Die größten Irrtümer: Das Kind muss seinen Teller leer essen

"Du musst aufessen, damit morgen auch wieder die Sonne scheint!" Solche Behauptungen hören Kinder immer wieder von ihren Eltern. Sie sollen sie überzeugen, den Teller leer zu essen. Doch wie problematisch solche Aussagen sein können und wie sie sich langfristig sogar schädlich auf das Essverhalten des Kindes auswirken können, lesen Sie hier.

Kinder sollen ihren Teller leer essen, damit am nächsten Tag die Sonne wieder scheint. Was an dieser Aussage problematisch sein soll, fragen Sie sich? Kinder essen dadurch häufig zu viel und damit auch über ihr natürliches Sättigungsgefühl hinaus, können Völlegefühle haben und auf lange Sicht schließlich auch zunehmen. Die Freude am Essen geht so möglicherweise verloren und das Kind verlernt, auf sein gesundes Körpergefühl zu achten. All diese Faktoren können dazu führen, dass ein gestörtes Verhältnis zum Essen aufgebaut wird.

Überzeugen Sie Ihr Kind deshalb nicht mit falschen Behauptungen, seinen Teller einfach immer leer zu essen. Bringen Sie ihm bei, den Teller nur so voll zu machen, wie es ihn auch leer essen kann, und lieber noch einen Nachschlag zu nehmen, statt den anfänglich so großen Hunger zu überschätzen. So ermöglichen Sie Ihrem Kind, sein Körpergefühl in Ruhe kennenzulernen und darauf angemessen zu reagieren.

Zu viel ist zu viel

Natürlich wollen Kinder nicht immer aufessen, testen ihre Grenzen aus und weigern sich meist einfach aus Prinzip, und nicht, weil sie es wirklich für richtig halten. Gewöhnt sich Ihr Kind nun aber an, immer aufzuessen, weil Sie es für richtig erachten, dann wird das natürliche Sättigungsgefühl ignoriert, was dazu führen kann, dass Ihr Kind auch später noch in höherem Alter immer mehr Essen zu sich nimmt, als es wirklich benötigt. Der Körper kommt dadurch durcheinander und sendet das Signal „Appetit!“, obwohl er eigentlich lange schon keine Nahrung mehr benötigt.

Doch auch das Gegenteil kann eintreten: Wird das Kind von den Eltern ständig zum Aufessen gedrängt, kann sich eine negative Einstellung zum Essen allgemein entwickeln. Auf lange Sicht entsteht so möglicherweise eine akute Essstörung, ohne dass das Kind gleichzeitig einem aktuellen Schönheitsideal folgen möchte.

Überlassen Sie Ihrem Kind deshalb selbst die Entscheidung, wie viel es essen möchte. Natürlich heißt das nicht, dass Ihr Kind immer genau das bekommt, was es gerade möchte. Lehnt es ein wichtiges Lebensmittel kategorisch ab, dann versuchen Sie ruhig mit viel Geduld, Ihr Kind spielerisch davon zu überzeugen. Nahrung sollte zudem nie im Zusammenhang mit einer Belohnung, einer Bestrafung oder einem Trostpflaster stehen, sondern nur der Sättigung des Hungers dienen.

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