Sie sind nicht kreativ? Entspannen Sie sich

"Jetzt sag doch auch mal was!", fordert Ihre Schwester Sie auf, eine Idee vorzubringen. Sie wollen ja was beitragen zu Onkel Ottos Fest. Doch in Ihrem Kopf kreist nur ein Gedanken in Endlosschleife: "Ich bin eben nicht kreativ, das war ich noch nie." Doch glauben Sie es oder nicht: Sie sind nicht einfallslos, weil Ihnen die kreative Begabung fehlt. Sie stehen unter Stress und das Gehirn schützt Sie, indem es wichtige Hirnregionen abschaltet und regelrecht "kopflos" erscheinen lässt.

Unter Druck ist das Gehirn blockiert
Ganz wichtig in einer solchen Situation: reden Sie sich nicht ein, dass Sie unkreativer sind, als der Durchschnittsmensch. Ihr Gehirn reagiert ganz normal, ist es doch noch aus Steinzeittagen darauf ausgerichtet, bei Ausschüttung von Adrenalin ausschließlich die über-lebensnotwendigen Funktionen aktiv zu halten: das Stammhirn, das für Flucht oder Kampf steht. Kreativität ist in anderen Hirnregionen angesiedelt, die Sie nur nutzen können, wenn Sie sich entspannt oder zumindest nicht verfolgt fühlen.

Entspannt kreativ
Jeden Tag kommen Sie in die Lage, unter Stress Lösungen entwickeln zu müssen. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall, sich bei Ihrer Krankenkasse oder Volkshochschule zu einem Kurs anzumelden: Für Entspannungstechniken, die Sie unauffällig zwischendurch anwenden können wie z. B. Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.

Progressiv übrigens deshalb, weil sich Ihre Muskulatur immer besser und schneller entspannt, je öfter Sie diese Methode anwenden. Oder das weniger bekannte "Tropho-Training" nach Derbolowsky, hinter dem sich "eine praktikable Mischung zwischen Atemtherapie, Autogenem Training und Meditation verbirgt" – zu diesem Urteil kommt eine Studie der Universität Paderborn.

7 Übungen zu konzentrierter Gelassenheit

Das Tropho-Training besteht aus sieben Übungen, die aufeinander aufbauen. Üben Sie jeden Tag 1-3 Minuten (am ersten Tag die erste Übung, am zweiten Tag Übungen eins und zwei …) und steigern Sie langsam Ihre Übungseinheit.
Hier ein kurzer Überblick:

  1. Den Atem strömen lassen, 3-5 Atemzüge lang. Mit dem ausströmendem Atem alle Anspannung wegfließen lassen.
  2. Zum Atemströmen denken Sie formelhaft den Satz: "Es ist alles gleich-gültig". (Im Sinne von "Ich und alles andere sind gleich gewichtig.")
  3. Nach Übung 1 und 2 sehen Sie sich vor dem geistigen Auge entspannt sitzen oder liegen. Dazu denken Sie: "Ich bin ganz ruhig".
  4. Wirken Sie gezielt auf Ihren Körper ein, geben Sie Ihrem Körper liebevolle Aufmerksamkeit: "Mein lieber rechter Arm, du bist ganz schwer, ganz warm." Rücknahme nach dieser Übungseinheit: Sich gähnen, strecken und innerlich sagen: "Ich bin erfrischt und hellwach".
  5. Nach Wiederholung der Übungen 1-4 schließen Sie weitere bewusste Gedanken an:
    "Mein liebes Herz, Du schlägst, ruhig kräftig."
    "Der Atem kommt und geht als ein Geschenk."
    "Mein lieber Atem, du atmest mich."
  6. Weitere Botschaften: „Mein lieber Leib, du bist strömend warm" und „Meine liebe Stirn, du bist angenehm kühl“.
  7. Fügen Sie "freie Formeln" hinzu, in der Art wie: "Ich freue mich, dass alles so ist, wie es ist" oder "Ich bin ein fröhlicher, ein dankbarer Mensch".

Abschließend empfiehlt Dr. Derbolowsky: "Fühlen Sie wie ein Kind: einfach, naiv – und liebevoll".

Ab sofort kreativ entspannt
Derart gewappnet tricksen Sie Ihr reptilienhaftes Stammhirn aus und können Ihren Beitrag leisten, wenn die Einladung zu Oma Annemaries 70. ins Haus weht.

Literatur:
So fühle ich mich wohl – TrophoTraining®. Siebenmeilenstiefel zu zielgerichteter Entspannung, Dr. med. Jakob Derbolowsky, Psychopädica Verlag, Germering, ISBN 3-933 400-05-8