Klimawandel: Wetterwissenschaften und Simulationsmodelle wackeln

Der Klimawandel kündigt sich schon überall an, insbesondere die Polarregionen sind betroffen. Die Folgen des Klimawandels lassen sich nur schwer mit den Wetterwissenschaften und Simulationsmodellen voraussagen.

Wetterwissenschaften und Simulationsmodelle wackeln
Manche Wissenschaftler suchen die Bruchstelle in unberücksichtigt gebliebener Salzlake im Eis, die erheblichen Einfluss ausüben solle. Für die riesige Dimension der Abweichung zwischen Simulation und Realität taugt sie allerdings kaum. Was man konstatieren muss, ist die Tatsache, dass alles viel dramatischer abläuft, als die Modelle es vorsehen. Folglich sind wesentliche Faktoren von heute noch nicht enthalten, die die Kurven so dramatisch verlaufen lassen, wie es die heutige Realität zeigt.

Deshalb wird man nach einer Art Bestandsaufnahme neu herangehen müssen, weil auch die Natur nicht mehr den Weg von vor dreißig Jahren geht. Sie hat schon jetzt mit Phänomenen zu kämpfen, die laut Klimamodell erst in weiter Zukunft prognostiziert wurden. Dazu müssen die angesetzten Faktoren noch einmal auf den Prüfstand kommen, um zu sehen, ob sie dem heutigen Stand noch gewachsen sind.

Da bereits eine Fülle zusätzlicher Faktoren in die Wetterprognostik einbezogen wurde und dennoch die Lücke immer größer wurde, hat man es mit neuen, viel gigantischeren Faktoren zu tun, die – vielleicht gerade wegen ihrer Größe – noch keinen Eingang in die Modelle finden konnten.

Deshalb drängt sich der Eindruck auf, dass ein oder mehrere gravierende und gigantische Punkte unberücksichtigt geblieben sein müssen, die erst in jüngster Zeit hinzugetreten und imstande sind, die bislang verlässliche traditionelle Klimaaufzeichnung und zugleich das moderne Klimafolgen-Forschungsmanagement als unzureichend zu bewerten. Und zwar deshalb, weil es diese unerklärte gigantische Lücke offen lässt.

Was tun?
Die Wetterexperten aller Welt sollten auf neue gemeinsame Weise die Bruchstelle suchen. Und sie sollten es nicht mehr allein tun, sondern in Zusammenarbeit mit den technischen Disziplinen. Zusammen sollte man beleuchten, was in den letzten drei Jahrzehnten von herausragender Bedeutung war. Da gilt es nicht mehr bei Wetterdaten stehen zu bleiben, sondern Wechselwirkungen zu betrachten.

Wir befinden uns in Zeiten dramatischer Technikentwicklung, die dem Verständnis des Einzelnen längst entflogen ist. Selbst Wissenschaftler der jeweiligen Spezialbereiche müssen passen, wenn es um gesicherte Prognosen der Technikfolgeforschung geht. In diesen Wechselwirkungen zwischen Klima und Technik sind mit größter Wahrscheinlichkeit jene Gründe zu finden, die die gigantische Kurvenabweichung tatsächlich füllen könnten.

Prüfen wir die Risiken moderner Technologien (etwa Nanotechnologie), müssen wir feststellen, dass kein Wissenschaftler tatsächlich handfest zu prognostizieren wagt, welche Folgen sie für Klimawandel & Co. ausgelöst haben. Gerade unter dem Blickwinkel der aktuellen Kernkraftkrise müssen Technologien mit zu großem Risiko auch wieder hinterfragt werden, wie beherrschbar diese für den Menschen sind und ob sie unter diesem Aspekt überhaupt Sinn machen.

Als Menschen unserer modernen Zeit sollten wir stärker nachfragen, welche Entwicklungen mit zu großem Risiko verfolgt werden und uns selbst stärker einklinken.

Fakt ist, dass wir inzwischen in einen unhaltbaren Zustand geschlittert sind, wo wir den zweiten Schritt vor den ersten setzen: Wir kennen das Risiko nicht wirklich, wenden die Dinge aber trotzdem an. So produzieren wir beispielsweise immer mehr Nano-Produkte, die einerseits vieles Beachtliche versprechen und sogar halten. Nur eins nicht: eine gesicherte Aussage über die Risiken, wenn es auch Bemühungen von Seiten der Wissenschaftler dazu gibt. Dafür werden aber zu wenig Mittel bereitgestellt   (finanziell, personell).

Wir dürfen es nicht nur den Wissenschaftlern überlassen
Wir sollten auch selbst unsere Stimme dafür erheben, dass es im Vorfeld von Reaktor- und sonstigen Technikunfällen genügend finanzielle Mittel und Entscheidungshilfen für Risikoforschung gibt. Denn Risikoforschung ist teuer und hemmt die Akteure aus Wirtschaft und Forschung in der Regel nur, was aus ihrer Sicht zu verstehen ist, aus der größeren Sicht des Klimawandels jedoch nicht.

Dort muss es zu globaler Zusammenarbeit aller Kapazitäten kommen – aus der Wetterforschung wie technischer Wissenschaften. Und hier müssen alle noch offenen Risiken auf einen (globalen runden) Tisch.

Weitere Unfälle, wie sie uns in Japan vor Augen stehen, können nur vermieden werden, wenn wir uns selbst mit Interesse einbringen und bereits im Vorfeld wichtiger Entscheidungen über den Stand der aktuellen Technik bzw. deren Risiken informieren. Wenn viele Interessierte und Informierte ihr Veto gegen Unakzeptables einlegen, wird es auch nicht mehr so leicht sein, unbeherrschbare Risiken beiseite zu schieben und noch offene Gefahren zu negieren.   Wir sollten uns keine derartige Entwicklung mehr stumm aufzwingen lassen.

Sinnvoll – so eine weitere Überlegung – wären Wetter-und Technik-Zusammenschlüsse, um die Lücke in den Modellen global und interdisziplinär herauszufinden. Daten aus beiden Bereichen müssen dabei zum Ansatz kommen, um Entscheidungen gegen die im Moment noch nicht fassbaren, aber existierenden, gigantisch großen, risikobehafteten Einflussfaktoren auf den Klimawandel vorzunehmen.

Daran sollte fieberhaft geforscht werden, weil dem Klimahintergrund Vorrang einzuräumen ist, um die Balance der Natur nicht weiter aus dem Lot geraten zu lassen. Denn bald betrifft es nicht mehr nur Robbe und Eisbär, sondern entscheidet auch über das Schicksal von Menschen. Wir können jeder etwas dafür tun, damit Entscheidungen verantwortlicher gefällt werden.