Gute Noten: So fördern Sie das anspruchsvolle Denken

Gute Noten sind wichtig. Beim Abschluss einer Schulart fungieren sie als Eintrittskarte für die nächste oder für den Beruf. Für gute Schüler sind sie außerdem eine begehrte Bestätigung der eigenen Kompetenz und Quell von Selbstwertgefühl und Motivation. Doch wie kommen sie zustande?

Verschiedene Niveaus in Klassenarbeiten

Sie als Eltern wundern sich vielleicht manchmal, dass der Lehrer in einer Klassenarbeit „ganz etwas anderes fragt als das, was das Kind gelernt hat“. In diesem Fall handelt es sich meist nicht um „etwas anderes“, sondern um eine Anforderung, die auf einem höheren Niveau liegt. Denn die Schwierigkeitsstufen in einer Klassenarbeit sollten folgendermaßen verteilt sein:

  • Reproduktion:
    Der Schüler gibt gedächtnismäßig verankerte Sachverhalte wieder. Die Inhalte stehen analog zu den Fragen im Buch bzw. Heft.
  • Reorganisation:
    Der Schüler verarbeitet den vorher gelernten Stoff. In der Klassenarbeit muss er selbstständig Kürzungen, Ergänzungen, Vergleiche oder Akzentuierungen durchführen.
  • Transfer:
    Die Aufgabe erfordert, dass der Schüler Grundprinzipien des Gelernten auf neue, wenn auch ähnliche Aufgabenstellungen überträgt.
  • Problemlösendes Denken:
    Aufgaben mit relativ neuen Strukturen werden in kreativer Weise gelöst.

Eine einwandfreie Trennung dieser vier Anforderungsstufen ist nicht möglich. In der Praxis wird vor allem zwischen der einfachen und den gesteigerten, höheren Anforderungen unterschieden.

Vom Durchschnitt ausgehen

Kann Ihr Kind in Sachfächern nur auswendig gelerntes Wissen wiedergeben, in Deutsch nur geübte Texte fehlerlos schreiben oder in der Mathematik keine schwierigen Sachaufgaben lösen, erhällt es bestenfalls die Note „befriedigend“, also 3.

So fördern Sie die das anspruchsvolle Denken

Natürlich werden das Reorganisieren, Transferieren und das problemlösende Denken in der Schule gefördert. Doch auch im Rahmen der Hausaufgabe können Sie dies fördern:

a) Flexibles Denken fördern

  • Wenn Ihr Kind Mathematikaufgaben löst, regen Sie an, auch die Umkehr- und die Tauschaufgaben dazu zu finden.
  • Fördern Sie bei Sachaufgaben das Schlussfolgern durch Fragen wie: „Wenn der Autofahrer eine Stunde früher losgefahren wäre, wie weit wäre er dann gekommen?“
  • Fragen Sie beim Lesen eines Lesestücks: „Hätte Elise auch anders reagieren können? – Wie wäre die Geschichte dann ausgegangen?“

b) Problemlösendes Denken fördern

Geben Sie nicht auf jede Frage Ihres Kindes eine Antwort, die das Ergebnis aufzeigt. Fragen Sie vielmehr zurück, so dass Ihr Kind sich selbst auf die Lösungssuche machen muss: „Überlege, wie du das selbst herausfinden kannst.“ oder: „Hier hast du ein Buch. Versuche, die Lösung selbst zu finden. Zerlege das „Problem“ in mehrere Schritte.“

c) Den Transfer erleichtern

  • Fragen Sie bei Sachthemen: „Wo hast du so etwas auch schon einmal beobachtet?“ oder „Überlege, warum das Eichhörnchen auf dem Baum leben kann und der Hase nicht.“
  • Weisen Sie Ihr Kind in Mathematik darauf hin, dass es dasselbe schon früher in einem anderen Zahlenraum gelernt hat.
  • Beim Verfassen von Texten ist der Aufbau bei einer Textsorte immer gleich. Die Grundstruktur kann es auch für andere Aufgabenstellungen anwenden.

Fazit: Auswendiglernen alleine genügt nicht. Regen Sie Ihr Kind zum selbstständigen Denken an.

Lesen Sie dazu auch meine Artikel Hausaufgaben – kein Problem mit effizienten Strategien.

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