Märchen im Jahreslauf: Herbst und bunter Blätterwald

Der Herbst und seine Märchen verbinden den Leser mit den bunten Farben der Natur, mit Herbstlaub und Herbststimmung. Raschelnde Blätter, der Tau auf morgendlichem Laub, Herbstnebel und der Geruch nach Pilzen lassen sich in solchen Geschichten, Sagen oder Märchen nachempfinden.

Jahreszeiten: Wie Märchen im Herbst auf Leser, Erzähler und Zuhörer wirken

Herbstmärchen führen die Leser in die sich wandelnde Natur, mit Herbststimmung und der Wirkung bunter Blätter, die zu Boden fallen. Herbstlaub und das Rascheln der Blätter, morgendlicher Tau auf den Wiesen und im Wald – Die Herbstnebel und der Altweibersommer regen in solchen Märchen, Geschichten oder Sagen die Phantasie an und haben die Natur als Kulisse.

Die vielen Spinnweben im Herbst und der Geruch nach frischen Pilzen und Erde lassen sich förmlich spüren. Raue Winde und fröstelnde Kälte ergänzen das Geschehen in dieser Jahreszeit. Die düstere Atmosphäre, mit spärlichen Sonnenstrahlen und wenig Licht, versetzt Figuren und Handlung in geheimnisvolle Spannung.

Jahreszeiten, Herbst, Natur, Blätter, Blumen und Beeren – Bestandteil vieler Märchen

In zahlreichen Märchen spielen der Herbst und die Natur eine wesentliche Rolle.

  • Frau Holle, Gebrüder Grimm
    (ein Baum voller reifer Äpfel) 
    „Danach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voll Äpfel, und rief ihm zu: „Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.“ Da schüttelte es den Baum, dass die Äpfel fielen, als regneten sie, und schüttelte, bis keiner mehr oben war; und als es alle in einen Haufen zusammengelegt hatte, ging es wieder weiter.“
  • Die große Herbstreise
    „So ging der Sommer hin und unmerklich veränderte sich die Luft: die Hitze wich einer fast durchsichtigen Wärme; viele Tage waren verregnet und der Regen wurde kälter und die Winde – ja, die Winde waren nicht mehr so freundlich und langmütig. Da gab es keine Geschichten mehr aus fremden Ländern, kein Lüftchen ließ sich freundlich im Laubdach nieder; sie bliesen hart und heftig und tobten schnell wieder davon.“

    oder

  • „Eines Morgens kam der Herbststurm. Mächtig tobte er über die Felder, stürmte in Kreisen um das Bauernhaus und fuhr mit gewaltiger Hand in die Krone unseres Apfelbaumes. Der bog und schüttelte sich, Äpfel regneten zu Boden und plötzlich lösten sich die Blätter in großer Zahl und wurden vom Atem des Windes mitgerissen, mitten unter ihnen unser kleines Blatt.“

  • Däumelinchen, Hans Christian Andersen
    (bevor der Schnee kam)
    „Alle Vögel, die so schön vor ihr gesungen hatten, flogen davon, Bäume und Blumen verdorrten; das große Klettenblatt, unter dem sie gewohnt hatte, schrumpfte zusammen, und es blieb nichts als ein gelber, verwelkter Stängel zurück. Däumelinchen fror schrecklich, denn ihre Kleider waren entzwei, und sie war selbst so fein und klein, sie musste erfrieren.“

    oder

  • „Im Herbst fliegen alle Schwalben nach den warmen Ländern fort; aber ist da eine, die sich verspätet, so friert sie so, dass sie wie tot niederfällt und liegen bleibt, wo sie hinfällt. Und der kalte Schnee bedeckt sie.“

    und auch
  • „Lebe wohl, du helle Sonne!“ sagte sie, streckte die Arme hoch empor und ging auch eine kleine Strecke weiter vor dem Hause der Feldmaus; denn nun war das Korn geerntet, und hier standen nur die trockenen Stoppeln. „Lebe wohl, lebe wohl!“ sagte sie und schlang ihre Arme um eine kleine rote Blume, die da stand. „Grüße die kleine Schwalbe von mir, wenn du sie zu sehen bekommst!“
  • Märchen von der Herbstzeitlose
    „Dicke Nebel ziehen vor dem Fenster auf. Die Sonne kämpft tapfer gegen die grauen Schwaden an. Schließlich scheint sie warm und hell auf das Wiesental. Endlich dürfen die Kinder mit der Mutter spazieren gehen. Aber mit der bunten Pracht der Wiesenblumen ist es vorbei. Nur ein Blümlein blüht noch. Aus dem mageren Grasboden schauen die Herbstzeitlosen heraus. Ihre lila Kelche leuchten hell, aber sie ist eine einsame Blume. Die Menschen mögen sie gar nicht so sehr, nur weil sie den Herbst ankündigt. Obwohl sie eine Schwester der feinen Lilie ist, duftet sie auch nicht gut. Deshalb lassen die Menschen sie stehen und verblühen.“
  • Der Ritter mit den Herbstzeitlosen 
    aus dem österreichischen Sagenschatz
  • Schneeweißchen und Rosenrot
    „Oft liefen sie im Walde allein umher und sammelten rote Beeren, aber kein Tier tat ihnen etwas zuleid, sondern sie kamen vertraulich herbei: das Häschen fraß ein Kohlblatt aus ihren Händen, das Reh graste an ihrer Seite, der Hirsch sprang ganz lustig vorbei, und die Vögel blieben auf den Ästen sitzen und sangen, was sie nur wussten. Kein Unfall traf sie – wenn sie sich im Walde verspätet hatten und die Nacht sie überfiel, so legten sie sich nebeneinander auf das Moos und schliefen, bis der Morgen kam, und die Mutter wusste das und hatte ihrentwegen keine Sorge.“

    oder

  • „Schneeweißchen und Rosenrot hielten das Hüttchen der Mutter so reinlich, dass es eine Freude war hineinzuschauen. Im Sommer besorgte Rosenrot das Haus und stellte der Mutter jeden Morgen, ehe sie aufwachte, einen Blumenstrauß vors Bett, darin war von jedem Bäumchen eine Rose. Im Winter zündete Schneeweißchen das Feuer an und hing den Kessel an den Feuerhaken, und der Kessel war von Messing, glänzte aber wie Gold, so rein war er gescheuert. Abends, wenn die Flocken fielen, sagte die Mutter: »Geh, Schneeweißchen, und schieb den Riegel vor«, und dann setzten sie sich an den Herd, und die Mutter nahm die Brille und las aus einem großen Buche vor und die beiden Mädchen hörten zu, saßen und spannen; neben ihnen lag ein Lämmchen auf dem Boden, und hinter ihnen auf einer Stange saß ein weißes Täubchen und hatte seinen Kopf unter den Flügel gesteckt.“

Trolle und Zwerge, Kobolde und Wichtel, Elfen und Feen im Märchen, in den Jahreszeiten, im Herbst, in der Natur

Trolle leben hauptsächlich in Skandinavien. Trollgeschichten, Trollsagen und Trollmärchen passen so recht zur rauen Jahreszeit im Herbst und im Winter. Trolle wohnen im Zauberwald, unter Wurzeln und in der Natur, bringen den Menschen oft Ärger, sind boshaft und stiften Unfrieden. Es gibt aber auch gutartige Trolle. In der nordischen und germanischen Mythologie haben Trolle ebenfalls einen festen Platz.

Kobolde und Wichtel sind unsichtbare Wesen, Hausgeister, Klabautermänner und Naturwesen, die unter Türschwellen leben, das Haus beschützen und gleichzeitig dort ihr Unwesen treiben, jedoch niemals bösartig sind, sich im Haus und auf dem Hof nützlich machen, den Stall behüten oder in Bergwerken die Bergleute begleiten, aber auch in einer bestimmten Gegend oder auf Schiffen wohnen.

Zwerge gibt es in Märchen, Geschichten und Sagen. Sie leben im Wald, vor allem im Gebirge, einem Berg oder einem Bergwerk. Oft werden Sie mit reichen Schätzen in Verbindung gebracht. Zwergenmärchen beherbergen sowohl böse als auch gute Zwerge.

Elfen und Feen gibt es in vielen Kulturen. Feen können als böse Fee oder als gute Fee Leute verwünschen, verzaubern, einen Fluch entfesseln, böse Wünsche in gute Wünsche umwandeln.

Feenmärchen über einen eigenen Zauber aus und berühren die Seele. Charakteristisch sind auch die Französischen Feenmärchen.

Elfenmärchen erzählen von guten Taten, von Liebenden und von Romantik.
Elfen sind zarte Naturwesen auf Wiesen und im Wald, auf Blumen und Pflanzen und in der freien Natur. Sie haben auch in der Mythologie und Fantasywelt einen festen Platz.

Mit Märchen, Geschichten und Sagen den Herbst erleben und spüren 

Zahlreiche Anregungen für Waldpädagogik und Hinweise zu Büchern gibt es

  • beim Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft der Landes Brandenburg. Ein wahrer Schatz an Literatur wurde zusammengetragen.
  • Die Deutsche Märchenstraße bietet ganzjährig interessante Erlebnisse mit Märchen an. Es lohnt sich, immer mal wieder auf der Homepage nachzuschauen.
  • Das Angebot im NaturGut Ophoven: Hier bekommen Sie zahlreiche Anregungen für das Erleben von Natur und Wald in Verbindung mit Märchen im Herbst und für das ganze Jahr. Schon das Programm bietet jede Menge Tipps und Ideen.
  • Schauen Sie einmal im Internet unter „Märchenwanderung“. In fast allen Gegenden werden auch im Herbst geführte Wanderungen mit Märchen angeboten.
  • Auf der Webseite kinderwetter.com haben Sie die Möglichkeit, nach Aktivitäten in allen Regionen von Deutschland, Österreich und Schweiz zu suchen. Es gibt auch für den Herbst schöne Basteltipps, Freizeittipps, Tagestipps, bei denen die Natur immer eine Rolle spielt. Vielleicht ist etwas für Sie und Ihre Familie dabei. Geben Sie einfach unter der Rubrik Freizeit das Suchwort Herbst oder Wandern ein und Sie bekommen jede Menge Tipps.

Bald kommt der erste Advent und dann geht es in großen Schritten auf Weihnachten zu. Im nächsten Teil dieser Serie geht es um Adventsgeschichten, Märchen zu Weihnachten, Wintermärchen und  Basteleien im Winter.

Schauen Sie öfter mal vorbei, ich freue mich auf Sie!

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