Tagebuch schreiben – modern und hilfreich

Schreiben Sie Tagebuch? Nein, denn das ist nur was für schwärmerische Backfische aus dem letzten Jahrtausend. Oder für Langweiler, die nur um sich selber kreisen. Schade, wenn Sie bisher so denken. Denn Tagebuch schreiben ist praktische Lebenshilfe für Menschen in jedem Alter.

Tagebuch schreiben tut gut

„Ich schreibe, um die Welt zu verstehen.“ Paul Auster, amerikanischer Autor

Beim Tagebuch schreiben machen Sie sichtbar, was in Ihnen vorgeht. Ein Ereignis hat in Ihnen einen Sturm an Gefühlen auslöst und die Gedanken wirbeln durch den Kopf. Schreiben Sie sich alles „von der Seele“. Ungeordnet, wirr darf es sein. Lesen werden nur Sie es allein oder vielleicht werfen Sie nie wieder einen Blick darauf, weil die Wirkung bereits eingesetzt hat.

Denn sehen Sie „schwarz auf weiß“ vor sich, was Sie bewegt, ist das eine Art Vogelperspektive. Sie bekommen Abstand. Manches erscheint in anderem Licht, rückt gerade. Sie können abwägen und sortieren und werden wieder handlungsfähig.

Tagebücher haben viele Formen

Welche Form Sie für Ihre Aufzeichnungen wählen, hängt von Ihrem Stil ab und davon, was Sie erreichen wollen. 

  • Kalenderbuch: Wollen Sie systematisch und regelmäßig zu jedem Tag einige Zeilen notieren, ist ein Kalenderbuch das Richtige.
  • Gebundene Lederbücher: Finden Sie es schön, für sich und andere eine Erinnerung zu schaffen, greifen Sie zu einem hochwertigen, gebundenen Buch. Gestalten Sie Ihre Aufschriebe mit Fotos, Eintrittskarten, Konzertprogrammen.
  • Konzeptpapier: Ist es Ihnen wichtig, schnell den Kopf frei zu bekommen, schnappen Sie sich irgendein Stück Papier. Besonders befreiend kann es sein, wenn Sie das Geschriebene anschließend vernichten.

Für Ihre Augen oder für viele?

Entscheiden Sie am besten vor dem Schreiben, wer es zu lesen bekommen soll. Alltäglichkeiten in einem Familien-Erinnerungsbuch werden anschaulicher, indem Sie beschreiben, was Sie dazu denken und fühlen. Doch sollten Sie abwägen, was Sie von sich preisgeben wollen und Ihre Wortwahl sollte bedächtiger ausfallen, um niemanden zu verletzen.

Sind die Aufzeichnungen nur für Ihre Augen bestimmt, dürfen Sie sich austoben: Jammern Sie, motzen, beschimpfen Sie, seien Sie ungerecht. Sie müssen keinen guten Ton einhalten. Sie dürfen alles. Achten Sie unbedingt darauf, dass Ihre Text-Explosion niemandem in die Hände fällt – so tun Sie keinem weh. Im Gegenteil. Ihre Freunde und Familienmitglieder werden dadurch ebenfalls entlastet, weil sie nicht mehr als Klagemauer herhalten müssen und ungefiltert alles abbekommen. Alexandra Johnson schreibt dazu: „Sie können davon ausgehen, dass der Langweiler, der Ihnen im Flugzeug die Ohren voll schwatzt, oder der plappernde Taxifahrer, der Sie heimfährt, kein Tagebuch führen.“

Literatur

„Wie aus dem Leben Geschichten entstehen. Vom Tagebuch zum kreativen Schreiben“, Alexandra Johnson, Pendo Verlag Zürich 2003, ISBN 3-85842-438-2

„Schreiben wollte ich schon immer. Gekonnt Tagebuch führen: schärft die Sinne, befreit die Seele. Eine Anleitung“, Rosemarie Meier-Dell’Olivio, Oesch Verlag Zürich 2001, ISBN 3-85833-585-1

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