Sie stehen mitten im Leben – schreiben Sie Ihre Biografie

Dieter Bohlen hat es schon einmal getan - ohne die Aussicht auf ein nahes Ende. Auch wenn Sie mit dem Pop-Titan nichts gemein haben, sollten Sie sich in diesem Punkt an ihm ein Beispiel nehmen: Schreiben Sie Ihre Biografie. Nicht unbedingt für die breite Öffentlichkeit. Tun Sie es für sich und Ihre Familie.

Das ist doch nur was für Prominente

Die Buchläden sind voll von Biografien bekannter Persönlichkeiten. Doch war es früher üblich, die Lebenserinnerungen im hohen Alter oder erst nach dem Tod zu schreiben bzw. schreiben zu lassen. Immer öfter werden Biografien veröffentlicht, wenn der Betreffende noch in jungen Jahren ist. Wir können das abtun, als Versuch des Prominenten, seinen Geldbeutel zu füllen. Da Sie dieses Ziel wohl nicht verfolgen, fragen Sie nun: „Was hat das alles mit mir zu tun?“

Biografiearbeit bringt Klarheit

Schreiben Sie Ihre Erinnerungen auf und beobachten Sie, was passiert. Sie sortieren Ihre Gedanken, fassen sie in Worte und machen sie auf dem Papier sichtbar. Auf wundersame Weise gewinnen Sie dabei Abstand und sehen Vieles klarer.

Warum mitten im Leben?

  1. Sie sind alt genug, um Abstand von der Kindheit zu haben
    Gerade die Kindheit birgt bei vielen Menschen schmerzliche Erinnerungen. Darüber können Sie erst erzählen oder schreiben, wenn Sie Abstand gewonnen haben. Wenn Sie vielleicht selbst Eltern sind und manches Ihren Eltern gleich getan haben – in guter Absicht.
  2. Sie sind jung genug, um Ihre Lehren zu ziehen
    Vielleicht kommt Ihnen beim Schreiben die Erkenntnis, dass der Streit mit Ihrer Schwester aus einem nichtigen Anlass entsprang und damals eskaliert ist. Aus heutiger Sicht können Sie nicht mehr nachvollziehen, warum alle Beteiligten so stur waren. Gut dass Sie noch jung genug sind, um wieder auf Ihre Schwester zuzugehen. Es muss keine innige Beziehung daraus werden. Doch tut es der Gesundheit und dem Seelenfrieden aller gut, wenn alter Groll aufgelöst wird.

Und wenn ich nicht schreiben kann?

Die Regeln der neuen Rechtschreibung, gefeilte Grammatik, erlesene Wortwahl – das alles können Sie vergessen, wenn Sie beginnen, Ihre Erinnerungen aufzuschreiben. Schließlich wollen Sie nicht den Nobelpreis für Literatur abräumen. Oft sind diese Bedenken eine Ausflucht, wenn Sie an alten Wunden rühren und Sie dem Schmerz nicht standhalten können. Leicht ist es dann, den Block in die Ecke zu pfeffern und zu sagen: „Ich wusste es schon immer. Ich kann nicht schreiben.“

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