Probleme in der Partnerschaft: Offene Kampftechniken als Art der Konflikterledigung

Probleme in der Partnerschaft sind leider nicht immer zu vermeiden. Oft verläuft die Konflikterledigung in einer Partnerschaftsbeziehung unbemerkt. In diesem Teil der Serie setzen wir die Beispiele für die verschiedenen Techniken fort, die beileibe nicht immer hilfreich sind.

Probleme in der Partnerschaft: Allgemeine Einteilung von Kampf- bzw. Zankstrategien
Die nun folgende Aufstellung betrifft Auseinandersetzungen und Kommunikation allgemein. Viele der Techniken sind nur in bestimmten Situationen sinnvoll, beziehungsweise werden dort eingesetzt. Manche jedoch sind uns möglicherweise auch aus dem privaten Bereich der Partnerschaft vertraut, wie man als Eheberater immer wieder feststellt.

Achim und Agnes werden uns deshalb nur einige Beispiele vorführen. Mehr zu diesem Thema finden Sie in meinem Buch: "Das Ego Projekt- Baustelle Charakter". Es ermöglicht Ihnen, sich kennenzulernen, unerwünschte Eigenheiten zu entdecken, sie auszumerzen und erwünschte Charaktereigenschaften zu erwerben.

Jetzt erfolgt eine tabellarische Darstellung der zu bearbeitenden Kampftechniken.

Offener Kampf

  • Selbst in den Ring steigen
  • Argumentativ
  • Überzeugung durch Leistung
  • Emotional
  • Bestechen durch
    • Macht
    • Sex
    • Geld
  • Konkurrenten gegeneinander hetzen
  • Wichtig machen
  • Unersetzlich machen
  • Ausstechen
  • Zermürbungstechnik
  • Totquatschen
  • Blenden
  • Moralisch erpressen
  • Plattmachen mit roher Gewalt
  • Sequestrierungsprozesse initiieren
  • Untergruppenbildung fördern
  • Mobbing

Probleme in der Partnerschaft: Veränderung des Umgangs und der Kommunikation argumentativ
Achim und Agnes haben ein Problem. Die Mutter von Agnes ist nicht nur alt, sondern kränkelt auch stark und ist schon mal verwirrt. Agnes möchte sie gern zu sich holen, Achim ist dagegen. Dies ist die Ausgangsposition, die sich mir als Eheberater bietet.

AGNES: "Ich mache mir Sorgen um Mutti, ich kann sie doch nicht hilflos im Stich lassen."

ACHIM: "Ich kann das ja verstehen, aber hast du bedacht, was das für uns bedeutet? Einer von uns muss immer zu Hause bleiben, kann nicht mehr arbeiten. Du weißt, wie schlimm das für dich war, als du keine Stelle hattest."

AGNES: "Wer sagt denn, dass ich zu Hause bleiben muss. Du kannst doch genauso gut Mutti pflegen und ich gehe weiter arbeiten. Schließlich kannst du ja auch mal was für mich tun!"

ACHIM: "Ich glaube, du hast das nicht zu Ende gedacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Mutter sich von mir pflegen lässt. Sobald es um persönliche und körperliche Sachen geht, geniert sie sich vor mir und auch ich habe da Hemmungen."

Achim hat einen Weg gefunden, seinen Einsatz argumentativ abzuwenden. Der Hinweis auf die Intimsphäre seiner Schwiegermutter lässt sich zwar schlecht widerlegen, aber ob das im Gesamtgeschehen so eine große Rolle spielt sei einmal dahingestellt.

Agnes akzeptiert jedoch dieses Argument und damit ist der Kampf entschieden, der eigentlich ja mehrere Facetten hat. Wir können feststellen, dass Argumentation und Art der Kommunikation von Achim zum Erfolg führten, aber ist das ein wirklicher Erfolg? Ist Agnes jetzt weniger unzufrieden? Als Eheberater bezweifele ich dies. Ich denke, Sie auch.

Probleme in der Partnerschaft: Veränderung des Umgangs und der Kommunikation argumentativ emotional

Die gleiche Situation. Agnes argumentiert jedoch folgendermaßen:

AGNES: "Ich muss Mutti zu uns nehmen. Ich kann sie nicht allein lassen, das geht nicht gut."

ACHIM: "Ich verstehe dich ja, aber das wirft unsere ganze Lebensplanung durcheinander. Wir können nicht mehr verreisen, einer muss aufhören zu arbeiten und was ist, wenn wir ein Kind haben werden. Das kann doch so nicht gutgehen."

AGNES: "Für mich gibt es keine andere Lösung. Ich würde mir ewig Vorwürfe machen, wenn Mutti etwas passieren würde."

ACHIM: "Sie kann doch in ein Pflegeheim, meinetwegen ganz bei uns in der Nähe, dann könntest du sie regelmäßig besuchen."

AGNES: "Du bist herzlos. Es bricht mir das Herz bei der Vorstellung. Mutti war immer für mich da und jetzt soll ich sie im Stich lassen? Das kannst du nicht erwarten."

ACHIM. "Man muss doch alles gegeneinander abwägen."

AGNES: "Wenn du das von mir verlangst, kann ich dich nicht mehr achten, dann bist du für mich unten durch!"

ACHIM: "Was bleibt mir nun anderes übrig als nachzugeben. Wie ich mich jetzt fühle kannst du vielleicht verstehen."

AGNES: "Willst du mich erpressen?"

ACHIM: "Und du, was machst du jetzt?"

Diese Form der Argumentation und Kommunikation scheint ja wohl auch nicht geeignet zu sein, eine für beide Seiten befriedigende Lösung gefunden zu haben, so jedenfalls sieht es ein Eheberater. Da wird doch der jeweilig andere als Bösewicht dargestellt und das berüchtigte: Ich soll, aber du willst nicht, wird bemüht.

Man kann auch verletzende und unfaire Methoden anwenden, um sich durchzusetzen. Dies macht das folgende Beispiel deutlich.

Probleme in der Partnerschaft: Veränderung des Umgangs und der Kommunikation emotional verletzend
Achim ist ein junger Psychologe, der mal wieder eine neue Therapieausbildung begonnen hat. Mal wieder, wie Agnes etwas schnippisch bemerkt. Er hatte vor einiger Zeit die Hypnosetechnik erlernt und will nun lernen, wie er seine Klienten anleiten kann, dass sie diese Methode selbstständig, also als Selbsthypnose durchführen.

Ihm wird eine Möglichkeit dazu angeboten. Er müsste allerdings die Urlaubszeit nutzen, um dafür an einer dafür bekannten Klinik zu hospitieren, und na ja, vielleicht ergibt sich dabei für ihn die Möglichkeit, sich beruflich zu verbessern.

Achim und Agnes haben ein beiden bekanntes Problem miteinander, denn Agnes interessiert sich nicht für seine beruflichen Interessen, die ihn voll erfüllen. Sie liebt es eher handfest, so wie man es als Ingenieur(in) eben gewohnt ist. Das wiederum ist Achim fremd. Sie ahnen sicher schon, was nun passiert.

ACHIM: "Ich habe heute erfahren, dass ich die Möglichkeit habe in meiner Urlaubszeit in der X-Klinik zu hospitieren. Das bringt mich beruflich ein ganzes Stück weiter."

AGNES: "Mich fragst Du wohl gar nicht, schließlich ist das unser gemeinsamer Urlaub. Da kannst Du nicht einfach bestimmen, was Du tun wirst."

ACHIM: "Kannst Du nicht verstehen, dass das für mich eine tolle Chance ist?"

AGNES: "Du bist ein widerlicher Egoist, dir ist nur deine alberne Psyche wichtig. Dabei ist das doch nichts weiter als heiße Luft, alles nur Theater, nichts handfestes. Ihr seid doch alle Spinner. Aber du kommst dir wer weiß wie klug vor damit."

ACHIM: "Bei dir muss alles geschweißt oder genietet sein, oder voller Elektronik. Dann ist das was Richtiges. Alles andere zählt nicht. Von Geisteswissenschaften hältst du   nichts. Für mich ist mein Beruf aber genauso wichtig, wie deiner für dich!"

AGNES: "Du willst was von der Seele verstehen und bist nicht einmal in der Lage zu erkennen, dass ich vielleicht mit dir gemeinsam in Urlaub fahren möchte."

Probleme in der Partnerschaft: Was passiert bei Konflikten?
Als Eheberater klärt man folgendes: Was passiert hier eigentlich? Beide haben ein Anliegen, aber irgendwie klappt da einiges nicht. Natürlich ist Agnes zu verstehen, wenn sie auf einen gemeinsamen Urlaub dringt. Auch Achim ist zu verstehen, wenn er eine derartige Chance wahrnehmen möchte. Sie haben also ein Problem, aber wie gehen beide damit um?

Anstatt nach einer brauchbaren Lösung zu suchen, verletzen sie sich gegenseitig, indem sie die beruflichen Interessen des anderen als minderwertig darstellen und damit verletzend werden. So löst man doch wirklich keine Probleme.

Meine Erfahrung als Eheberater hat mich gelehrt, dass weder die Art der Auseinandersetzung noch die inhaltliche Ausgestaltung die Ursache des Konfliktes sind. Dies wurde den beiden erst während der Paartherapie klar. Das was wir hörten zeigt nur die Kampfarena und die Waffen, nicht jedoch das eigentliche Problem.

Übrigens: Wer sich für die Technik der Selbsthypnose interessiert, und
sie ist wirklich interessant, sei auf mein Buch "Selbst-Hypnose"
verwiesen.

Meinen Sie nur ja nicht, dies seien schon alle Techniken, die von den Partnern angewendet werden. Da gibt es noch ein ganzes Arsenal, wie die tabellarische Auflistung schon zeigte. Wir werden uns das Folterinstrumentarium genau anschauen, damit wir im Anschluss an unserem Ausflug auf die hässliche Seite des Miteinander Umgehens nach hilfreichen und konstruktiven Möglichkeiten umschauen können und nicht in jede Falle tappen.

Zudem wollen wir die eigentlichen Ursachen dieser Auseinandersetzungen verstehen lernen. Aber zunächst, na ja, da ist erst noch einiges Knirschen im Getriebe zu beobachten.