Prokrastination: Hemmende Regeln als Ursache von Aufschieberitis

Warum neigen wir in bestimmten Bereichen unseres Lebens zu Prokrastination? Warum bringt uns die Aufschieberitis bei einigen Aufgaben immer wieder in Stress, während wir andere Dinge ganz locker erledigen? Im heutigen Artikel dieser Reihe lesen Sie, warum Prokrastination und der Stress der Aufschieberitis etwas damit zu tun haben, wie wir uns und die Welt sehen.

Aufschieberitis als Folge von hemmenden Regeln
Wir alle haben uns im Laufe unseres Lebens Ansichten und Regeln zugelegt. Sie resultieren aus unserer Erfahrung, aber auch aus unserer Erziehung. Regeln sind nützlich, um unsere Sicht der Welt zu vereinfachen. Wenn Sie zum Beispiel die Regel "Ich erledige meine Aufgaben sorgfältig." verinnerlicht haben, verhindert das den Stress, schlampige Arbeiten abzuliefern.

Hinderlich werden diese persönlichen Regeln dann, wenn sie unflexibel verallgemeinern. Nehmen Sie eine Sache nicht in Angriff, weil Sie glauben, jetzt nicht genügend Zeit für die Erledigung zu haben, weil Sie immer akribisch arbeiten, dann ist da der Stress gewissermaßen vorprogrammiert. Prokrastination beginnt häufig mit Worten wie, ich sollte, ich müsste, ich kann nicht, wenn – dann.

Es gibt eine Reihe von typischen, persönlichen Regeln, die zur Aufschieberitis verleiten.

Regel 1, die Prokrastination begünstigt:
"Ich muss immer die Kontrolle behalten!“
Kontrolle als Ursache von Aufschieberitis liegt dann zugrunde, wenn man Sachen nur auf die eigene Art oder gar nicht machen möchte. Man verschleppt eine Arbeit, weil man keine Zeit hat, etwas selbst zu tun. Gleichzeitig fällt es schwer zu delegieren, da dies als Schwäche angesehen wird. Menschen, die eine solche Aufschieberitis betreiben, stehen fast ständig unter großem Stress.

Sollten Sie sich darin wieder erkennen, möchte ich Sie zusätzlich auf den Artikel Aufgaben delegieren: Das Zauberwort gegen zu viel Stress hinweisen.

Regel 2, die Prokrastination begünstigt:
"Ich darf keine Fehler machen“
Manche Menschen setzen sich selbst unter Druck, weil sie glauben, dass nur das perfekte Ergebnis zählt. Ist das nicht gewährleistet, neigen sie zu Aufschieberitis, um nicht von vorne herein in Stress zu geraten. Dabei entsteht jedoch genau dieser Stress. Die Angst davor, nicht fehlerfreie Ergebnisse abzuliefern paralysiert geradezu. Die Prokrastination dient als Weg, um die eigenen Anforderungen beiseite zu schieben.

Speziell zu diesem Thema empfehle ich Ihnen meinen Artikel: Kennen Sie Ihre Stressverstärker?

Regel 3, die Prokrastination begünstigt:
"Ich kann das nicht.“
Mangelndes Selbstvertrauen ist sicherlich eine der häufigsten Ursachen für Aufschieberitis. Allein der Gedanke an das befürchtete Versagen allein verursacht schon Stress. Dabei verstärkt die Prokrastination noch diese falsche Regel. Wer nicht ausprobiert, wird auch keine positiven Ergebnisse erzielen. Liegt der Stress durch Aufschieberitis vor allem an dieser Regel, sollten Sie unbedingt Ihr Selbstbewusstsein aufmöbeln, um auch die Prokrastination in den Griff zu bekommen.

Regel 4, die Prokrastination begünstigt:
"Das macht keinen Spaß“
Spaß als persönliche Regel gelingt mehr im Augenblick, als auf längere Sicht. Darum neigt man dabei besonders leicht zur Aufschieberitis. Der Stress, der kommen wird, ist gegenwärtig weit, weit weg.

Regel 5, die Prokrastination begünstigt:
"Ich bin lieber vorsichtig“
Diese persönliche Regel zur Aufschieberitis hängt eng mit dem mangelnden Selbstvertrauen zusammen. Manche Menschen fürchten sich unbewusst vor dem, was sie nicht kennen. Sie machen sich bereits im Voraus Gedanken und Stress über Dinge, die geschehen könnten. Das bezieht sich auch auf zu erledigende Sachen und hemmt die Motivation und den Antrieb, loszulegen. Daraus folgt Aufschieberitis.

Regel 5, die Prokrastination begünstigt:
"Heute nicht mehr.“
Viele Personen haben eine falsche Vorstellung Ihrer eigenen Leistungsfähigkeit, wenn das Leben schwierig wird. Die Angst vor Stress lässt sie nur im ersten Gang fahren. Sie schonen sich. Aufschieberitis dient bei dieser persönlichen Regel dazu, mit den Kräften zu haushalten und sich lieber nicht anzustrengen. Die Vorstellung, dass die Ergebnisse nach einer Auszeit besser werden, steht dabei im Vordergrund.
Diese persönliche Regel hat nichts mit notwendigen Pausen und Zeiten der Entspannung zu tun. Die braucht jeder und sie sind auch unbedingt erforderlich.

Nicht jede Aufschieberitis ist gleich
Wer häufig zu Aufschieberitis neigt, hat sich natürlich nicht alle dieser fünf Regeln zu Eigen gemacht. Jeder hat so seine ganz speziellen Felder, in denen er sich falsche Regeln zurechtgezimmert hat. Darum beeinflusst ja Prokrastination auch nicht das gesamte Leben. Sollten Sie nicht sicher sein, ob auch bei Ihnen die eine oder andere hinderliche Regel als Ursache Ihrer Aufschieberitis fungiert, können Sie mithilfe eines Fragebogens in der nächsten Folge mehr Klarheit gewinnen.