Mit Downshifting einen Karriereschritt zurückgehen

Obwohl es im Job anscheinend gut läuft, steigen einige Arbeitnehmer irgendwann aus. Sie haben genug davon, dass sich ihr Leben in erster Linie um den Job dreht. Freiwillig gehen sie auf der Karriereleiter einen Schritt zurück. Dieses Phänomen nennt man Downshifting.

Ulla Krüger hat in ihrem Berufsleben immer gut funktioniert. Nach dem Abitur hatte Sie eine kaufmännische Ausbildung in einem IT-Konzern absolviert und wurde in die Werbeabteilung übernommen. Dort arbeitete sie fast zehn Jahre lang. Irgendwann kam der Wunsch auf, kreativer zu arbeiten und mehr zu schreiben. Da wechselte sie als Texterin in eine Werbeagentur und blieb dort ebenfalls zehn Jahre. Aber mit Anfang 40 kam sie in eine Sinnkrise: "Ich war nicht dort angekommen, wo ich eigentlich hin wollte."

Sie wollte gerne schreiben, doch von den Kunden der Werbeagentur erhielt sie so enge Vorgaben, dass für Kreativität kaum Raum blieb. Gleichzeitig war die Arbeitsbelastung enorm hoch. Wenn wichtige Projekte anstanden, saß sie sogar oft am Wochenende vor dem PC. Ihre beiden Töchter verbrachten statt mit ihr viel Zeit mit dem Au-Pair-Mädchen.

Krüger wurde immer unzufriedener und begann, über Alternativen nachzudenken. So wurde sie zur Downshifterin. Das sind Menschen, die freiwillig einen Schritt auf der Karriereleiter zurückgehen. Sie schalten einen Gang zurück, so die ursprüngliche Bedeutung des Wortes.

Downshifter geben eine Führungsposition auf, um mehr Zeit für sich zu haben. Sie wechseln auf eine Teilzeitbeschäftigung oder hören ganz auf. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich: Manche kommen in die Midlife-Crisis und fragen nach dem Sinn ihrer Tätigkeit und andere gründen eine Familie und ordnen ihre Prioritäten neu. Und einige stehen kurz vor einem Burn-out und stellen ihren gesamten Lebensstil infrage.

Wichtig ist beim Downshifting unter anderem, dass Sie genau prüfen, ob Sie Ihren Lebensstil so anpassen können. dass Sie auch mit einem geringeren Gehalt zurechtkommen.

Der Begriff Downshifting stammt ursprünglich aus dem angelsächsischen Raum. Dabei ist das Phänomen nicht neu. Es gab schon immer Menschen, die im Berufsleben freiwillig einen Gang zurückgeschaltet haben. Doch das muss man sich auch leisten können. Neu ist, dass Downshifter immer jünger werden.

Während vor zehn Jahren überwiegend Männer zwischen 40 und 50 die Sinnfrage stellten, tun dies heute bereits Berufsanfänger. Vor allem Angehörige der Generation Y wollen heute Beruf, Familie und Freizeit gleichberechtigt unter einen Hut kriegen.

Dabei geht es den Jungen weniger um Anerkennung im Beruf oder Prestige durch ein hohes Gehalt. Lieber arbeiten sie weniger und haben dafür mehr Zeit für Familie und private Interessen.

Bei Ulla Krüger kamen mehrere Faktoren zusammen: Sie fand ihre Tätigkeit nicht mehr sinnvoll und wollte mehr Zeit mit der Familie verbringen. Zudem verdiente Ihr Mann genug, damit sie diesen Schritt gehen konnte. So kündigte sie ihren Job in der Werbeagentur und machte sich als Texterin selbständig.

Dabei hatten ihr Mann und sie vorher genau durchgerechnet, ob die Familie sich diesen Schritt finanziell leisten kann, da sie wenige Jahre zuvor ein Haus gebaut hatte, das nun abbezahlt werden muss.

Empfehlenswert ist, bereits vor dem Downshifting zu wissen, wie es weitergeht und zu prüfen, ob man sich diesen Schritt finanziell leisten kann.