Kostenfalle Kontokorrentkredit – Wege aus der Finanzierungssackgasse

Gerade wenn sich Unternehmen in Wachstumsphasen befinden, sind zinsgünstige Darlehen oftmals entscheidend, um einerseits geplante Vorhaben kostengünstig umsetzen zu können und sich andererseits Spielräume für Investitionen offen zu halten. Banken erweisen sich dabei vielfach als Hemmschuh und verhalten sich mehr als zögerlich.

Ihre Kooperationsbereitschaft ist erfahrungsgemäß auch dann besonders gering, wenn die Bilanzen zwar negativ ausfallen, viele innovative Ideen für ihre Umsetzung jedoch eine Finanzierung erforderlich machen. Welche Alternativen bietet der Markt?

Schwierige Ausgangslage

Die Aussichten sind eigentlich für finanzklamme Unternehmen nicht so trübe wie vielfach angenommen: Mehr als 1.000 Fördermittel und Zuschüsse der KfW Bank und Förderbanken gibt es derzeit für selbstständige Unternehmen. Jedoch: Viele selbstständige Unternehmen bekommen keinen KfW Kredit. Viele Unternehmen lassen sich als Alternative von ihrer Hausbank zum vergleichsweise wenig attraktiven Kontokorrentkredit überreden, wenn die Bonität schwächelt und wenige oder gar keine Sicherheiten vorhanden sind.

Stagnieren die Umsätze, neigen Finanzinstitute dazu, Finanzierunganfragen negativ zu bescheinigen – für viele gerade junge Unternehmen mit geringer Kapitaldecke ein drohendes Fiasko mit ruinösem Ausgang.

Zu beantragen sind Fördermittel zum Teil direkt bei der KfW Bank oder über die Hausbank. Aber welche Fördermittel und Zuschüsse gerade für Ihr Unternehmen beantragt werden können sagen die Banken meistens nicht! Daher ist es besser, wenn sich Unternehmen bei einem neutralen und unabhängigen Finanzierungs- und Förderberater beraten lassen.

Teurer Dispo-Kredit

Kleinunternehmen, Handwerker und Freiberufler haben es im Gegensatz zu mittelständischen und größeren Unternehmen vergleichsweise schwerer, an Kredite zu kommen. Das hat unter anderem mit dem Umstand zu tun, dass sie nicht bilanzieren. Bilanzierbare Werte wie geplante Investitionen tauchen so in keiner Bilanz auf. So werden sie für die Hausbank, vertreten durch den Bankberater, bei einer Kreditantragstellung nicht sichtbar, obwohl sie als wertvolle Sicherheit buchbar wären und sich für eine mögliche Kreditvergabe günstig auswirken könnten.

Dagegen erweist sich eine Finanzierung für Betriebsmittel als ungleich problematischer, die üblicherweise vom Kreditinstitut negativ bescheinigt wird, wenn der Antragsteller über keine Sicherheiten wie etwa schuldenfreie Grundstücke oder eine bezahlte Eigentumswohnung verfügt, die im Notfall beliehen werden könnten.

Als Ausweg neigen Banken dazu, lieber einen teureren Kontokorrentkredit anzubieten, anstatt einen günstigeren Kredit für Selbständige bzw. Selbstständige einzuräumen. Denn: Banken verdienen an dem Kontokorrentkredit wesentlich mehr, als bei einem normalen Kredit. Deshalb erhöhen sie lieber den Kontokorrentkredit für Selbständige, anstatt einen langfristigen Kredit über eine Alternative wie etwa der KfW Bank zu empfehlen.

Als eine Art Zwischenkredit ist der Dispositionskredit für kurzfristiges Überbrücken von Liquiditätsengpässen gedacht. Er wird als Kreditlinie oder auch Kreditlimit auf dem Betriebskonto eingerichtet, wenn mal kein Geld mehr auf dem Konto ist – zum Beispiel am Ende des Monats.

Den Service lassen sich viele Banken teuer bezahlen, denn Banken können sich bei einem Kontokorrentkredit auch nur kurzfristig refinanzieren. Ein Dispositionskredit-Zins im zweistelligen Bereich ist keine Seltenheit. Bei Überziehung des Kreditrahmens wird’s noch teurer.

Viele Kleinunternehmer, Gewerbetreibende, aber auch Handwerker und Freiberufler möchten daher einen teuren Kontokorrentkredit nur möglichst kurzfristig beanspruchen. Ist das auf Grund größerer Finanzierungslücken nicht möglich, wünschen sich viele eine Umschuldung. Doch es geht auch anders.

Kreative Finanzierungsform

Der Dispositionskredit sollte als teuerste Kreditform nur kurzfristig in Anspruch genommen werden, längerfristiger Kreditbedarf wird besser über einen Raten- oder Abrufkredit abgedeckt.

Wer kurzfristig für sein kleines bis mittleres Unternehmen Geld benötigt, muss nicht zwingend auf sein Kreditinstitut zurückgreifen. Das gilt insbesondere für Kredite für Selbstständige, wenn Banken eine Finanzierung ablehnen. Private Geldgeber, Kreditplattformen und weitere kreative Finanzierungsformen stehen hoch im Kurs.

Für Finanzierungen im kurzfristigen Bereich stellen etwa Peer-to-Peer-Kredite eine attraktivere Variante zu den klassischen Bankfinanzierungsmodellen dar. Dabei stellt das sogenannte „P2P Lending“ einen neuen Finanzzweig, der sich von den traditionellen Geldgebern fundamental entkoppelt. Unter Umgehung der Banken treten private Darlehensgeber, die Geld verleihen möchten mit Personen auf entsprechenden Online-Plattformen in Kontakt, die Geld benötigen.

Die Vermittler finanzieren sich dabei über die anfallenden Bearbeitungsgebühren der Kreditnehmer sowie die Servicegebühren der Investoren. Die in Frage stehende Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer wird dabei für Anleger vertrauensbildend über eine anspruchsvolle Screening- und Bonitätsprüfung kritisch beleuchtet.

Potentielle Geldgeber können sich so als Investor in ein Projekt finanziell einbringen, alle für eine Investition zu Verfügung stehenden Kredite sind in einer Übersicht bequem einseh- und auswählbar. Der entscheidende Vorteil für Investoren liegt in einer möglichen Reduzierung des Förderungsrisikos durch eine breitere Streuung der Geldmittel auf verschiedene Investitionsvorhaben.

Factoring und Finetrading

Gerade für jüngere Startup-Unternehmen mit dünner Eigenkapitaldecke bieten sich zinsgünstige Kredite aus Förderprogrammen der KfW als Alternative an.

Neben Leasing wird vor allem das sogenannte „Factoring“ von Mittelständlern am häufigsten als Alternative zur klassischen Bankfinanzierung genutzt. Dabei verkauft ein Unternehmen eine Forderung, also eine offene Rechnung, gegen einen Kunden an ein anderes (Factoring-)Unternehmen.

Das Factoring-Unternehmen wird somit Neu-Eigentümer der Forderung und kann es anschließend gegenüber dem Kunden einfordern. Es übernimmt die Garantie für die Zahlungsfähigkeit eines Schuldners, trägt also das Risiko, wenn der Kunde letztlich nicht zahlt. Eine Übernahme der Forderung schließt auch dessen Vorfinanzierung mit ein, das Factoring-Unternehmen finanziert die Forderung an den Kunden vor. Der Vorteil:

Das Unternehmen erhält also abhängig von der konkreten Vertragsausgestaltung einen großen Teil des ihm zustehenden Geldes unmittelbar, ohne zeitlichen Aufschub. Factoring dient demnach vor allem der Finanzierung des Forderungsverkäufers, indem es ihm schnell Liquidität aus seinen Außenständen verschafft.

Branchenüblich übernehmen Factoring-Unternehmen auch Dienstleistungen wie die

  • Debitorenbuchhaltung
  • regelmäßige Bonitätsprüfungen der Kunden
  • Mahnwesen
  • Inkasso.

Durch das beliebte Prozedere erhöhen Unternehmen ihre Liquidität, da sie unmittelbar mehr Geld zur Verfügung und ihre Liquiditätsreserven erhöhen. Durch Factoring verbessern sich

  • Eigenkapitalquote
  • Bilanz
  • Bonität
  • Chancen auf Kreditzusagen.

Auf der Suche nach Kreditalternativen stoßen Mittelständler neben Factoring auch auf die Alternative „Finetrading“. „Finetrading“ ist eine Zusammenfassung der Begriffe „Finance“ und „Trade“, Finanzierung und Handel. Im Rahmen des Einkaufsfinanzierungs-Modells schaltet sich ein Zwischenhändler zwischen Abnehmer und Lieferant ein und tritt als Debitor auf: Er begleicht die Rechnung sofort und wird damit offizieller (Neu-) Eigentümer der Ware.

Diese geht dann jedoch direkt an den Abnehmer unter Einräumen eines Zahlungszieles von bis zu 120 Tagen. Nach ihrer Erfindung durch den Bankkaufmann Arno Schneider in Stuttgart, der die Firma WCF gründete, gibt es im deutschen Markt mittlerweile eine ganze Reihe von Anbietern von solchen Einkaufsfinanzierungen – Tendenz steigend. Nach Angaben von WCF setzen derzeit über 2.000 Unternehmen aus allen Branchen und Größenklassen Finetrading zur Waren- und Lagerfinanzierung ein.

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