Tagebuch: So wird ein Roman daraus (Teil 1)

Sie haben ein bewegtes Leben und finden, Ihre dicht beschriebenen Tagebücher gäben Stoff für mehrere Romane her? Sie liebäugeln damit, tatsächlich einen Roman über Ihre Erlebnisse zu schreiben? Die Idee ist großartig. Machen Sie sich dran. Doch bitte beachten Sie einige Punkte.

Hier schreibt das Leben
Das Leben schreibt doch die besten Geschichten, sagt der Volksmund. Was liegt also näher, als Ihre Erlebnisse für die Nachwelt zu erhalten? Und das am besten in unterhaltsamer Form, dem Roman.

Gute Romane zeichnen sich durch allgemeine Kriterien aus:

  • Die Leser können sich mit den Figuren und deren Erlebnisse identifizieren.
  • Die Figuren sind mehrdimensional, entsprechen also nicht vorhersehbar dem gängigen Klischee.
  • Die Figuren haben Schwächen und Stärken.
  • Die Figuren machen eine Entwicklung durch: von schüchtern zu aufgeschlossen, von schlank zu dick und wieder zurück. Von erfolglos zu erfolgreich. Da Sie noch am Leben sind, ist Ihre Entwicklung nicht abgeschlossen und die Ihrer biografischen Romanfigur ebenso wenig. Sie wählen für Ihre Geschichte Entwicklungsschritte oder -abschnitte aus.

 Das Tagebuch: ein Schatz mit großen Möglichkeiten
Sie haben verschiedene Möglichkeiten, wie Sie Ihre Tagebuch-Eintragungen für das kreative Schreiben verwenden können:

  • Sie schreiben einen biografischen Roman.
  • Sie lassen sich von Ihren Erlebnissen inspirieren und ersinnen eine fiktionale Geschichte. (Dazu mehr im Teil 2 der Artikelserie.)

Biografischer Roman
Schreiben Sie einen biografischen Roman, so orientieren Sie sich eng an den tatsächlichen Ereignissen.

  • Historische Fakten müssen stimmen – recherchieren Sie in Stadtarchiven und im Internet, wenn Sie unsicher sind.
  • Interessant ist, wie Sie als Hauptfigur des Romans die objektiven Rahmenbedingungen empfunden haben. Lassen Sie die Leser daran teilhaben wie die familiäre, wirtschaftliche oder politische Situation Ihr Leben und Ihr ER-Leben beeinflusst haben.
  • Sortieren Sie aus. Auch für einen biografischen Roman gilt der feste Grundsatz: es darf nur rein, was die Geschichte weiterbringt. Auch wenn es damals noch so amüsant war, dass "Cousin Fritzchen" Ihrer "Tante Anneliese" unter den Rock geguckt hat. Erwähnen Sie es nur, wenn diese Episode eine Aussage der Geschichte transportiert. Sinn macht dies, wenn Sie blumig beschreiben wollen, dass Ihr Cousin sich schon immer über alle Regeln hinweggesetzt hat und Sie linientreu aber sehnsuchtsvoll daneben standen.

Geben Sie Acht – auf sich und andere
Beachten Sie, dass Sie die Gefühle und Rechte von beteiligten Personen verletzen können, wenn Sie Ihren biografischen Roman schreiben. Kein noch so gut gehütetes Autoren-Pseudonym ist wasserdicht. Und wenn Sie schreiben, um sich der Welt mitzuteilen, wollen Sie ja gar nicht anonym bleiben.

Wie auch immer Ihr Motiv lautet, um einen biografischen Roman zu verfassen: eine Abrechnung sollte es nicht sein. Haben Sie Spaß am kreativen Tun, erklären Sie sich selbst und den Lesern die Welt und geben Sie der Nachwelt Ihre Erinnerungen weiter. So ziehen viele Seiten einen Nutzen aus den vielen Stunden, die Sie für Ihren biografischen Roman einsetzen.