Literacy ist mehr als Sprachförderung

„Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen," so lautet eine alte überlieferte Weisheit. Genauso verhält es sich auch mit dem Bildungsbereich Literacy. Es ist nicht damit getan, gelegentlich ein Märchen zu erzählen oder mit den Kindern ein Bilderbuch anzuschauen. Literacy vermittelt den Kindern ein sprachliches Vorbild und sprachliche Anregungen auf hohem Niveau, sie fördert die Eigeninitiative der Kinder, Sprache und Schrift auszuprobieren und mit ihnen spielerisch umzugehen.

Literacy ist mehr als nur Sprachförderung
Literacy vollzieht sich in 4 Bereichen:

  1. Zuhören,
  2. Sprechen,
  3. Lesen und
  4. Schreiben.

Jedes Kind entwickelt seine Sprache Schritt für Schritt und in seinem ganz individuellen Tempo. Bestärken Sie die Kinder in dieser Entwicklung. Eine wesentliche Unterstützung geben Sie den Kindern, indem Sie ihnen vielfältigste Situationen anbieten, die sie zum Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben animieren.

Literacy: Gezieltes Zuhören und Sprechen fordern und fördern die Kinder
Reime zählen zu den wesentlichen Formen, die den kindlichen Spracherwerb aktiv unterstützen. Untersuchungen zeigen, dass Kinder, die ein großes Repertoire an Reimen vorweisen können, den Lernprozess des Spracherwerbs schneller, aktiver und differenzierter durchlaufen. Fördern Sie die Kinder durch Reime in vielfältigster Form: Gesungen und gesprochen, fantasievoll und witzig vermitteln Sie den Kindern durch die Reime die phonologische Bewusstheit.

Das heißt, Kinder lernen durch Reime schnell, wie Worte und Laute klingen, sie erleben, dass Sprache witzig ist und die Aussprache viel Spaß machen kann. Die Kinder erwerben dadurch rasch Sprachregeln und Sprachmuster.

Kinder durch Zuhören und Nachahmen fördern

Auszählreim:
Ene dene dubladene, dubladene Dalia, aka maka zenzia, bia, bia, buff.

Quatschreim:
Schnecken erschrecken, wenn Schnecken an Schnecken schlecken, weil zum Schrecken vieler Schnecken, Schnecken nicht schmecken.

Gedicht von Josef Guggenmoos:
Ein Metterschling mit flauen Bügeln Log durch die Fluft.

Spiellied:
Aram sam sam

Lesen und Schreiben gehören mit zu der visuellen Literacy
Geben Sie den Kindern Ihrer Einrichtung das Selbstvertrauen, dass sie an der Kommunikationsform Lesen und Schreiben teilhaben können. Zahlreiche Spiel- und Lernangebote zeigen den Kindergartenkindern, dass es Symbole gibt, die die Bedeutung der Schrift repräsentieren. Trainieren Sie mit allen Kindern Ihrer Gruppe immer wieder die visuelle Wahrnehmung und die Fähigkeit, Symbole zu erkennen und ihnen die adäquate Bedeutung zuzuordnen.

Sie können diese wichtige Entwicklung bei den Kindern unterstützen, indem Sie Ihre Gruppe mit geeigneten Symbolen bestücken oder Kinderkonferenzen stichpunktartig mit Hilfe von Symbolen und Schrift für alle Kinder ersichtlich protokollieren.

Folgende Möglichkeiten bieten sich dabei für Sie:
Gruppenregeln visualisieren, z.B. durch ein Bild, auf dem ein Glas und ein Brot in der Hand eines Kindes durchgestrichen sind. Dieses Symbol steht dafür, dass Essen und Trinken in der Computerecke nicht erlaubt sind.

Räume und Regeln erklären, z.B.

  • anhand eines Symbols von aufeinandergestapelten Bausteinen, das für die Bauecke steht,
  • durch ein Bild von tanzenden Kindern, die Kopfhörer tragen, das für das Musikzimmer steht,
  • durch symbolische Darstellung von Spiel- und Bastelanleitungen.

Unterstützen Sie die Kinder in ihren Bemühungen zu „schreiben", indem Sie ihnen dabei helfen, einfache Sachverhalte mit Hilfe von Symbolzeichnungen auszudrücken.