Normen und Werte: Von der Moderne und zu modernen Werten

Will man die Normen und Werten der heutigen Zeit beurteilen, so spielt nicht allein das Christentum, sondern auch und vor allem die Lösung von diesem, eine besondere Rolle. Die Aufklärung stellte einen Prozess dar, der Umorientierung des Weltverständnisses von Gott auf den Menschen ermöglichte. Vor der Aufklärung waren alle Bereiche der Staats- und Lebensordnung fast ausschließlich von christlich-religiösen Anschauungen geprägt.

Das Zurückdrängen der vormals gegebenen religiösen Einschätzung, dass Gott allgegenwärtig und unmittelbar auf das alltägliche Leben und nahezu alle damit verbundenen Lebensumstände einwirkt, machte jedoch neue Erklärungsmodelle notwendig.

Die Aufklärung, ein Lösungsprozess

Hierdurch konnten sich mit der Aufklärung und der damit verbundenen Lösung von religiösen Vorgaben, unterschiedliche Normen und Werte etablieren bzw. neue Sinnsysteme entwickeln. In diesem Zusammenhang war die Wissenschaft mit ihren sich entwickelnden Einzelwissenschaften in besonderer Weise gefordert.

Der Wissenschaft und ihrem Interesse der Erkundung alles Existierenden, fiel zunehmend auch die Aufgabe zu, eine ideale Lebens- und Seins-Gestalt zu definieren. Durch die von Religion befreite Betrachtung der Natur wurde der Wissenschaft eine vermeintlich objektive Betrachtung und Bewertung ihres Untersuchungsgegenstandes ermöglicht.

Deshalb sollten die von der Wissenschaft gewonnenen Ergebnisse die bis dato geltenden religiösen Antworten auf alle Lebens- und Seins-Fragen (Kontingenzfragen) ablösen. Die Wissenschaft erhielt hierdurch eine Aufgabe, welche durchaus als „gegenreligiöses oder quasireligiöses Programm“ bezeichnet werden kann. Die Wissenschaft sollte Antworten auf Kontingenzfragen liefern, die eine völlige Lösung von Religion ermöglichen sollten.

Das Ende des religiösen Absolutheitsanspruchs

Mit der Anerkennung bereits bestehender naturwissenschaftlicher Erkenntnisse von Kopernikus, Galilei und Kepler, wurde die christlich-religiöse Weltdeutung ihres dogmatischen Absolutheitsanspruchs beraubt, welcher bis zur Aufklärung bestand.

Die stetige Weiterentwicklung der Wissenschaften bestätigte deren errungenen Anspruch, der eine Lösung der Wissenschaft von religiösen Weltbildvorgaben notwendig machte, immer wieder auf Neue. Im Konkurrenzkampf der beiden Bereiche (Christentum und vernunftorientierte Wissenschaftsgläubigkeit), welche die Lebenswirklichkeit zu schildern und zu erklären suchten, unterlag das Christentum:

Dies vor allem in Verbindung mit der Emanzipation und Selbstentfaltung des Individuums. Dies konnte geschehen, da das Christentum im Sinne der Gedanken der Aufklärung, keine vernunftmäßig nachvollziehbaren Antworten bieten konnte.

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