Toleranz: Wo sind die Grenzen?

Oft bekommt man den Eindruck, als müsste in unserer heutigen Gesellschaft das Wort Toleranz, der tolerante Umgang miteinander und überhaupt eine Werte-Entwicklung mal wieder definiert werden. Ebenso ist es mit dem Respekt und der Achtung.

Beginnen wir zuerst mit einigen Definitionen des Begriffes Toleranz:

  • aus dem Münzwesen: Die Toleranz ist eine gesetzlich festgehaltene zulässige Fehlergrenze des Gewichtes und Feingehaltes einer Münze.
  • aus der Ökologie: Hier ist die Toleranz die Fähigkeit von Mikroorganismen, schädigende Einflüsse zu ertragen.
  • aus dem Maschinenbau: Toleranz beschreibt hier die bei der Fertigung zugelassene Maßabweichung, d. h. das zulässige Größt- und Kleinstmaß.

In diesen technischen Bereichen sind die Grenzen in der Toleranz enthalten, bzw. die Toleranz ist die Grenze; wenn z. B. im Münzwesen das Gewicht einer Münze zu hoch ist, wird sie entsorgt, weil sie die Toleranz nicht erfüllt. Aber wie sieht es bei uns, im zwischenmenschlichen Bereich aus?

Übersetzen wir nun einmal diese Definitionen auf die Toleranz im menschlichen Leben, in unsere Gesellschaft. Hier gibt es keine gesetzlich festgelegten Bestimmungen – außer es handelt sich um Mord, Totschlag, Körperverletzung etc. – im toleranten Umgang miteinander, sondern hier kommen die menschlichen Charaktereigenschaften ins Spiel, d. h. die Persönlichkeit. Wir müssen Grenzen selber setzen.

Toleranz in der Partnerschaft

Anfängliche Verliebtheit, man übersieht blauäugig jede kleine Ecke des Partners, bzw. man registriert sie erst gar nicht. Nimmt aber dann diese erste Verliebtheit ab und der Alltag kehrt zurück, kommen auch die kleinen Ecken – die allmählich immer größer werden – zum Tragen und machen uns zu schaffen, bis die Partnerschaft schließlich an einer nicht zugeschraubten Zahnpastatube scheitert. Muss ich alles tolerieren, was mein Partner tut, nur weil ich Angst habe, er könnte mich sonst verlassen? Lebt nicht eine Partnerschaft erst durch gegenseitige konstruktive Kritik? Wo kommen wir sonst noch mit dem Begriff Toleranz in Verbindung?

Toleranz in der Schule

Kinder sind ehrlich, können aber auch grausam sein; nehmen wir einmal an, Dorle käme aus einem ärmeren Elternhaus als der Rest der Klasse. Die Eltern können sich keine Markenklamotten leisten und auch sonst fehlt hier und da das Geld, aber Dorle ist die Beste in der Klasse. Sie wird gehänselt, wo es nur geht und sie wird gemobbt, bis ihre Schulnoten schlechter werden.

Je nachdem wie alt die Kinder sind, könnte man sagen, denen muss man Toleranz erst beibringen, aber wer tut das? Die Eltern sind beide berufstätig und haben wenig Zeit für die Kinder, was sie dann mit Markenklamotten kompensieren wollen, statt den Kindern Toleranz beizubringen, wenn sie denn selber mit dem Begriff richtig umgehen können.

Toleranz und Religion

Wer hat sich nicht im Geschichtsunterricht mit den Religionskriegen beschäftigen müssen. Die einen kämpften „um Gottes Willen“, die anderen „um Allahs Willen“ etc. und das alles unter dem Deckmantel „der Zweck heiligt die Mittel“. Wenn die Anhänger einer Religion etwas mehr Respekt und Anerkennung für die Anhänger anderer Religionen aufbringen könnten, so wäre auch ein friedliches Leben nebeneinander möglich. Und so zieht sich die Toleranz durch alle Lebenslagen.

Denken Sie mal in Ruhe über den Begriff Toleranz nach und Ihre Einstellung dazu. Warum kann ich bei dem einen etwas tolerieren, was ich beim anderen verurteile? Mit mehr Toleranz, Verständnis und Respekt könnten wir alle im Leben weiterkommen. Auch Toleranz gegenüber unserem Planeten und der Natur ist ein wichtiges Thema zum Nachdenken.