Pubertät: Hilfe, mein Kind verändert sich

Eltern stehen dem Phänomen Pubertät oft ratlos gegenüber. Die Jugendlichen nabeln sich ab, werden verschlossen und reagieren bei vermeintlichen Kleinigkeiten übertrieben aufbrausend. Diese turbulente Phase zwischen dem 11. bis 17. Lebensjahr stellt Eltern vor große Herausforderungen. Unsere Informationen und Ratschläge helfen Ihnen, diese Zeit gelassen und mit Humor zu meistern.

Der Körper verändert sich

Der Begriff Pubertät kommt aus dem Lateinischen: Puper bedeutet geschlechtsreif entwickeln. Für die Veränderungen des Körpers sind verschiedene Hormone verantwortlich. Die Pubertät beginnt bei jedem Kind unterschiedlich und kann ein bis mehrere Jahre dauern. Durchschnittlich gesehen bekommen Mädchen im Alter von 11 bis 13 Jahren ihre erste Periode, die erste Ejakulation können Jungen ab 13 Jahren haben. Lassen Sie sich von diesen Angaben nicht irritieren, denn jedes Kind entwickelt sich anders. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es völlig normal ist, auch wenn es sich früher oder später als die Klassenkameraden verändert.

Haarwuchs unter dem Armen, im Schambereich und an den Beinen ist das erste deutliche Merkmal für den Beginn der Pubertät. Plötzlich riechen Kinder auch nach Schweiß. Wachstumsschübe machen den Teenagern zu schaffen, oft scheinen die Proportionen nicht passend. Die Jungen kommen in den Stimmbruch, der bis zu zwei Jahre dauern kann. Lästiger Begleiter der Pubertät ist die Akne, denn die hormonelle Umstellung lässt Pickel sprießen. Außerdem wachsen bei Jungen Penis und Hoden, bei Mädchen die Brüste und die heranwachsenden Jugendlichen werden sich ihrer Sexualität bewusst. 

Seelische Probleme in der Pubertät

Die körperlichen Veränderungen verunsichern die Jugendlichen. Natürlich vergleichen sie sich mit ihren Freunden und Klassenkameraden und wundern sich über die körperlichen Unterschiede. Plötzlich ist es wichtig, ob die Brust oder der Penis wenigstens dem Durchschnitt entsprechen. Außerdem drücken die Hormone auf die Stimmungslage. Jugendliche bewegen sich oft zwischen “himmelhoch jauchzend” und “zu Tode betrübt”.

Nach neuesten Untersuchungen befindet sich das Gehirn im Umbruch, die Großhirnrinde wächst noch einmal so stark wie in der Kleinkindzeit. Dieses Chaos ist für viele absurde Aktionen der Jugendlichen verantwortlich. Denken Sie daran, wenn Sie sich wieder einmal ratlos mit den irrationalen Taten Ihres Teenagers auseinander setzen müssen.

Streitpartner Eltern

Für Eltern ist es fast ein Schock, wenn Jugendliche aus dem einst harmonischen Familienleben ausbrechen. Plötzlich ist alles wichtiger als die Eltern: Freunde, Abhängen, Musik, PC, Mode und Schminken. Alles ist angesagter als die spießigen Eltern. Das gehört durchaus zum Prozess der Pubertät. Die Kinder lieben Sie nicht mehr rückhaltlos sondern stellen Sie und Ihre Ansichten in Frage. Oft wird der Streit sogar gesucht. Auch das ist normal, denn die Jugendlichen suchen ihre neue Identität. In dieser für Eltern anstrengenden Phase entwickeln die Jugendlichen ihr Selbstbewusstsein. Bewahren Sie Ruhe und nehmen Sie die Angriffe nicht persönlich. Schon nächste Woche kann Ihr Kind seine Meinung ändern.

Aufmunternde Tipps für ratlose Eltern

  1. Auch wenn es zunächst schwer fällt, Sie müssen Ihr Kind loslassen. Akzeptieren Sie, dass Freunde plötzlich wichtiger sind. Gleichaltrige sind bessere Ansprechpartner für kleine Sorgen und Nöte als die Eltern.
  2. Manche Eltern versuchen ihren Kindern als Freunde beizustehen. Das ist zwar gut gemeint, aber die Jugendlichen müssen sich in der Pubertät von ihren Eltern absetzen. Streitereien gehören einfach dazu.
  3. Finden Sie den schmalen Grad zwischen loslassen und Grenzen setzen. Wenn Sie Ihrem Kind alles erlauben, wird es glauben, es wäre Ihnen egal. Zu strenge Regeln führen wiederum zu verstärkten Trotzreaktionen. 
  4. Verbale Attacken sind oft sehr verletzend. Versuchen Sie, diese nicht persönlich zu nehmen. Die Jugendlichen rebellieren gegen die Erwachsenenwelt, die Sie vertreten.
  5. Suchen Sie immer wieder den Kontakt. Auch wenn Jugendliche rebellieren, brauchen sie ihre Eltern. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es immer mit Sorgen zu Ihnen kommen kann, auch wenn es etwas angestellt hat.
  6. Jugendliche sind extrem verletzlich. Alles ist plötzlich peinlich. Respektieren Sie diese Empfindsamkeit und stellen Sie Ihr Kind nie vor anderen bloß.
  7. Es ist für Eltern hart, wenn das brave Kind plötzlich die Regeln verletzt. Aber aus Fehlern kann Ihr Kind lernen. Verunsichern Sie es nicht mit strengen Strafen, sonst wird es das nächste Mal seinen Fehler verheimlichen.
  8. Unterstützen Sie das Selbstvertrauen Ihres Kindes, indem Sie sich immer mehr aus Bereichen zurückziehen. Vielleicht kauft es sich alleine ein neues T-Shirt, fährt mit dem Bus in die City oder geht alleine zur Routinekontrolle beim Zahnarzt. Wenn Ihr Kind allerdings noch Ihre Begleitung möchte, ist es auch in Ordnung.
  9. Stellen Sie öfter die Ohren auf Durchzug. Auch bei der Kleidung sollten Sie beide Augen zudrücken. Denken Sie daran, diese Phase geht irgendwann vorbei.

    Literatur:
    Sybille Herold: 300 Fragen zur Pubertät. Reihe: Der große GU Kompass. Verlag Gräfe und Unzer 2008
    ISBN 978-3-8338-0519-6 

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