Zeitumstellung: Lohnt sich der Wahnsinn noch?

Welchen Aufwand die zweimal pro Jahr stattfindende Zeitumstellung verursacht, weiß jeder. Die Frage ist, ob sich das (noch) lohnt?

Zeitumstellung: Ein wenig Geschichte

Die Idee der Zeitumstellung stammt von Benjamin Franklin, dem amerikanischen Politiker, Autor und Erfinder. Während seiner Tätigkeit als Diplomat in Paris (1776–1785) kritisierte er den hohen Verbrauch an Kerzen und forderte eine Zeitumstellung zur besseren Ausnutzung der natürlichen Helligkeit. Laut seiner Berechnung aus dieser Zeit, könnte allein in Paris etwa 30 Millionen kg Wachs pro Jahr eingespart werden, indem zweimal pro Jahr die Zeit um eine Stunde umgestellt wird.

Die Idee konnte aber erst Anfang des 20. Jahrhunderts umgesetzt werden.

Wie sieht es heute mit der Zeitumstellung aus?

Was gestern gut und richtig gewesen ist, kann schon heute den Ansprüchen nicht mehr genügen. Was gestern zu Kosteneinsparungen führen konnte, kann heute möglicherweise Kostenexplosion bedeuten.

So ist es auch mit der Zeitumstellung. Die hätte zu Franklins Zeiten sicherlich Sinn gemacht, da damals Licht den größten Anteil am Energieverbrauch dargestellt hat. Und heute macht der Anteil des Lichts am Stromverbrauch nur rund acht Prozent aus. Dieser Anteil sinkt auch im Laufe der Zeit, da wir mehr energiesparsamere Lichtquellen nutzen – und nur eben wegen Lichtersparnissen hätte die Zeitumstellung Sinn.

Der gesamte Stromverbrauch steigt, da sich unser Lebensstandard verbessert: Wir nutzen Klimaanlagen, größere Kühlschränke, elektrische Heizungs- sowie Küchengeräte. Darüber hinaus verbrauchen moderne Fernsehapparate mehr Energie, als das bei älteren TV-Geräten der Fall war. Toaster oder Wasserkocher verbrauchen genauso viel Energie, egal, ob wir die Zeit um eine Stunde umstellen oder nicht. Am meisten Strom verbraucht die Industrie und der Transport – und auch hier nutzt die Zeitumstellung gar nichts.

Die Zeitumstellung, die sich noch vor 200 Jahren laut Berechnungen gelohnt hatte, bringt jetzt keine Energieersparnisse mehr. Der Energiekonsum kann sogar höher ausfallen z. B. dadurch, dass in den kalten Monaten März, April und Oktober morgens früher geheizt wird.

Ansonsten haben viele Leute einige Zeit nach der Zeitumstellung Schlafprobleme. Laut diversen Studien kommt es am Montagmorgen nach den Zeitumstellungen zu mehr Verkehrsunfällen als an einem gewöhnlichen Montagmorgen.

Zeitumstellung: Was tun?

In China, Indien und Japan finden beispielsweise keine Zeitumstellungen statt. Auch in den USA wird in manchen Regionen die Uhr nicht gedreht.

Trotzdem würde ich niemandem empfehlen, Ende März und Ende Oktober die Zeit nicht umzustellen, bis es (hoffentlich irgendwann) gesetzlich neu geregelt wird. Und bis dahin gilt das Gesetz über die Einheiten im Messwesen und die Zeitbestimmung (EinhZeitG) in seiner alten Fassung aus dem Jahr 1969.

Bildnachweis: bluedesign / stock.adobe.com