Die schlimmsten Kostenfallen bei Handys und Smartphones

Die mobile Sprach- und Datenkommunikation ist nicht mehr wegzudenken. Umso mehr sollten Sie sich über lauernde Mobilfunk-Kostenfallen und fiese Tricks bis hin zu kriminellem Verhalten informieren, bevor die eigene "Telefonzelle" nicht nur lieb, sondern vor allem teuer wird. Wie Sie fiese Kostenfallen erkennen, bevor Sie viele hundert Euro verpulvern, lesen Sie in diesem Artikel.

Als Wilfried Braun (Name von der Redaktion geändert) auf seine Mobilfunkrechnung sah, erreichte der Blutdruck schlagartig ungesunde Höchstwerte und es setzte Schnappatmung ein: Dort stand schwarz auf weiß, dass seine Handyrechnung anstelle der gewohnten 20 bis 30 Euro plötzlich über 600 Euro beträgt. Herr Braun ahnte sofort, dass da ein Zusammenhang zu seinem neuen Smartphone bestehen musste. Aber welcher und was musste er nun tun?

Solche Fälle passieren täglich tausendfach, denn Kostenfallen rund um die Nutzung von klassischen Handys, Smartphones und Tablets gibt es in großer Anzahl. Das betrifft alle Geräteklassen, ob als Handy, Mobiltelefon, Smartphone, mobile cell, cell phone, Surfstick oder Tablet bezeichnet.

Dabei sind manche Kostenfallen schlichtweg Abzocke, in manchen Fällen ist sogar kriminelle Energie im Einsatz, manchmal aber sind es einfach Vertrags- und Nutzungsfallen, mit denen Sie ganz legal abgezockt werden. Im nachfolgenden erfahren Sie einiges über typische Kostenfallen, die dem Besitzer von jeder Art von mobilfunktauglichem Gerät passieren können.

Kostenfalle falscher Vertrag

In eine Falle wie Herr Braun gehen vielen Anwender, und das völlig schuldlos. Denn wer einfach nur von einem klassischen Handy auf ein hippes Smartphone wechselt, übernimmt in vielen Fällen einfach seine vorhandene SIM-Karte (SIM =  engl. Subscriber Identity Module, dt. Teilnehmer-Identitätsmodul) in das neue Gerät.

Vorsicht Falle: Alte Verträge zu klassischen Handys sind Sprach- und SMS-Tarife. Auch wenn gar kein Datentarif für den Internet-Zugang beantragt war, räumen die Mobilfunkbetreiber ihn "großzügig" auch den Zugängen mit solchen alten SIM-Karten ein, allerdings zu horrenden Konditionen. Da kann es dann passieren, dass pro Minute Internet beispielsweise 9 Cent berechnet werden. Da schlagen schon 2 Stunden Surfen mit 10,80 € zu Buche, von längeren oder wiederholten Internet-Zugriffen ganz zu schweigen. Hier muss also schnellstens ein neuer Tarif her.

Kostenfalle Kundenservice

Prepaid ist bei vielen Mobilfunk-Kunden beliebt. Kein Vertrag, volle Kostenkontrolle. Das klingt gut, aber eine Kostenfalle gibt es trotzdem. Speziell wenn Prepaid-Kunden telefonischen Service benötigen, schnappt die Falle zu: Die Service-Nummern beginnen fast immer mit 0900, in der Erklärung zu den Anrufkosten wird dann hingewiesen auf "1,24 Euro pro Min. ab Gesprächsbeginn aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk abweichend".

Bei Tarifen, die über Internet gebucht werden, kann der Minutenpreis auch auf 2,49 € klettern. Da sollte man sich also vor der Darstellung eines komplexen Sachverhalts hüten und gut vorbereitet in das Gespräch gehen, denn eine Suche kann teuer werden. Immerhin kostet so ein 10-Minuten-Telefonat schon beim Anruf aus dem Festnetz rund 25 Euro.

Kostenfalle Flatrate

Sie glauben, mit einer Flatrate haben Sie alle Kosten im Griff? Denkste. Es hat sich leider eingebürgert, den Begriff „Flatrate“ so zu interpretieren, dass nur ein bestimmtes Datenvolumen „flat“ ist, danach tröpfeln die Internet-Daten nur noch per GPRS (General Packet Radio Service, dt. Allgemeiner paketorientierter Funkdienst) aus dem Äther.

Häufig einsetzte Grenzvolumina sind 300 MB, 500 MB oder 1 GB. Wer häufig grafisch aufwändige Seiten aufruft, Online-Spiele zockt oder gar Video-Streaming nutzt, wird mit solchen Angeboten nicht lange glücklich. Und dann heißt es: Entweder viel Geduld haben, oder in einem anderen Tarif fett draufzahlen.

Kostenfalle Surfsticks

Wie gut, dass es so übersichtliche Internet-Zugänge wie bei den USB-Surfsticks gibt. Einfach einen Surfstick per USB an ein Notebook oder Netbook anschließen, und schon super-preiswert surfen. Naja, aber auch hier lauert eine Kostenfalle auf alle, die die Tarifstruktur nicht genau beachten.

Denn bei Surfsticks gibt es eine knallharte Tarifstruktur, die beispielsweise 15 Minuten für 0,49 €, 24 Stunden für 3,95 €, 7 Tage für 12,95 € und 30 Tage für 39,95 € anbietet. Wer also in einem zweiwöchigen Urlaub mobil surfen möchte, kann bei schlechter Planung heftig danebengreifen:

  • Minutentarif auf zwei Wochen hochgerechnet: 1,96 € pro Stunde * 336 Stunden = 658,56 €
  • Tagestarif auf zwei Wochen hochgerechnet: 2 Wochen * 24 Stunden = 14 x 3,95 € = 55,10 €
  • Wochentarif für zwei Wochen: 2 Wochen * 12,95 € = 25,90 €

Also: Je kürzer der Zeittarif, desto höher der Minutenpreis. Da wünscht man doch niemandem, sich im Tarif zu vergreifen. Kalkulieren Sie also Ihre Nutzung eher großzügig und benutzen im Zweifelsfall den nächstlängeren Zugriffs-Zeitrahmen.

Beachten Sie dabei auch, dass das „Parkuhrprinzip“ gilt. Es ist also ohne Bedeutung, was Sie in der Zeitspanne tun, ob Sie wirklich die Verbindung nutzen oder nicht, die „Surfstick-Parkuhr“ tickt immer weiter, bis die Zeitspanne abgelaufen ist.

Kostenfalle Roaming

Durch die Roaming-Verträge der Mobilfunk-Netzbetreiber können Sie Smartphones und Surfsticks grenzüberschreitend für den Internet-Zugriff benutzen. Sehr praktisch, man braucht beim Überschreiten der Grenze nichts tun und bekommt nur eine SMS mit dem freundlichen Hinweis, dass das Netz gewechselt hat.

Das unterstützen die Geräte automatisch, es ist also gar kein Benutzereingriff erforderlich. Doch so viel „Service und Komfort“ hat seinen Preis, denn das Einbuchen in ein ausländisches Netz per Roaming ist kein preiswertes Vergnügen.

Für 100 Kbit wird bis zu 1,90 € abgerechnet, und 100 Kbit sind beim Besuch einer gut gestalteten Webseite so gut wie nichts, wie Sie auf Ihrer nächsten Gebührenabrechnung eindeutig feststellen werden.

Kostenfalle Apps im Ausland

Wenn Sie sich im Ausland aufhalten, sollten Sie Ihr Smartphone unter besondere Kontrolle stellen. Denn so ein Smartphone hat ja ein gehöriges Maß „Intelligenz“ in Form von Anwendungen, den Apps. Und diese Zusatzprogramme wählen sich teils automatisch im Hintergrund ein, ohne dass der Besitzer es überhaupt merkt.

Gerne werden beispielsweise auch Apps für touristische Informationen oder Flugverbindungen genutzt. Das kann die Kosten des Urlaubs oder die Spesenrechnung so richtig in die Höhe treiben, denn durch das Roaming genannte Weiterverbinden zum Mobilfunk-Vertragspartner im Heimatland fallen erhebliche Kosten an.

Zwar hat die EU angesichts horrender Mobilfunk-Rechnungen eine Obergrenze von 59,50 € beschlossen, die gilt aber in Nicht-EU-Ländern nicht, dort besteht keine Obergrenze. Dies gilt für die Schweiz, die Türkei, einige Balkan-Länder und den Rest der Welt. Fakt ist: Schon bei einem Transfer von rund 10 MB pro Tag kann je nach Tarif und Roaming-Konditionen innerhalb einer einzigen Wochen ein vierstelliger Euro-Betrag anfallen.

Lösung: Unterbinden Sie das Roaming in den Systemeinstellungen des Smartphones oder nutzen Sie eine Prepaid-SIM-Karte eines örtlichen Anbieter.

Kostenfalle SMS

Kommt Ihnen das bekannt vor? „Schicke einfach eine SMS mit dem Text … an … und dann hast Du auch schon den tollen Klingelton oder das besondere Logo auf Deinem Handy.“ Ob Klingeltöne oder Logos, Flirt-oder Gewinn-SMS, hierbei handelt es sich immer um Werbebotschaften, die mindestens Geld für einen sehr fragwürdigen Nutzen kosten.

Wenn Sie unaufgefordert eine SMS mit der Aufforderung zum Simsen an eine Kurzwahlnummer erhalten, sollten Sie die SMS am besten sofort löschen. Wer tatsächlich etwas bestellen möchte, der muss in manchen Fällen zwei SMS schicken, ein sehr geschäftstüchtiger Trick der Diensteanbieter, mit dem dann beispielsweise ein 1,99-€-Klingelton tatsächlich 3,98 € kostet.

Kostenfalle Premium SMS

Richtig abgezockt wird dann mit den teuren „Premium-SMS“, die Sie an der fünfstelligen Kurzwahl erkennen. Die Kurzwahl-Nummern für Premium-SMS reichen von 11111 bis 99999. Die Premium-SMS-Kurzwahlnummer finden Sie oft auch in der Werbung in Zeitschriften und im TV.

Ursprünglich sollte Premium-SMS ein praktisches Zahlungsmittel für unterwegs sein, heute ist es der technische Freibrief zum Abzocken, denn es gibt keine Tarifobergrenze! An Gebühren fallen üblicherweise zwischen 0,29 € bis 1,99 € pro SMS an. Das klingt zunächst überschaubar, aber oft wird mit einer Premium SMS gleich ein Abo untergeschoben, das beispielsweise 100 Klingeltöne oder Logos umfasst.

199 € für Klingeltöne ist eine beachtenswerte Summe und sicher ein Mega-Geschäft. Noch besser: Bei Premium-SMS kann auch für empfangene SMS eine Berechnung erfolgen. Wird ein Abo abgeschlossen, sind daher Rechnungen von mehreren hundert Euro keine Seltenheit.

Die fünfstelligen SMS-Kurzwahlen werden nicht zentral von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP), sondern von den Netzbetreibern vergeben. Beispielsweise stelle T-Mobile stellt an dieser Adresse eine „Premium SMS-Suche“ zur Verfügung, bei der Sie nach Kurzwahl oder Anbieter suchen können, andere Netzbetreiber bieten vergleichbare Übersichten.

Diese sind allerdings in der Praxis kaum zu brauchen, da SMS-Premium-Rufnummern oftmals untervermietet sind. Dann ist der Betreiber nicht gleich dem Diensteanbieter hinter der Rufnummer.

Kostenfalle SMS-Spam

Premium SMS werden auch massenhaft als Lockvogel-SMS eingesetzt, insbesondere von SMS-Flirtlines. Die „für alles offene“ junge Frau, die „neu in der Stadt ist“, will tatsächlich nur Ihr Bestes – nämlich Ihr Geld. Wer seine Nummer bei einer Kontaktbörse angegeben hat, braucht wahrscheinlich auf ein solches eindeutig zweideutiges Angebot nicht lange warten.

Und wer dann antwortet, wird mit SMS bombardiert. Auf der Handyrechnung wird dann deutlich, wie lieb und vor allem teuer solche SMS-Kontakte sind, bei Prepaid wird direkt vom Guthaben abgezogen. Da darf man sich also nicht wundern, wenn bei überraschend leerem Konto keine Anrufe mehr möglich sind.

Kostenfalle Gratisangebote

„Gratis“ klingt ja richtig gut, ist beim Handy in der Praxis aber fast immer ein Lockvogelangebot. Das beschränkt sich keineswegs auf SMS wie die „Gratisklingeltöne“, bei denen die Abofalle lauert. Auch, wenn Sie mal wieder „eine Reise gewonnen haben“ oder eine SMS von Tina oder Tino bekommen „habe Dich im Kino gesehen und finde Dich total süß, ruf zurück unter 0049190-12xxxx“, sollten Sie dringend auf den Sternchenverweis achten, der meist irgendwo ganz unten in der Nachricht zu finden ist.

Wer tatsächlich zurückruft, bekommt weder Tina noch Tino, sondern wird von einer Telefonanlage mit Ansagen und Musik „unterhalten“, um möglichst lange in der Leitung zu bleiben. Geduldige Menschen werden da innerhalb weniger Minuten um einen zweistelligen Eurobetrag erleichtert.

Kostenfalle Grundgebühren

Wer ein hochwertiges Smartphone haben möchte, dem werden meist Tarife mit einer satten Grundgebühr angeboten. Über die Laufzeit (2 Jahre) und den Minutenpreis holt sich der Anbieter das Geld für das teure Kommunikationsgerät wieder zurück, es ist also eine Quasi-Ratenzahlung.

Da lauern zwei Fallen: Wer eine monatliche Grundgebühr von 60 € oder 80 € und mehr akzeptiert, zahlt auch heftig weiter, wenn das Gerät mal gar nicht eingesetzt wird oder wegen technischer Schwierigkeiten oder dem Verlust des Geräts nicht mehr nutzbar ist. Zudem muss der Vertrag rechtzeitig vor dem Ablauf der 2 Jahre Vertragslaufzeit gekündigt werden, ansonsten wird weiterkassiert, auch wenn das Gerät eigentlich „abbezahlt“ ist.

Kostenfalle Rufnummern im Verzeichnis

Immer häufiger finden sich bei neuen Handys im Telefonverzeichnis (Rufnummernverzeichnis) oder der Kontaktliste schon Nummern, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Von überflüssigen Auskunftsdiensten über Shopping-Angebote bis hin zur Astro-Beratung reicht die Spanne der dubiosen Angebote.

Mein Tipp: Sofort löschen, statt in die Kostenfalle tappen.

Kostenfalle Einwahl im Hintergrund

Eine spezielle Falle für Smartphone-Neulinge sind Apps, die im Hintergrund automatisch Mails abrufen oder Social-Media-Verbindungen wie Facebook und Twitter aktualisieren. Wenn das beispielsweise zum Minutenpreis von 9 Cent/Minute passiert, kommen in einem Monat häufig schon ein paar hundert Euro zusammen.

Kontrollieren Sie also die Einstellungen dieser Apps pingelig und stellen Sie in den Einstellungen des Smartphones beim Benutzen eines Minutentarifs ein, dass Verbindungsaufnahmen nicht vollautomatisch durchgeführt werden.

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