Brainstorming: Sehr bekannt, aber oft falsch angewandt

Das klassische Brainstorming, bei dem durch freie Assoziationen Ideen zu einer Fragestellung gesammelt werden, ist wohl die bekannteste der Kreativitätstechniken. Das Motto bei dieser Ende der 1930er Jahre von dem amerikanischen Werbefachmann Alex F. Osborn entwickelten Methode „Brainstorming“ lautet: Quantität schafft Qualität. Das geht in zwei Stufen: Zunächst lässt man die eher konventionellen Ideen „abfließen“, auf deren Basis dann originelle Geistesblitze („brainstorms") gezündet werden. Um den Ideenfluss nicht zu behindern und die benötigte Quantität zu erreichen, muss die Bewertung der Einfälle vollkommen ausgeklammert werden – was den Teilnehmern beim Brainstorming erfahrungsgemäß schwer fällt.

Solo-Brainstorming: Ideen sammeln auch ohne Kreativ-Team
Brainstorming können Sie auch allein anwenden. So gehen Sie vor:

  1. Legen Sie eine Stoppuhr (oder eine Armbanduhr mit Alarmfunktion) bereit. Nehmen Sie Papier und Stift oder ein Diktiergerät zur Hand.
  2. Denken Sie über den Kern der Fragestellung nach und suchen Sie nach einer exakten Formulierung. Schreiben Sie diese Fragestellung auf ein Blatt Papier und heben Sie sie hervor (durch Unterstreichen, Einrahmen etc.).
  3. Drücken Sie die Stoppuhr bzw. programmieren Sie Ihre Armbanduhr auf 20 Minuten.
  4. Notieren Sie nun alle spontanen Assoziationen untereinander. Lassen Sie sich dabei von Ihren Notizen immer wieder zu neuen Ideen inspirieren! Falls das Nachlesen der bisherigen Ergebnisse Ihren spontanen Ideenfluss eher stört, nutzen Sie zur Aufzeichnung das Diktiergerät.
  5. Halten Sie sich an die Zeitvorgabe und beenden Sie Ihr Brainstorming, wenn die Zeit abgelaufen ist. Ein individuelles Brainstorming verführt schnell dazu, weit über das Zeitlimit hinauszugehen in der Hoffnung, doch noch den einen oder anderen genialen Einfall zu bekommen. Legen Sie lieber eine Erholungspause ein und starten dann erneut einen Versuch!

Brainstorming in der Gruppe richtig angewandt
Ablauf des klassischen Brainstormings in 4 Schritten:

1. Methode vorstellen
Beginnen Sie die Sitzung, indem Sie das Prinzip dieser Technik erläutern. Wichtig ist dabei:

  • Machen Sie noch einmal deutlich, dass es um spontane, assoziative Äußerungen und nicht um ausgefeilte Ideen geht.
  • Klären Sie die Teilnehmer über die (relativ knappe) Zeitvorgabe auf. So stellen Sie klar, dass bei dieser temporeichen Technik für lange Überlegungen oder ausschweifende Erklärungen kein Platz ist.

2. Erläuterung der Fragestellung
Eine wichtige Voraussetzung für passende Ideen ist die genaue Erfassung der Fragestellung. Planen Sie daher zu Beginn 15 bis 20 Minuten ein, um

  • das Thema vorzustellen,
  • in einer Fragerunde der Teilnehmer abzuklären, um welche Themen es sich hier nicht dreht, und
  • die Fragestellung gegebenenfalls neu zu formulieren und es für alle lesbar auf Flipchart oder Tafel zu notieren.

Achten Sie jedoch auch darauf, dass das Thema nicht zerredet oder zu eng eingegrenzt wird. So stellen Sie sicher, dass nicht schon im Vorfeld die Zahl der Lösungsvarianten eingeschränkt wird.

3. Ideensuche – in 2 Phasen
Beginnen Sie Schritt 3 mit der Bitte um Spontanlösungen. Die Einfälle können laut in den Raum gerufen werden; das sorgt – anders als das Handheben – für Dynamik. Jeder Gedanke muss auf Flipchart oder Tafel festgehalten werden, denn Visualisierung regt den Ideenfluss an. In der Regel sind nach ein paar Minuten alle Lösungsideen gefunden, die „auf der Hand liegen".

Jetzt ist der Kopf frei für originelle Überlegungen und für fantasievolle Einfälle, die natürlich an die konventionellen Ideen anknüpfen können. Für diese entscheidende Phase, das eigentliche Brainstorming, werden gewöhnlich nicht mehr als 15 bis 20 Minuten veranschlagt; danach nimmt – das lehrt die die Erfahrung – die Häufung von Einfällen stark ab.

4. Ideen-Auswertung
Die Bewertung der Ideen kann sowohl direkt im Anschluss als auch – zeitlich losgelöst – nach 1 bis 2 Tagen erfolgen, und sie kann auch von einer anderen, „unbefangenen" Gruppe vorgenommen werden. Ein schriftliches Protokoll über die gemeinsam entwickelten Ideen, das jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer im Anschluss an ein Brainstorming erhält, erhöht die Motivation für künftige kreative Teamsitzungen.

Sie sollten die Gruppe außerdem über die Auswertung der Ideen und Auswirkungen für den Betrieb (wie beispielsweise Kosteneinsparungen, Umsatzsteigerung) informieren. Diese Art von Anerkennung, die im Übrigen immer kollektiv erfolgen sollte, wirkt im Hinblick auf weitere Kreativarbeit sehr motivierend.