Kalligrafie: Die Kyrillische Schrift – Wie die Buchstaben von Griechenland über den Balkan bis nach Russland kamen (Teil 7)

Schrift, Schriftzeichen, Buchstaben und Geschichte verschiedener Länder verschmelzen zu einer Einheit, wenn wir uns mit Kalligrafie und mit der Vergangenheit beschäftigen. Enorme Gebietsveränderungen kommen zu Tage, und über das riesige Reich der Chasaren erfahren wir nur noch aus historischen Schriften. Im Zusammenhang hiermit steht auch die Lebensgeschichte der griechischen Brüder Kyrill und Method aus Saloniki, den Urvätern der kyrillischen Schrift.

Was zwei griechischen Brüder mit Kalligrafie zu tun haben
Ein Ausflug in die Geschichte führt uns in die Jahre um 915 bis 926 unserer Zeitrechnung und nach Thessaloniki im heutigen Griechenland. Damals gehörte Thessaloniki noch zum Byzantinischen Reich und hieß Saloniki. Saloniki war zu der Zeit eine wichtige Stadt und kam in seiner Wichtigkeit gleich nach Byzanz (heute Istanbul in der Türkei).

Saloniki, die Vaterstadt von Kyrill und Method
In Saloniki wurde zuerst Method und dann Kyrill geboren. Allerdings hieß Method zu der Zeit noch Michael und Kyrill trug den Namen Konstantin. Sie lebten in Makedonien, einer Gegend im nördlichen Griechenland.

Thessaloniki —– >

Geschichte —– >

Kalligrafie: Wie Kyrill und Method zur slawischen Sprache kamen
Konstantin und Michael waren die Söhne eines hohen Offiziers, der im Dienste des Kaisers von Byzanz stand. Damals gehörte Griechenland zum byzantinischen Reich. Michael und Konstantin bekamen eine gute Bildung. In unmittelbarer Nähe gab es eine slawische Enklave in der Region Makedonien. So lernten die beiden Brüder von jung an neben der griechischen auch eine slawische Sprache.  

Kalligrafie: Wie Konstantin (Kyrill) nach Konstantinopel kam
Beide Brüder studierten. Konstantin ging nach Konstantinopel (Byzanz), welches damals die Hauptstadt des Oströmischen Reiches war. An der Universität studierte er Theologie und Sprachwissenschaft. Er arbeitete in der Bibliothek der Krönungskirche Hagia Sophia,war also ständig von vielen Büchern umgeben. Eine Zeit lang lebte er im Kloster und beschäftigte sich mit der Schriftkunde, um dann auf höheren Befehl wieder nach Konstantinopel zurückzukommen und an der Universität zu lehren.

noch mehr über die Hagia Sophia —– >

schöne englische Seite: Hagia Sophia von innen —- >

aus Wikipedia über die Hagia Sophia —– >

Kalligrafie: Wie Michael (Method) vom Statthalter zum Mönch wurde und seinen zweiten Namen bekam
Michael kannte sich in den Rechtswissenschaften aus und wurde um 843 vom byzantinischen Kaiser zum Statthalter über Kentriki Makedonia ernannt. Seine slawischen Sprachkenntnisse halfen ihm dabei, denn das Fürstentum in Nordgriechenland war damals halbslawisch. Nach seiner Zeit als Statthalter zog sich Michael um 856 n. Chr.  in die Einsamkeit der Berge zurück und lebte auf dem Berg Oros Olympos (Olymp) im Kloster. Als Mönch trug er von da an den Namen Methodios (Method).

Oros Olympos —– >

Kalligrafie: Warum die beiden Brüder in das Reich der Chazaren reisten
Um 860 trafen sich die beiden Brüder nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder. Beide sollten auf Wunsch des byzantinischen Kaisers mit einer Gesandtschaft zu den Chazaren reisen und dabei sowohl theologisch beratende Funktionen als auch Dolmetschertätigkeiten übernehmen. Die Kenntnisse der slawischen Sprache und die im Theologiestudium erlernte hebräische Sprache kamen ihnen dabei zugute.

Im Reich der Chasaren
Die Chasaren lebten im Kaukasus, zwischen Dnepr und Wolga, auf der Halbinsel Krim sowie an der Küste der Südukraine. Hier sollten die beiden Brüder den Menschen den christlichen Glauben bringen und Gespräche mit den im Chasarenreich lebenden Juden und Muslimen führen. Es ging dabei auch um politische Verhandlungen. Auf der Reise dorthin kamen sie nach Chersones. Dort ergänzte der sprachbegabte Konstantin seine bisherigen Sprachkenntnisse und vertiefte sich in die Sprache der Chasaren.

Chersones heute —– >

Aus der Geschichte der Chasaren —– >

Wikipedia —– >

Kalligrafie: Weshalb Konstantin (Kyrill) ein neues Alphabet erfand
Im chasarischen Reich und dessen Umgebung wohnten zahlreiche slawische Stämme. Auch in Mähren, dem nächsten Ziel von Konstantin und Method, lebten Slawen. Es gab zu der Zeit bei den Slawen noch keine Schrift. Um die Bibel und andere kirchliche Texte in die slawische Sprache zu übersetzen, beschäftigte sich Konstantin mit der Ausarbeitung einer Schrift, zunächst zum Aufschreiben der Liturgie.

Liturgie —– > 

Konstantin nahm das griechische Alphabet als Grundlage und entwickelte daraus eine Schrift, die den Lauten der slawischen Völker entsprach. Dies war die erste slawische Schrift mit zunächst 40 Buchstaben, die Glagoliza heißt. Die glagolitische Schrift wurde hauptsächlich im Altkirchenslawischen verwendet. Glagoliza bedeutet so viel wie "Wort Gottes". Konstantin begann mit der Übersetzung aus der griechisch-byzantinischen Sprache in die slawische Sprache von Saloniki, dann in die Altbulgarische Sprache.

Altbulgarisch (Altkirchenslawisch) —– >

Gemälde mit Kyrill und Method, die jeweils eine Schrifttafel halten —– >

Lesen Sie im nächsten Kalligrafie-Beitrag,

  • wie das slawische Alphabet verbreitet wurde,
  • wie aus der glagolitischen die kyrillische Schrift entstand und
  • wie die kyrillische Schrift ihren Namen bekam;
  • wie die beiden Brüder nach Mähren kamen und
  • wieso es in Tschechien bis heute einen Nationalfeiertag zu Ehren von Method und Kyrill gibt,
  • weshalb Method in Deutschland gefangen gehalten wurde und
  • wieso Kyrill sein Grab in Rom bekam, auch
  • wie die Brüder in Bulgarien verehrt werden,
  • welche Rolle sie für die anderen östlichen Ländern gespielt haben und
  • das kyrillische Alphabet von heute