Veränderungen des Gehirns sorgen für Stress in der Pubertät

Während der Pubertät verändern sich nicht nur die Hormone der Jugendlichen, auch das Gehirn unterliegt einer Reifung. Jugendliche denken anders, fühlen anders und benehmen sich anders, als es Kinder tun. Das führt zu Stress – bei Heranwachsenden und bei deren Eltern.

Alles könnte doch so einfach sein. Mit ein wenig Überlegung und Nachdenken müsste doch auch ein Jugendlicher begreifen wie sinnvoll es ist, das eigene Zimmer aufzuräumen bevor es im Chaos versinkt oder die Hausaufgaben gleich zu erledigen. Stattdessen gibt es stets aufs Neue Stress. Aus einem „Gleich!“ wird ein „Nie“. Debatten statt Einsicht. 

Es ist nicht unbedingt nur mangelnde Kooperation für das seltsame Verhalten beim Jugendlichen in der Pubertät verantwortlich. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das Gehirn in der Pubertät regelrecht umgebaut wird. Der Stress hat also handfeste körperliche Ursachen. 

Was ändert sich im Gehirn während der Pubertät?

Seit der Geburt lernt das Gehirn ständig dazu. Es bildet immer neue Verbindungen zwischen Nervenzellen, die Synapsen. Wie eine Art Autobahnen im Gehirn helfen sie Informationen zu verarbeiten und zu speichern. Bei häufigen Erfahrungen werden diese Nervenbahnen stärker ausgebaut, bei selteneren Erlebnissen weniger schnell.

Mit der Pubertät verändert sich das Wachstum dieser Synapsen rasant. Ihre Zahl steigert sich zu Beginn dieser Entwicklungsphase enorm. Kurz darauf werden jedoch eine Menge der Nervenverbindungen wieder zurückgebaut. Wenig genutzte Verknüpfungen verschwinden.

Stress ist wegen Reifung des Gehirns in der Pubertät vorprogrammiert

Die Reifung des jugendlichen Gehirns geschieht nicht gleichmäßig. Von hinten nach vorne beginnt der Prozess im Kleinhirn und endet im Stirnlappen. Für das Zusammenleben mit pubertierenden Jugendlichen hat das durchaus Konsequenzen. Da der Stirnlappen vor allem für Kommunikation, für die Planung von Handlungen und das Unterdrücken von Impulsen zuständig ist, programmiert sich Stress förmlich automatisch vor.

Versinkt das Zimmer im Chaos, könnte also nicht nur Faulheit, sondern ebenso auch der Umbau von Nervenverbindungen im Gehirn der Grund sein. Der Jugendliche bewertet die Situation einfach völlig anders. Zudem übernimmt ein Teil des limbischen Systems Aufgaben, wenn es um Entscheidungen geht. Dort sitzt die Amygdala, die sich um Gefühle kümmert. Sie macht aus rationalen Überlegungen immer wieder emotionale Gefühlsausbrüche. Ein Stress, dem man als Erwachsener oftmals unvermittelt gegenüber steht.

Die Pubertät – eine Zeit voller Stress

Die Pubertät ist für Jugendliche wie für Eltern eine Zeit voller Stress. Sie ist anstrengend für beide Seiten, weil vernunftorientierte Entscheidungen bei den Jugendlichen oft auf der Strecke bleiben. Die Pubertät ist mit all ihren Problemen auch eine gute Phase im Leben. Nur dadurch und durch den Stress, den sie auslöst, können Jugendliche zu eigenständigen Erwachsenen werden.

Bildnachweis: drubig-photo / stock.adobe.com