Erfolg im Fußball durch Mentalkraft: Emotionen

Auch beim Fußball sind es offenbar andere Einflussfaktoren, die den Sieg hervorbringen als der Umfang Erfahrungen, die besseren Einzelspieler, die höheren Spielergelder als Motivatoren, das komplettere Spielsystem, der jugendliche Elan usw. Gefühle und Emotionen sind bei schöpferischen Prozessen in Ergänzung der Gedanken essentiell.

Als Erfolgsfaktoren im Fußballspiel können u. a. genannt werden: Die Qualität der Sportler (Qualität der Spieler, Erfahrung, Eingespieltheit, charakterliche Eigenschaften wie Siegeswille), Zusammenstellung der Mannschaft, Trainerteam (Cheftrainer, Spartentrainer), Finanzbudget, Heimvorteile, Infrastruktur für Training und Wettkampf.

Offenbar reichen solche und weitere Erfolgskriterien für einen Sieg nicht aus. Das zeigt sich in plötzlichen Torgelegenheiten, Elfmetern, Platzverweisen, Fehlentscheidungen und vielen anderen Überraschungen. Das Glück ist im Fußball sehr wacklig. Entscheidet der "Fußball-Gott" in solchen Spielen, die durch seltene Sonntagsschüsse, geniale Einzelleistungen, Aussetzer und Ausrastern von Spielern und auch von Schiedsrichtern geprägt sind? Vom Mentaltraining wissen wir, dass Gedanken nicht getrennt von Emotionen sind.

Die bewertenden Gedanken bringen Gefühlsregungen hervor.  Emotionen sind nicht nur die Folge unmittelbarer Umstände, sondern sie können auch die Zukunft beeinflussen. Emotionen sind Elemente der Mentalkraft. Dieses wurde in einer aktuellen holländischen Untersuchung von Gert-Jan Pepping ermittelt (Universität Groningen, "Journal of Sports Sciences").

Im erfolgreichen Fußballspiel können wir die mentale Kraft u. a. in folgenden emotionalen Aspekten feststellen:

1. Den eigenen Wert loben
Wenn ein Sportler oder Sport-Funktionär vor einem Spiel oder Wettkampf etwa in den Massenmedien sich über den Gegner abwertend äußert, dann zeugt das nicht von mentaler Stärke, sondern vom Gegenteil. Verbale Abwertung eines anderen hat der nötig, der sich seiner nicht sicher ist.

Besser ist es, voller Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen über sich selbst zu denken und zu sprechen: Man ist der Beste und man wird das dem passenden Gegner auch beweisen. Der Boxer Muhammed Ali hat das vor Jahren erfolgreich vorgemacht: Ich bin der Größte!

Dasselbe gilt natürlich, wenn sich ein Sportler oder eine ganze Mannschaft vom ersten Gegentor im Selbstwertgefühl beeinträchtigen und irritieren lässt. Dann haben die Sportler ihre Mentalkraft verloren oder keine besessen. Sie ziehen dann mit ihren Ängsten vor dem Verlieren und den entsprechenden Auswirkungen (Ansehen, Karriere, Geld) genau dieses Ergebnis an bzw. verwirklichen diese Gedanken.

2. Begeisterung zeigen
"Der Enthusiasmus springt von einem Spieler auf den Rest des Teams um und sorgt für mehr Selbstvertrauen, zudem wird der Gegner ängstlicher", so Gert-Jan Pepping. Häufiger als die Übertreibung sei aber in der Regel die Zurückhaltung anzutreffen. "Holländer, Deutsche oder Engländer haben viele Mechanismen entwickelt, die Gefühle verhindern sollen."

Bei den untersuchten Elfmeter-Situationen sei der Jubel bei Torgleichstand insgesamt eher selten gewesen, was Pepping auf negative Gefühle, Ängste und Druck der Spieler zurückführt. Mentaltraining im Fußball sollte auch auf den Ausdruck von (positiven) Gefühlen hinarbeiten.

3. Erfolge gemeinsam feiern
Sport-Untersuchungen zeigen, wie sehr der Jubel über Erfolg die Leistung eines Teams verbessert – im Sport wie auch im Arbeitsalltag. Wird ein für das Team wichtiger Erfolg eines Einzelnen gefeiert, steigen bei allen Stolz, Selbstvertrauen und Zuversicht und in Folge auch die Leistungsfähigkeit.

Nach Auswertung von 151 Elfmeterschützen bei Spielen der Welt- und Europameisterschaften kommt Pepping zu dem Schluss: "Wenn ein Elfmeterschütze gleich nach dem Punkten seine Freude und Stolz ausdrückt – etwa durch Hochwerfen beider Arme und räumliche Annäherung an sein Team – gewinnt seine Mannschaft zu 80 Prozent das Spiel."

Mentaltraining beim Fußball sollte durch gemeinsames Erfolgsfeiern das Teamgefühl ausbilden.

4. Die Mannschaft emotional führen
Beispielsweise herzt der argentinische Trainer, Diego Armando Maradona, seine Spieler, er umarmt jeden einzelnen nach dem Spiel, er drückt und küsst sie. Daraus wird wohl deutlich, wie sehr er seine Spieler liebt, wie sehr er ihnen verbunden ist und wie sehr er ihnen vertraut. Zugleich wird deutlich wie sehr die Spieler ihn verehren, achten und bewundern als Fußballlegende und/oder als Mensch mit seinen Hochs und Tiefs.

Haben Sie das schon mal bei dem aktuellen deutschen Bundestrainer Joachim Löw gesehen? Sieht so ein emotional aufladender und die Sportler begeisternder Trainer aus?

Der deutsche Fußball-Nationaltrainer wird in einem Internet-Forum als "Mentaler Kleinaktionär" betitelt. Lag es daran, dass solchen Aspekten des mentalen Trainings zu wenig Beachtung geschenkt wurde, weshalb die deutsche Fußballmannschaft gegen die spanische im WM-Halbfinale 2010 verlor? Sicher nicht allein.