Fünf falsche Annahmen zum Thema Naturkosmetik

Naturkosmetik boomt. Der Trend zur Naturverbundenheit schlägt sich auch in der Kosmetik wieder und immer mehr Firmen springen auf den Zug auf. Aber Vorsicht! Nicht alles, was grün scheint, ist es auch. Und ist Naturkosmetik wirklich sanfter als konventionelle Kosmetik? Hier erfahren Sie die Wahrheit hinter fünf häufigen Annahmen zum Thema Naturkosmetik.

1. Naturkosmetik ist sanft zur Haut

Naturkosmetik setzen viele Menschen mit Naturheilkunde gleich. Im Gegensatz zur „Schulmedizin“ sind viele pflanzliche Stoffe besser verträglich und nebenwirkungsfrei. Bei Naturkosmetik ist das aber etwas anders, da die Stoffe hier auf die Haut aufgetragen werden und dort auch lange verweilen bzw. über einen langen Zeitraum eingesetzt werden.

Die meisten Menschen kommen mit Naturkosmetik sehr gut zurecht, aber wer sehr empfindliche Haut hat, kann zum Beispiel mit ätherischen Ölen ein Problem bekommen. Die dauerhafte Anwendung kann dann zu Ausschlägen und Ekzemen führen. Viele Naturkosmetikfirmen haben aber auch Produkte für empfindliche Haut im Angebot. Generell enthält Naturkosmetik allerdings auch fast immer Alkohol, um die Haltbarkeit zu garantieren. Alkohol kann sehr trockene und empfindliche Haut aber wiederum austrocknen und reizen. Allgemein lohnt es sich, zum Beispiel erst Pröbchen anzufordern um die Verträglichkeit von Produkten zu testen.

2. Naturkosmetik ist „gesund“

Naturkosmetik ist meistens mit „gesund“ assoziiert. Das ist auch nicht falsch, aber es ist sinnvoll, das näher zu erläutern. Was Naturkosmetik so gesund macht, sind die – je nach Siegel verschiedenen ? Einschränkungen, was die Produkte enthalten dürfen. Meistens dürfen keine vollkommen künstlichen Inhaltsstoffe enthalten sein, keine Parabene, Silikone oder Mineralöl.

Damit fallen viele Dinge, die konventionelle Kosmetik potentiell gesundheitsschädigend machen, weg. Naturkosmetik muss nicht immer helfen, schadet aber dabei auch bei langer Anwendung fast nie. Es sei denn, es besteht eine Allergie (s. Punkt 1). Bei konventioneller Kosmetik hingegen finden sich immer wieder Stoffe, die kritisch betrachtet werden müssen, was sich auch in sich stets ändernden Kosmetikrichtlinien wiederfindet.

3. Naturkosmetik ist ein geschützter Begriff

Das ist eines der wichtigsten Missverständnisse im Zusammenhang mit Naturkosmetik. Was man im Allgemeinen als „Naturkosmetik“ bezeichnet, ist im Grunde nur eine Mischung verschiedener Siegel. Trotz der Regulierungswut der EU gibt es noch kein einheitliches Siegel für Naturkosmetik. Es gibt allerdings verschiedene Siegel, die teils sehr streng werten.

Das Demeter-Siegel ist eins der strengsten und stellt Regeln sowohl für Nahrungsmittel als auch für Kosmetik auf. Das Siegel des BDIH ist weit verbreitet und sorgt für ökologischen Anbau der verwendeten Inhaltsstoffe. Das NaTrue Siegel bietet drei verschiedene Stufen, die anzeigen, welche Kriterien das Produkt erfüllt.

Es gibt noch einige Siegel mehr, die sich aber leicht recherchieren lassen. Hat ein angebliches Naturkosmetikprodukt gar kein Siegel, kann das entweder heißen, dass die Firma die Kosten für die Zertifizierung nicht aufbringen kann oder möchte (häufig der Fall bei kleinen, unabhängigen Unternehmen) oder dass hier „Greenwashing“ betrieben wird. Ein konventionelles Produkt also dem Verbraucher als Naturkosmetik vorgegaukelt werden soll, um einen höheren Preis zu rechtfertigen oder das Image der Marke aufzupolieren.

4. Naturkosmetik ist immer tierversuchsfrei, vegetarisch oder vegan

Hier gilt das gleiche wie bei den verschiedenen Naturkosmetiksiegeln. Da Naturkosmetik per se kein geschützter Begriff ist, kann man auch nicht verallgemeinern, ob Naturkosmetik immer vegetarisch, vegan oder tierversuchsfrei ist. Viele Naturkosmetiksiegel achten darauf und haben bestimmte Reglungen dazu. Es gibt allerdings auch noch separate Siegel, die zum Beispiel bestätigen, ob ein Produkt tierversuchsfrei ist. Dazu zählt das „leaping bunny“-Siegel. Die Vegan-Blume hingegen gibt an, ob ein Produkt vegan ist. Auch hier gibt es verschiedene Siegel mit verschiedenen Ansprüchen an die Hersteller.

5. Naturkosmetik wirkt nicht so gut wie konventionelle Kosmetik

Naturkosmetik ist zwar „in“, dennoch schaffen es viele Anwender nicht über eine kurze Liaison hinaus. Wer konventionelle Kosmetik gewöhnt ist, hat oft das Gefühl, Naturkosmetik bewirke nicht so viel. Dabei ist das Gegenteil der Fall!

Ein Beispiel ist eine Nachtcreme für trockene Haut oder Anti-Falten-Cremes. Konventionelle Kosmetik enthält oft Erdöl. Es schließt die Haut gewissermaßen ab, lässt sie leicht aufquellen und zieht nicht ein. Das leichte Aufquellen lässt Falten weniger auffällig erscheinen und das Erdöl gibt einem das Gefühl, einer gut durchfetteten Haut. In Wirklichkeit aber kann zu viel Erdöl die Haut gerade austrocknen, obwohl sie sich gut durchfeuchtet anfühlt.

Anders Naturkosmetik: Die hier enthaltenen pflanzlichen Öle ziehen gut ein, anstatt auf der Haut zu liegen. So kann das Gefühl entstehen, die Creme pflege nicht genügend. Und anstatt Falten zu kaschieren, verhindern die natürlichen Inhaltsstoffe bei regelmäßiger Anwendung eher Falten, weil sie die Haut tatsächlich aktiv pflegen und ihr bei der Regeneration helfen. Natürlich kann Naturkosmetik nicht so starke Fortschritte in kurzer Zeit erzielen wie konventionelle Kosmetik.

Das ist ähnlich wie Schulmedizin, die ernsthafte Erkrankungen besser und schneller heilt als Naturheilkunde. Auf Dauer aber zeigt sich die Haut meist dankbar für die Extra-Pflege, die Naturkosmetik bietet.

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