Woran man seine Berufung erkennt

Unsere Berufung hat ihren Sitz im Unbewussten. Auf dieses haben wir jedoch keinen direkten Zugriff. Wir können es füttern, müssen dann aber abwarten, bis bestimmte Erkenntnisse in Form von Intuition und Inspiration in unser Bewusstsein gelangen. Unser Unbewusstes bekommt sozusagen die Argumente vom Verstand geliefert und arbeitet permanent an der Lösung, auch während wir schlafen.

Diese Inkubationszeit dauert bei verschiedenen Menschen unterschiedlich lange. Unter anderem hängt sie davon ab, wie weit der Prozess der Berufungserkenntnis bereits fortgeschritten ist.

Ist dieser Prozess bereits weit vorangeschritten, weil sich der Betreffende schon länger mit diesem Thema befasst, gelingt die Entdeckung der Berufung
meist schneller als wenn sich der Betreffende erst am Anfang seiner Suche befindet. Dann können leicht Wochen und Monate ins Land ziehen. Es gibt auch Fälle, bei denen die Entdeckung der Berufung Jahre gedauert hat.

Zudem ist die Berufung nichts, was einmal entdeckt, gelebt und dann lebenslang abgehakt werden kann: Sie ist vielmehr ein kontinuierlicher Prozess des Entdeckens, Umsetzens und Sich-Weiterentwickelns.

Man weiß es einfach, wenn man seine Berufung gefunden hat

Dabei stellt sich auch die Frage, woran man eigentlich erkennt, dass es sich tatsächlich um die eigene Berufung handelt?

Die Antwort lautet: Man weiß es einfach. Es ist ein Gefühl absoluter Klarheit und Gewissheit, das aus dem tiefsten Inneren kommt. Man weiß es einfach, wenn es sich um die eigene wahre Berufung handelt. Das Denken ist dann klar, rein und eindeutig. Man will nicht mehr, was andere vielleicht von einem erwarten, sondern das, was man selber wirklich will.

Man spürt die eigene Mitte und tiefes Vertrauen in den eigenen Weg und die eigene Bestimmung. Während andere sich lustlos ins Büro quälen, wird man morgens wach und hat alle Lust dieser Welt, sich zügig an seine Arbeit zu begeben.

Auch wenn man älter ist, kann man Neues wagen

Übrigens ist die Entdeckung seiner Berufung keineswegs altersgebunden. Ist es für jüngere Menschen zwischen 15 und 30 Jahren normal, etwas Neues zu beginnen, zeigen zahlreiche Beispiele, dass es auch, wenn man älter ist, nie zu spät dafür ist:

  • Kai Staufer (*) war zunächst erfolgreicher Verlagsmanager, fand seine Berufung als Experte für den digitalen Wandel, machte sich selbständig und wurde kurz vor seinem 50. Geburtstag Professor an einer Hochschule.
  • Die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin Gisela Matuscheck (*) holte mit 33 Jahren das Abitur nach, begann mit 36 ein Medizinstudium und legte mit 50 Ihre Facharztprüfung als Gynäkologin ab.
  • Gerlinde Stackowitz (*) machte noch mit 71 Jahren ihr Abitur mit einem Notendurchschnitt von 2,2 und studiert seitdem Geschichte und Französisch.

Sie sehen also, dass es nie zu spät ist, um in seinem Leben etwas Neues zu beginnen. Hierzu möchte ich Sie explizit ermutigen.

Leben heißt Veränderung

Leben heißt letztlich Entwicklung und Entwicklung bedeutet Veränderung. Wir entdecken immer mehr den Kern unserer Persönlichkeit, unsere wahre Berufung, und wollen diese in der Welt in unserem Traumjob verwirklichen. Hans Küng hat einmal sehr schön formuliert: "Jeder Mensch hat seine Berufung und je länger unser Leben voranschreitet, umso mehr wird deutlich, was die Berufung unseres Lebens ist."

(*) alle Namen geändert