Vermittlung von Lerninhalten: Nutzen Sie die Funktionsweise des Gehirns

Wie viel Planung geben Sie Ihrem Unterricht? Wie tarieren Sie Methode und Atmosphäre aus? Und welche Gesetzmäßigkeiten unter Lernern gilt es bei dieser Auswahl zu berücksichtigen? In diesem Artikel bekommen Sie Tipps für die Vermittlung von Lerninhalten.

Die letzte Frage ist sozusagen Grundlage für die übrigen Fragen: solange Sie nicht wissen, wie der durchschnittliche Teilnehmer/Schüler tickt, solange werden Sie ihn mit falschen Methoden ansteuern.

Nutzen Sie das Aufmerksamkeits-Zeitfenster

Angefangen bei der Tatsache, dass der durchschnittliche Lerner für die Vermittlung gesamte 15 Minuten volle Aufmerksamkeit zeigen kann (Ausnahmen bestätigen die Regel), ist es logisch und zwingend, alle 15 Minuten einen Methodenwechsel zu fahren, um einen anderen, noch unverbrauchten Lernkanal in Anspruch zu nehmen.

Eine weitere Gesetzmäßigkeit: Das Gehirn arbeitet leichter, wenn es über Bilder in die Fakten eingeführt wird. Nutzen Sie diese Voraussetzung, indem Sie immer eine visuelle Hintergrundspur mitlaufen lassen. Hierzu zählt natürlich auch Ihr bildhafter Sprachgebrauch, der sich in nahezu allen Lerninhalten und Wissensbereichen entwickeln lässt.

Datenverarbeitung im Gehirn

Noch ein wissenswertes Detail dazu, wie das Gehirn Informationen verarbeitet: Das Gehirn versucht permanent, neue Informationen in Bekanntes einzuordnen, d.h. schicken Sie zunächst ein bekanntes Themenfeld, ein Grundprinzip, etwas Vertrautes voraus, damit Ihre Zuhörer in diesem Wissensnetz Neugelerntes  "hineinhängen" können.

Und versuchen Sie bei diesem Netzaufbau alle Teilnehmer abzuholen. Auf diese Weise vermeiden Sie Ergebnisse wie: "Ich weiß überhaupt nicht, um was es geht." In einem solchen Fall steigt der durchschnittliche Lerner nämlich aus und findet vermutlich auch keinen Einstieg mehr. Man akzeptiert es leichter, vom Skelett ein paar Knochen nicht zu kennen, als gar nicht zu wissen, was ein Skelett ist.

Zoomen Sie Detailwissen nur heran, wenn Sie vorher darauf hingewiesen haben, dass jetzt eine Nahaufnahme kommt und geben Sie die Bedeutsamkeit des Details für den gesamten Lernprozess bekannt.

Fordern Sie beide Gehirnhälften

Eine letzte Eigenheit des Gehirns, die Sie sich zunutze machen sollten: Das Hirn liebt Abwechslung zwischen Struktur und Chaos. Chaos ist hier nicht zu verwechseln mit ungeplantem "Halli Galli", sondern orientiert sich an der zunächst richtungslosen Erlebnisstruktur bei der Vermittlung von Lerninhalten.

Das kann ein Spiel sein, eine Naturbeobachtung, eine Dialogübung oder Ähnliches. Aus dem ganzheitlich Erlebten entdecken die Lernenden selbst die Strukturen, Gesetzmäßigkeiten oder Regeln. Dieses entdeckende Lernen spricht einen Teil unseres Gehirns an, beinhaltet meistens eine Spaß- oder zumindest eine Neugierkomponente und verankert sich daher nachhaltiger, als linear strukturiertes Wissen.

Dennoch sollten Sie darauf achten, dass Sie strukturiertes Schritt-für-Schritt-Wissen und selbst entdecktes Wissen sinnvoll kombinieren, sodass jede Gehirnhälfte "auf Ihre Kosten kommt".

Stress blockiert die Aufnahme von Lerninhalten

Zu guter Letzt die atmosphärischen Koordinaten: Vermeiden Sie in jedem Fall Stress, egal in welcher Form. Stress blockiert und verstopft sämtliche Lernkanäle und Ihre gesamten sonstigen Vermittlungsbemühungen bleiben umsonst. Zu Stress zählt übrigens nicht nur Überforderung sondern auch Unterforderung.

Vermeiden Sie auch Zeitstress wie: "Das müssen wir heute noch durchkriegen", sondern bauen Sie lieber Zeitpuffer ein. Wirksam gegen den Stress dagegen ist immer ein gutes Stück Humor, der zum einen entspannt, zum anderen die nötige Distanz zu Lerninhalten schafft, aus der man bekanntlich die Dinge manches Mal besser erkennt.