Interkulturelle Öffnung: Eine gesellschaftliche Aufgabe

Interkulturelle Öffnung ist eine politische bzw. eine gesellschaftliche Aufgabe und ein gesamtgesellschaftlicher Prozess. Als solcher Prozess kann die interkulturelle Öffnung in Deutschland weder vom Staat alleine bewältig, noch ausschließlich als private Angelegenheit erachtet werden.

Bewertet man Interkulturelle Öffnung in Deutschland als notwendigen Prozess, so ergeben sich hieraus Forderungen an die Politik: Es sollte sowohl zu Verbesserungen rechtlicher Regelungen, welche Zuwanderer betreffen, kommen; gleichfalls sollte die Notwendigkeit der Motivation der Kräfte der Zivilgesellschaft erkannt und gefördert werden.

Dabei ist politisch und gesellschaftlich darauf zu achten:

  • dass eine genaue Situationsanalyse der politischen Umsetzung der Interkulturelle Öffnung vorausgeht.
  • dass die frühzeitige Einbeziehung aller Akteure vor der Erarbeitung und Umsetzung eines interkulturellen Gesamtkonzeptes erforderlich ist.
  • dass bei allen Entscheidungen einerseits der sensible Umgang mit bestehenden Ängsten vor Überfremdung von Seiten der Mehrheitsbevölkerung sowie andererseits die Ängste vor Identitätsverlust auf Seiten der Minderheitenbevölkerung bedacht wird.

Auch wenn sich in letzter Zeit ein größeres Bewusstsein für die Notwendigkeit der Integration und der interkulturelle Öffnung gewachsen ist, so bleibt dennoch viel zu tun.

Innerhalb einer bewusst gelebten multikulturellen Gesellschaft muss niemand seine Herkunft oder seine Kultur verleugnen. In einer solchen Gesellschaft ist klar, dass ein deutscher Pass nicht typisch deutsch macht, auch wenn ein solcher Pass jede und jeden als Deutschen bzw. als Deutschen ausweist.

Interkulturelle Öffnung: Ein neues Selbstverständnis
In Amerika herrscht ein solches Selbstverständnis, bei welchem sich alle als Amerikaner verstehen. In Amerika leben Afroamerikaner. Sie sind Amerikaner afrikanischer Abstammung. Gleichsam gibt es Angloamerikaner: Amerikaner, deren Muttersprache Englisch ist bzw. Amerikaner englischer Abstammung. Amerikaner lateinamerikanischer bzw. hispanischer Herkunft werden oft als Latinos bezeichnet.

Daneben gibt es Amerikaner spanischer, asiatischer oder indianischer Abstammung. Egal welcher ursprünglicher Abstammung, verstehen sich alle als Amerikaner. In Amerika käme keine/r auf die Idee, bei einer Vorstellung zu sagen: "Ich bin Engländer, Spanier, Chinese usw. mit amerikanischem Pass". Dem gegenüber gaben Jugendliche bei einer Befragung in Hamburg an, sie seien Türke, Italiener, Iraner, wobei alle einen deutschen Pass hatten.

Interkulturelle Öffnung zu einem deutschen Selbstverständnis
Dieser Unterschied im Selbstverständnis, lässt fragen, warum dies so ist. Einerseits liegen die genannten Unterschiede daran, dass die Zuwanderung der Amerikaner meist schon viele Generationen zurück liegt. Andererseits ist die Zuwanderungsgeschichte Amerikas von der in Deutschland völlig verschieden.

Selbstverständlich ist auch in Amerika der Umgang mit den unterschiedlichen Kulturen, trotz gemeinsamem Amerikaner-Sein, nicht gänzlich unproblematisch. Dennoch sollte auch in Deutschland ein gemeinsames Verständnis des Deutsch-Seins ermöglicht werden. Alle sollten ganz selbstverständlich sagen können: "Ich bin Deutsche!", "Ich bin Deutscher!"