Helfer suchen im Verein – denken Sie um

In vielen Sportvereinen ist die Aufbauorganisation sehr ähnlich: Vorstand, Abteilungen, Mitgliederversammlung – fertig! Aber das ist ein künstliches Gebilde und nur für bestimmte Zwecke geschaffen. Zusätzlich Helfer haben in dieser Struktur im Verein keinen Platz. Denken Sie um!

Im BGB sind die Grundlagen für Vereine gesetzlich geregelt. So ist in den Paragraphen verankert, wie ein Vorstand auszusehen hat. Auch die wichtigsten Verpflichtungen sind hier beschrieben. Die Mitgliederversammlung ist der Souverän des Vereins und doch bleiben meiner Meinung nach noch genügend Spielräume, in denen man sich mit der eigenen Aufbauorganisation des Vereins auseinandersetzen kann. Dabei gibt so eine Art der Organisation Aufschluss zu grundlegenden Aspekten des Vereinslebens:

Aufgaben und Rollenstruktur

  • Wer hat welche Aufgabe?
  • Wer schließt Sponsorenverträge?
  • Wer hat welche juristische Verantwortlichkeit?
  • Welche Aufgaben sind mit welchen Rollen verbunden?

Hierarchische Struktur

  • Wer ist weisungsbefugt?
  • Wer ist Weisungsempfänger?

Die Übungsleiter sind dem Vorstand gegenüber unterstellt. Freiwilligkeit oder Ehrenamt sind diesbezüglich einerlei. Der Vorstand ist derjenige, der sich für das Tun und Handeln seiner Übungsleiter verantwortlich zeichnet. Natürlich ergibt sich hieraus ein gewisses Mitspracherecht.

Kommunikationsstruktur

Wer benötigt welche Information, um seine gestellte Aufgabe bestmöglich zu erfüllen? In den allermeisten Fällen liegt hier eine immense Schwachstelle in den Vereinen. Informationen von den Verbänden laufen zwar im Verein ein – werden aber nur unzureichend weitergeleitet. Wer also die Verantwortung trägt, muss auch eine Chance auf Mitsprache in der Entscheidung haben.

Allerdings – und das ist ein ganz wesentlicher Gesichtspunkt – diese Verantwortung macht nur Sinn, wenn sie von der Kompetenz des- oder derjenigen begleitet wird. Es ist äußerst kontraproduktiv, auf eine Position zu pochen und damit sachlich begründete Maßnahmen aus "Vereinspositionsdünkel" heraus zu verhindern.

Die typische Vereinsorganisation

Betrachten wir eine typische Vereinsorganisation, so ist es eine Pyramide, oben der Vorstand, darunter die Abteilungsleiter, dann die Übungsleiter und schließlich die Übungsgruppe selbst. Und alles insgesamt bildet im Wesentlichen die Hauptversammlung. Was sagt uns nun so eine Hierarchie-Pyramide aus? Wer der Wichtigere ist? Wer wem etwas zu sagen hat? Wer wessen erster Ansprechpartner ist?

Und genau hier sollte mit einem Missverständnis aufgeräumt werden. Die letzten zwei Fragen sind die richtigen, auf keinen Fall die erste. Dies ist keineswegs gleichbedeutend mit der Abqualifizierung der Arbeit des Vorstandes. Je mehr aber der Verein als "Komplettveranstaltung" mit und für die Mitglieder gesehen wird, desto ernster wird sich auch diese Einschätzung verändern.

Stellen Sie sich eine lebende Menschenpyramide vor. Alles hält sich fest, unten die starken Männer und Frauen, junge und ältere, jeder hat seinen Platz und die Pyramide wird höher und höher. Zum Schluss helfen alle einem jungen Mädel aufzusteigen, so dass sie den krönenden Abschluss darstellt. Stellen sie es sich vor – und nun sagen sie ganz ernsthaft: Wer ist der Wichtigste im Gebilde? Genauso ist es! ALLE sind nötig und tragen zum gemeinsamen Gelingen seinen Teil bei.

Alle sind zuständig

Verabschieden Sie sich vom Gedanken der "Menschen in Kästchen". Dieses Denken bestärkt die Auffassung der "Nicht Zuständigkeit". Sicherlich weist so ein Kästchen-Organigramm auf die Verantwortungsbereiche hin, es soll aber nicht ein konstruktives Mitdenken verhindern. Das Abfragen und Zulassen von Ideen anderer kann einem Entwicklungsprozess nur dienlich sein und das wiederum ist ein Zugewinn für den gesamten Verein.

So können Kompetenz, Wissen und Kreativität effektiv zusammengeführt werden, frei von Besserwisserei und Bevormundung. Eine gegenseitige Hilfe, die in Projektgruppen wichtige Vereinsprobleme außerhalb der eigentlichen Aufbauorganisation effektiv lösen kann. Diese muss dann natürlich noch vom zuständigen Vereinsgremium abgesegnet werden.

So wenig Aufbauorganisation wie nötig, so viel Projektarbeit wie möglich – das ist vielleicht DIE Aufgabe der Zukunft in der Organisation im Verein. Und da auf diesem Wege keine "Ämter" mehr vergeben werden, sondern Projekte auf absehbare Zeit, werden erfahrungsgemäß auch mehrere Vereinsmitglieder die Mitarbeit zusagen.