Allgemeine Vorbemerkungen zu berufsverwertbaren Qualifikationen

Die Quelle einer Qualifikation ist von sekundärer Bedeutung; testierte Qualifikationen sind allerdings aus sich heraus plausibel, während alle anderen, eher informell erworbenen Fähigkeiten, überzeugend und nachvollziehbar dargelegt werden müssen.

Die Abgrenzung (Fach- vs. Methoden- vs. Sozialkompetenzen) ist häufig alles andere als eindeutig, aber auch nicht so kritisch; das "Drei-Kompetenzbereiche-Modell" dient lediglich der analytischen Abgrenzung. Letztlich bildet doch das gesamte Qualifikationsportfolio nicht mehr als eine – wenn auch bedeutende – Facette der eigenen Persönlichkeit.

Berufsrelevante Qualifikationen
können grundsätzlich Kenntnisse sein, Fähigkeiten/Fertigkeiten oder Erfahrungen. Man kann noch unterscheiden in Kernkompetenzen (die für die erfolgreiche Ausübung des angestrebten Berufs unverzichtbar sind, sog. MUSTs), wichtige Kompetenzen (die eine erfolgreiche Ausübung des Berufs wahrscheinlicher machen, sog. SHOULD), sowie wünschenswerte [Zusatz-]Qualifikationen (die einen Mitarbeiter breiter und flexibler einsetzbar machen, sog. NICE-TO-HAVE).

Die Quelle dieser Qualifikation ist von sekundärer Bedeutung; nicht nur zertifizierte oder mit Zeugnis oder Diplom bestätigte Qualifikationen sind berufsrelevant, sondern grundsätzlich jegliche berufsverwertbare Kenntnis oder Erfahrung.

Auch autodidaktisch erworbene Qualifikationen oder Kenntnisse und Fähigkeiten/Fertigkeiten, die man in einem langjährigen Hobby erworben hat, können in hohem Maße berufsverwertbar sein.

Ein Beispiel aus meiner Coaching-Praxis:
Ein Klient erzählte – mit strahlenden Augen und voller Enthusiasmus – von seinem Modelleisenbahn-Hobby, das er seit 25 Jahren ausübt. Er besitzt im Keller eine voll durchdigitalisierte Anlage über 3 Ebenen und verbringt nahezu jede freie Minute dort.

In seinem Qualifikationsportfolio, das wir erarbeitet hatten, fehlte jeder Hinweis auf Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Digitaltechnik, Elektronik, Feinmechanik und auch – eher Methoden- oder Sozialkompetenz betreffend – auf Durchhaltevermögen, Beharrlichkeit, Frustrationstoleranz etc.

Auf meine diesbezügliche Frage antwortete der Klient "aber das kann ich doch nicht belegen. Das ist doch nur ein Hobby". Aber durchaus wahrscheinlich, dass eine Erwähnung dieser Qualifikationen zumindest in einigen seiner Bewerbungen und die Erwähnung der Quelle (als "Beleg") seine Bewerbungschancen signifikant gesteigert hätten.

Grundsatz in jeder Bewerbung sollte demnach sein:

  • Alles, was meine Eignung für die angestrebte Position unterstreichen kann, wird angeführt.

  • Alles, was im ersten Eindruck dem zuwiderlaufen könnte, wird relativiert.

  • Ich muss meine Qualifikationen so präsentieren, dass ein interessierter, aber höchst eiliger Leser sie "blitzschnell" erfassen kann (zur ersten Sichtung einer Bewerbung stehen in aller Regel höchstens eine Minute zur Verfügung, dann erfolgt die Zuordnung zu Stapel A (= einladen), B (= bei Bedarf nochmal ansehen) oder C (= Absage). Und wessen Bewerbung nicht auf Stapel A landet, hat in diesem Bewerbungsverfahren in der Regel keine zweite Chance!

Übrigens: In dem oben angesprochenen Fall hat die Umstellung der Bewerbungsstrategie in relativ kurzer Zeit zum Bewerbungserfolg geführt!