Erwachsenen-AD(H)S: kreativer Chaot oder von ADHS betroffen?

Sie kommen stets zu spät oder vergessen Termine ganz. Haben tausend Ideen und bringe keine zu Ende. Ihre Freunde nennen Sie "unser kreativer Chaot." Doch Sie selbst leiden unter ihrer Art. Vielleicht sind Sie betroffen von Erwachsenen-AD(H)S. Erfahren Sie hier mehr.

AD(H)S: Darin stecken Abkürzungen für zwei Krankheitsbilder, Aufmerksamkeits-Defizit-Störung oder Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Syndrom. Der Volksmund nennt solche Kinder Träumerle und Zappelphillip. Wussten Sie, dass auch Erwachsene diese Symptome zeigen können?

Vielleicht haben Sie mit der Zeit gelernt, mit Ihren hemmenden Eigenschaften umzugehen. Trotzdem wächst sich ein AD(H)S nicht automatisch aus.

Sie sind eine Ideenmaschine – doch Umsetzen ist nicht Ihre Stärke: Anzeichen von AD(H)S

  • Die Steuererklärung bearbeiten Sie in der Nacht vor dem 31. Mai oder erst nach dreimaliger Mahnung?
  • Sie können sich schlecht entspannen?
  • Sie driften gerne in Tagträume weg – vor allem bei Überforderung oder Langeweile?
  • Sind Sie von einer Sache begeistert, sind Sie hochkonzentriert, schalten Sie die Umgebung komplett aus.
  • Wenn Sie doch mal pünktlich sind, sind Sie erschöpft. Das zu schaffen, hat Ihre ganze Energie aufgezehrt.
  • Sie räumen stundenlang die Wohnung auf. Abends sind Sie völlig erledigt und noch immer herrscht großes Durcheinander im Haushalt.
  • Sie gehen ins Nebenzimmer, um etwas zu holen. Dort haben Sie vergessen, was Sie vorhatten und beginnen etwas ganz Neues. Das wiederum entwischt vollständig aus Ihrer Aufmerksamkeit, weil der Paketbote Sie an die Tür ruft.

Charakterliche Eigenart oder Krankheit AD(H)S

Ob Sie dieses Syndrom als „Krankheit“ definieren, hängt wohl davon ab, wie sehr Sie sich in der Bewältigung Ihres Alltages eingeschränkt fühlen. Freiberufler, die sich ihre Zeit selbst einteilen können, kommen vielleicht besser damit klar. Oder gerade nicht, weil Ihnen von außen keine Arbeitsstruktur vorgegeben wird.

Wissen macht es leichter

Selbst wenn Sie nicht vorhaben, sich eine ärztliche Diagnose einzuholen und behandeln zu lassen, hilft es, wenn Ihr „Klotz am Bein“ einen Namen hat. AD(H)S-Betroffene berichten, dass Ihnen ein Stein vom Herzen gefallen ist, als Sie eine Erklärung dafür gefunden haben, warum sie sich mit der Leistungsgesellschaft und den Anforderungen im Beruf und Privatleben schwer tun.

In Selbsthilfe-Initiativen finden Sie Gleichgesinnte. Tauschen Sie sich aus. Sie sind nicht allein mit diesem Problem:

Diese Bücher bringen Ihnen hilfreiche Infos:

  • „Zwanghaft zerstreut oder Die Unfähigkeit, aufmerksam zu sein“ von Edward M. Hallowell und John Ratey, rororo 1999.
  • „Eine andere Art, die Welt zu sehen: Das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom“ von Thom Harthmann, Schmidt-Römhild 2009.
  • „Alles nach Plan: ADHS im Erwachsenenalter meistern“ von Nina Baer, Beltz 2012.

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