Stress nach dem Herzinfarkt: Wenn die Angst bleibt

In jedem Jahr erleiden rund 300.000 Bundesbürger einen Herzinfarkt. Dank schneller Notfallmedizin überleben etwa 250.000 Personen dieses Ereignis. Doch oft bleibt tiefe Angst zurück. Dieser Stress gefährdet das Herz weiterhin und verstärkt das Risiko für erneute Probleme.

Nach einem Herzinfarkt ist alles anders. Die plötzliche Nähe zum Tod macht Angst. Man begreift ganz hautnah, wie begrenzt das Leben ist. Das bringt viele Herzpatienten ins Grübeln. Nichts ist mehr sicher. Was darf man jetzt noch risikolos tun? Was nicht? Und vor allem die schlimme Angst: Kann ein erneuter Herzinfarkt kommen?

Mit der medizinischen Versorgung allein ist es darum nicht getan, um einem Patienten nach dem Herzinfarkt ein möglichst normales Leben zu ermöglichen. So gut Medizin und Reha in der Krise auch funktionieren. Wenn die Patienten nach einem Herzinfarkt wieder ins normale Leben entlassen werden, fallen viele von ihnen in ein psychisches Loch.

Die Angst vor dem Herzinfarkt erhöht die Gefahr von neuen Problemen
Die Angst im Hintergrund macht viele Patienten unruhig. Die Folge davon ist körperlicher Stress. Hier beginnt nun ein Teufelskreis, denn der Zusammenhang zwischen länger andauerndem Stress und Herzerkrankungen ist hinreichend belegt: Stress wirkt auf das vegetative Nervensystem. Er setzt vermehrt Adrenalin und Cortisol frei.

Dadurch erhöhen sich Herzfrequenz und Blutdruck. Das sowieso schon geschädigte Herz benötigt mehr Sauerstoff. Die Thrombozyten-Aktivität steigert sich. Insgesamt ein fataler Ablauf.

Ärzte und Psychologen arbeiten zusammen gegen die Angst vor dem Herzinfarkt
Bis vor kurzem hat man weitgehend außer acht gelassen, dass eine psychologische Nachsorge unbedingt zur sinnvollen Behandlung eines Herzinfarkts gehört. Der Patient mit überstandenem Herzinfarkt reduzierte sich in der Sicht von Kardiologen hautsächlich auf Blutwerte und Risikofaktoren wie Rauchen und Übergewicht. Dass der Stress durch die Angst das Risiko für neue Herzprobleme deutlich erhöht, hat man erst vor kurzem erkannt.

In der Regel sind viele Ärzte auch nicht dafür ausgebildet, psychische Probleme zu erkennen und einzuordnen. Man geht davon aus, dass derzeit höchstens jeder vierte Patient nach einem Herzinfarkt die psychologische Unterstützung bekommt, die er braucht.

Doch zum Glück findet hier seit einiger Zeit ein Umdenken statt. Inzwischen werden auch die psychischen Komponenten wie Angst, Stress und Depressionen nach einem Herzinfarkt ernst genommen. Dabei sind sie für die erfolgreiche Weiterbehandlung von enormer Wichtigkeit.

Wer auch nach Wochen noch mit einer ständigen Angst vor einem neuen Herzinfarkt kämpft, sollte sich Hilfe suchen. Eine Zusammenarbeit von Ärzten und Psychologen zeigt eine deutlich verbesserte Prognose für die Patienten mit einem Herzinfarkt.

Stress und Angst behandeln, um einem Herzinfarkt vorzubeugen
Die Angst ernst nehmen heißt also die Devise. Besonders wenn die Angst über einen längeren Zeitraum nach dem Herzinfarkt besteht. Damit wirkt man nicht nur einer posttraumatischen Depression entgegen, sondern schützt den Körper ganz aktiv vor dem Stress, der das Herz schädigen kann.

Um diese Erkenntnisse wissenschaftlich abzusichern, läuft derzeit eine bundesweite Studie, deren Ergebnisse für 2012 erwartet werden. Man hofft darauf, dann allgemeingültige Behandlungskonzepte zu entwickeln. Bis dahin muss sich jeder Patient nach einem Herzinfarkt eigenverantwortlich um sinnvollen Beistand kümmern. Damit die Angst nicht bleibt.