Manuel Álvarez Bravo (1902 – 2002) zugeschrieben, dessen Arbeiten es zum Teil bis ins Museum of Modern Art in New York City geschafft haben. Aber wie verleiht man einem Moment Dauer? Und welcher Moment ist es „wert“, dass ihm durch den Schöpfungsakt der Fotografie Dauer verliehen wird? Große Fragen, die die Dimensionen der Kunstform Fotografie erahnen lassen. Aber keine Sorge: Nach einer Fotoschule für Einsteiger können auch Foto-Neulinge dem Ideal von Bravo nacheifern.

Zu Beginn steht immer die Lektüre der Kameraanleitung. Denn zum Fotografieren gehört auch eine technische Komponente, also das Verstehen der Kamera. Die Anleitung, die der Kamera beim Kauf beigelegt ist, reicht für ein erstes Verständnis bereits aus. Nach dem Aneignen der Grundbegriffe kommt das Vertrautmachen mit der Kamera. Das bedeutet: Fotografieren, fotografieren und wieder fotografieren – die Fotoschule im Alltag eben. Ein Kardinalsfehler ist es, dass sich Fotografen von der Atmosphäre vor Ort, also Gerüchen, Geräuschen und dem gesamten Umfeld, fesseln lassen und denken, das Foto würde automatisch die Gesamtatmosphäre einfangen. Hier hilft die Kontrolle durch den Blick durch den Sucher beziehungsweise auf das Display.

Das A und O eines guten Bildes ist die Motivwahl. Dabei gilt es zu beachten, dass das fertige Bild ein zweidimensionales Ergebnis ist, das eine rein visuelle Wirkung hat. Daher kann die Gischt, die über die Felsenklippen aufgepeitscht wird und den Geruch des Meeres intensiviert, in der Natur sehr reizvoll sein. Eben deshalb kann es jedoch sein, dass die Wirkung in einem Foto nur schwer einzufangen ist. Auch hier hilft der Blick durch den Sucher oder die Kontrolle über das Display. So lässt sich feststellen, welches Format für das gewünschte Motiv am besten geeignet ist. Zwar gibt es die Grundregeln, dass sich für Landschaftsaufnahmen eher Queraufnahmen und für Portraitbilder eher Hochformate eignen. Aber selbstverständlich gibt es Ausnahmen von dieser Regel. Neben diesen ganz grundsätzlichen Tipps gibt es zahlreiche Regeln, Kniffe und Erfahrungswerte wie eine Aufnahme gut gelingt. Im Folgenden finden Sie ein paar einführende Tipps, also eine Art Schnupper-Fotoschule. Für eine Vertiefung bieten sich Bücher zum Thema Fotografie sowie der Besuch von Fotokursen an.

Bildaufteilung und Goldener Schnitt
Die einfachste Möglichkeit der Bildaufteilung besteht darin, das Motiv in der Bildmitte zu platzieren. Die Variante für Fortgeschrittene ist die Bildaufteilung nach dem so genannten „Goldenen Schnitt“: Wenn Sie Ihr Bild, egal ob im Hoch- oder im Querformat, senkrecht und wagerecht in drei gleich große Teile unterteilen, erhalten Sie neun Quadrate beziehungsweise vier Punkte, in denen sich jeweils zwei gedachte Linien kreuzen. Wenn Sie ihr Motiv auf einem dieser vier Punkt positionieren, entspricht Ihr Bild den Regeln des goldenen Schnitts.
Bitte beachten Sie bei Aufnahmen von Menschen und Tieren, dass diese in das Bild hinein, statt aus dem Bild heraus schauen.

Blickwinkel – alles eine Frage der Persektive
Sicher kennen Sie das geflügelte Wort „Das ist alles eine Frage der Perspektive“. Beim Fotografieren verhält es sich nicht anders. Wählen Sie daher den Blickwinkel, aus dem Sie Ihr Motiv ablichten, sorgfältig aus. Im Zweifelsfall können Sie Ihr Motiv wieder aus unterschiedlichen Perspektiven durch den Sucher betrachten, bevor Sie sich für einen Blickwinkel entscheiden.

Hintergrund und Vordergrund – mehr als Beiwerk
Der Hintergrund gehört zwingend zur Bildkomposition dazu. Das bedeutet einerseits, dass der Hintergrund nicht vom eigentlichen Motiv ablenken darf. Andererseits sollte der Hintergrund zum Bildthema passen. Wenn der Hintergrund störend wirkt, können Sie die Schärfentiefe verringern, so dass der Hintergrund nur angedeutet zu erkennen ist.

Mit dem Bildervordergrund, also dem Teil des Bildes, der sich am nächsten zur Kamera befindet, verhält es sich ähnlich wie mit dem Bildhintergrund: Ein passender Vordergrund kann das Motiv einrahmen oder die Bildaussage unterstützen. Beispielsweise eignen sich die ins Bild hineinragenden Äste eines Laubbaumes als Vordergrundmotiv, um ein Schloss im Hintergrund in Szene zu setzen. Wenn der Bildvordergrund jedoch von dem Motiv selbst ablenkt oder leer wirkt, macht es Sinn, diesen unscharf werden zu lassen oder die Perspektive zu wechseln.

Tiefenwirkung – die gefühlte dritte Dimensionen
Über eine entsprechende Bildaufteilung in Vorder-, Mittel- und Hintergrund können Sie dem zweidimensionalen Medium Foto eine dreidimensionale Wirkung verleihen. Der Eindruck von „Tiefe“ in einem Bild entsteht immer dann, wenn Sie das Prinzip „vorne groß, hinten klein“, umsetzen. Wenn Sie zum Beispiel eine Straße oder einen Fluss fotografieren und diesen im Bildvordergrund breit abbilden und im Bildhintergrund klein auslaufen lassen, erhält ihr Foto automatisch eine Tiefenwirkung.
Auch mit Hilfe von Farben können Sie diesen Effekt erreichen. Wenn Sie im Bildervordergrund warme Farben, also Gelb, Rot und saftiges Grün inszenieren und den Bildhintergrund in kalten Farben, also Blau, Grün oder Grau, gestalten, erhält Ihr Bild den entsprechenden Tiefeneffekt.

Keine Bescheidenheit
Wie die Profis sollten auch Sie von einem Motiv immer mehrere Aufnahmen machen. Wechseln Sie die Perspektive oder die Kameraeinstellungen. Das beste Bild können Sie nachher am Display oder am Computer auswählen und die weniger gelungenen Aufnahmen löschen.

Strategie gegen Verwackeln
Verwackelte Bilder kommen dadurch zustande, dass der Fotograf sich im Moment des Auslösens bewegt. Dieser Effekt tritt um so häufiger auf, je länger die Belichtungszeit ist – also insbesondere bei Nachtaufnahmen. Um das Verwackeln zu vermeiden, benötigen Sie einen festen Stand. Stützen Sie die Kamera auf einer Mauer ab oder – noch besser – benutzen ein Stativ.

And Action
Bei Sportaufnahmen oder Aufnahmen von Kindern, also wann immer sich das Motiv bewegt, kommt es auf das richtige Timing an. Fokussieren Sie zunächst ein statisches Motiv an, das sich im selben Abstand befindet, wie das ausgewählte Motiv. Halten Sie den Auslöser so lang halb gedrückt, bis das bewegte Motiv an der Position befindet, auf welche Sie fokussiert haben.
Wenn Ihre Kamera über ein Kameraprogramm Sport verfügt, können Sie stattdessen auch dieses einsetzen.

Licht – Fotoschule für Fortgeschrittene
Direktes Sonnenlicht, insbesondere zur Mittagszeit, ist ein sehr hartes, gerichtetes Licht, das tiefe Schatten erzeugt. Für Fotoaufnahmen eignet es sich nur, wenn Sie Oberflächenstrukturen, zum Beispiel bei Gebäuden, abbilden möchten.

Die Stunde nach Sonnenaufgang und die vor Sonnenuntergang werden als „goldene Stunde“ bezeichnet. Die tief stehende Sonne taucht die Landschaft in einen warmen roten Farbton und erzeugt lange Schatten, was den Bildern Tiefe und Struktur verleiht. Vor allem Landschaftsmotive und Aufnahmen von Gebäuden erhalten durch diese Stimmungen einen ganz besonderen Charme.

Übrigens: Das Licht im Herbst eignet sich besonders gut für stimmungsvolle Bilder. Denn die tiefer stehende Sonne, der Nebel, der das Sonnenlicht ein wenig „filtert“ und die warmen Farben des Herbstes bieten reizvolle Motive und Stimmungen für Landschaftsaufnahmen und interessante Bildhintergründe für Aufnahmen von Menschen. Und auch verregnete Herbsttage sind keine verlorenen Tage für Fotografen: Die Folksweisheit „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung“, lässt sich ohne weiteres auf die Fotografie übertragen.